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Bauprojekte und Stadtentwicklung Neustrelitz

Umbau und Erweiterung der IGS „Walter Karbe“

Der Schule IGS Walter Karbe in Neustrelitz-Kiefernheide stehen umfangreiche Bauarbeiten bevor.

  • Beginn: ab 2024
  • Kosten: 9-11 Millionen €
    (4 Millionen Umbau, 700.000€ Container-Ausweichquartier während des Umbaus, 4-6 Millionen für einen Erweiterungsbau)
    Es wird mit etwa 3-4 Millionen € Fördergeld gerechnet.

Worum geht es?

Die Integrierte Gesamtschule „Walter Karbe“ verschreibt sich besonders der Inklusion und Integration. 17% der Schüler haben Förderbedarf und es gibt Kompetenzen in der DaZ-Intensivförderung (Deutsch als Zweitsprache) sowie Vorklassenbildung (für Kinder, die noch nicht den körperlichen und seelischen Anforderungen der Schule genügen). Außerdem ist sie MINT- und Berufswahlsiegelschule, die auch Ganztagsbetreuung anbietet.

Sie steht vor bedeutenden Bauvorhaben zur Verbesserung ihrer infrastrukturellen und pädagogischen Voraussetzungen. Die geplanten Maßnahmen umfassen die Digitalisierung der Schule zur Verbesserung der technischen Ausstattung, Brandschutzmaßnahmen, Raumoptimierung, Anpassungen für die Inklusion wie barrierefreie Zugänge und akustische Verbesserungen sowie die Sanierung bestehender Strukturen, um den gestiegenen Raumbedarf zu decken.

Aktuell besuchen 473 Schüler in 19 Klassen die Schule, wobei ein Bedarf für eine Erweiterung auf 21 Klassen besteht, um den pädagogischen und inklusiven Anforderungen gerecht zu werden. Etwa 17% der Schüler haben einen diagnostizierten Förderbedarf. Die Schule bietet ein breites Spektrum an spezialisierten Unterrichtsbereichen, darunter MINT-Fächer, die durch experimentelle Lernangebote ergänzt werden, und legt einen besonderen Fokus auf die Berufsorientierung.

Die bestehenden Raumprobleme führen zu Einschränkungen im Unterrichtsalltag, darunter eine begrenzte Durchführung von Klassenverbandunterricht und gruppenorientierten Lernformen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, gibt es temporäre Lösungen wie die Nutzung von Räumlichkeiten im Hortgebäude und die kontinuierliche Nutzung der Aula in Betracht.

Die Zielsetzung des Bauvorhabens und der pädagogisch-räumlichen Konzeptentwicklung ist die Schaffung einer modernen, zukunftsorientierten Lernumgebung, die vielfältige Unterrichtsformen unterstützt und individuelle Lernprozesse fördert. Dies soll durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Nutzern, Bauherr und Planern im Rahmen eines Masterplans erreicht werden, der die Schnittstelle zwischen pädagogischem Konzept und Lernumgebung neu definiert und optimiert.

Was wird gemacht?

Am 23. Januar 2024 besprach der Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau die geplanten Projekte zur Umgestaltung der IGS im Hinblick auf Inklusion und Raumbedarf. Das Gesamtprojekt ist in Einzelprojekte (IGS 1, 2 und 3) unterteilt. Sie umfassen den Umbau der IGS zu einer Inklusionsschule (IGS 1), die Errichtung eines Ausweichquartiers am Standort in Containerbauweise (IGS 2) und einen Erweiterungsbau zur langfristigen Deckung des Raumbedarfes (IGS 3).

IGS 1 zielt darauf ab, die Schule durch barrierefreie Erschließung, taktile und akustische Anpassungen sowie Brandschutzmaßnahmen für Schüler mit sensorischen und körperlich-motorischen Einschränkungen umzubauen. Das Investitionsvolumen beträgt ca. 4 Mio. Euro, mit einem Realisierungszeitraum von 2024 bis 2025.

Das Projekt IGS 2, ein Ausweichquartier, soll während des Umbaus zur Inklusionsschule und zur Minderung des bestehenden Klassenraummangels dienen. Das Quartier, bestehend aus sechs Klassenzimmern und Sanitäranlagen, soll schnellstmöglich, bis September 2024, realisiert werden, mit Kosten von ca. 700.000 Euro.

IGS 3, der Erweiterungsbau, reagiert auf erhöhte Raumbedarfe und die Anforderungen einer Inklusionsschule. Neue Fachkabinette sind geplant, basierend auf einem pädagogischen Konzept. Die Realisierung soll durch Förderprogramme unterstützt werden, mit Investitionskosten zwischen 4 und 6 Mio. Euro. Der Fördermittelantrag muss bis zum 31. Dezember 2024 gestellt werden.

Dabei wird mit etwa 3-4 Millionen € Fördergeld gerechnet.

Quellen:

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Neustrelitz Stadtgesellschaft, Debatten und Meinung

Kandidaten der Stadtvertreter-Wahl in Neustrelitz 2024

Bei der Kommunalwahl am 9.6.2024 werden die Neustrelitzer Stadtvertreter für die Wahlperiode 2024 bis 2029 gewählt.

(Auf meiner Website finden sich auch die Ergebnisse von 2014 und 2019)

Hier nenne ich die Kandidaten soweit sie offiziell bekannt sind. D.h. öffentlich in Medien und auf eigenen Websites bekanntgegebene Kandidaten von Parteien, Wahllisten und Einzelbewerbern.

Hinweise auf die anderen Parteien, Wahllisten und Einzelbewerber dürfen gerne an mich weitergegeben werden, damit ich sie hier ergänzen kann!

Wer?Wie viele?
CDU18 Kandidaten
SPD17 Kandidaten
Linke6 Kandidaten
AfDnoch nicht veröffentlicht?!
Grüne11 Kandidaten
FDPnoch nicht veröffentlicht?!
PuLS23 Kandidaten
Robert BehrendtEinzelbewerber
Norbert BöhsEinzelbewerber
Daniela PreußEinzelbewerberin
?Einzelbewerber

CDU

18 Kandidaten auf der Liste (2019: 13, davon 7 gewählt)

PlatzKandidatletztes Mal
angetreten?
1Patrick ScholzJa, gewählt
2Christoph PolandJa, gewählt
3Ernst August von der WenseJa, gewählt
4Sven ZachmannJa, gewählt
5Andreas PettersJa, gewählt
6Ralf MilbredtJa, gewählt
7Silvia KochJa, aber nicht gewählt
8Max OdebrechtNein
9Caroline Töllner-LichterfeldNein
10Matthias MeuselNein
11Valentin LunkenheimerNein
12Bill KrügerNein
13Andreas FranzJa, aber nicht gewählt
14Karsten DudziakJa, gewählt
(2019 für Grüne)
15Dirk WaldeNein
16Ullrich ZanderNein
17Martin GoryniaNein
18Peter LittwinNein

Quelle: https://strelitzius.com/2024/03/27/bunt-gemischtes-team-cdu-neustrelitz-geht-mit-18-kandidatinnen-und-kandidaten-in-den-kommunalwahlkampf/

SPD

17 Kandidaten auf der Liste (2019: 14, davon 7 gewählt). 5 aktuelle Stadtvertreter treten erneut an.

PlatzKandidatletztes Mal
angetreten?
1Steffen HeinrichJa, aber nicht gewählt
2Kathleen SupkeJa, gewählt
3Helge OehlschlägerJa, gewählt
4Ingrid TobiasNein
5Daniel Andrej PriebeJa, aber nicht gewählt
6Jakob ArltJa, aber nicht gewählt
7Andreas ButzkiJa, gewählt
8Diana GoedeNein
9Hans-Georg GrospitzJa, aber nicht gewählt
10Uwe HänischJa, aber nicht gewählt
11Thomas HildebrandtJa, gewählt
12Wolfgang KlamethNein
13Erhard LangwaldJa, aber nicht gewählt
14Tony ReinNein
15Bernd SonnenbergJa, aber nicht gewählt
16Dominick VillwockNein
17Torsten ZellJa, gewählt

Quelle: Facebook-Seite SPD Neustrelitz https://www.facebook.com/spdneustrelitz

Linke

6 Kandidaten auf der Liste (2019: 18, davon 5 gewählt)

PlatzKandidatletztes Mal
angetreten?
1Kerstin HeinrichNein
2Martin HenzeJa, gewählt
3Thomas KowarikJa, gewählt
4Dr. Thomas FißJa, aber nicht gewählt
5Manfred SchwarzJa, gewählt
6Christian RöseJa, aber nicht gewählt

Quelle: https://strelitzius.com/2024/03/02/liste-der-kandidierenden-fuer-linke-stadtfraktion-in-neustrelitz-steht/

AfD

noch nicht veröffentlicht?!

Grüne

11 Kandidaten auf der Liste (2019: 20, davon 3 gewählt)

PlatzKandidatletztes Mal
angetreten?
1Dr. Frederike FißJa, aber nicht gewählt
2Stella SchüsslerJa, gewählt
3Petra StolzJa, aber nicht gewählt
4Geesche DobersNein
5Bernhard BaumJa, aber nicht gewählt
6Toralf MaskeJa, aber nicht gewählt
7Tobias SeidelJa, aber nicht gewählt
8Harald BonhorstJa, aber nicht gewählt
9Gerd HernaczNein
10Johanna HanischNein
11Timo DomröseNein

Quelle: https://gruene-seenplatte.de/kommunalwahl-2024/kandidierende-staedte-und-gemeindevertretungen/

FDP

noch nicht veröffentlicht?!

PuLS

„Parteiunabhängige Liste Neustrelitz“ – Wahlliste, die keine keine eigene Partei darstellt.

23 Kandidaten auf der Liste (2019: 9, davon 1 gewählt)

PlatzKandidatletztes Mal
angetreten?
1Oliver HahnJa, aber nicht gewählt (2019 für LINKE)
2Christina Marschall Nein
3Erik SwiatlochNein
4Franziska RübensamNein
5Lars ScheibnerNein
6Paulina FabianJa, aber nicht gewählt
7Martin GeyerJa, aber nicht gewählt
8Anke HeinigNein
9Dr. Marcus DoeringJa, aber nicht gewählt (2019 für LINKE)
10Dr. Jörg HeinigJa, aber nicht gewählt
11Jonathan JagszentNein
12Dr. Klaus RekJa, aber nicht gewählt
13Clara BurcknerNein
14Dr. Birgit RekNein
15Uwe PöschelJa, aber nicht gewählt
16Mathias KriewaldNein
17Susanne SchwarzNein
18Philipp SchulzNein
19Martin RibbeckNein
20Jens PollexJa, aber nicht gewählt
21Horst ConradtJa, aber nicht gewählt
22Christian BrechlerNein
23Anke GoetschNein

Quelle: https://puls-neustrelitz.de/index.php/kandidatinnen/

Robert Behrendt

Ja, ich stelle mich selbst zur Wahl. Ohne Partei und ohne Wahlliste – als Einzelbewerber. Es ist das erste Mal, dass ich mich bewerbe.

weitere Einzelbewerber

  • Norbert Böhs – bereits letztes Mal angetreten, aber nicht gewählt
  • Daniela Preuß – noch nicht vorher angetreten
  • Es gibt einen weiteren Einzelbewerber, dessen Namen ich aber nicht habe. (Zur Vervollständigung bitte bei mit melden!)

Quellen für die Einzelbewerber: Gehört in der Sitzung des Gemeindewahlausschusses.

Die Parteien waren sehr zurückhaltend mit der Bekanntgabe ihrer Kandidaten. Ende 2023/Anfang 2024 formierten sie sich mit verschiedenen Veranstaltungen für den Wahlkampf. Mit Stand 18.3.2024 sind die Kandidaten nur für kleine 2 Parteien und einen Einzelbewerber bekannt. Erst im April folgten CDU, SPD und PuLS.

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Neustrelitz Stadtgesellschaft, Debatten und Meinung

Ergebnisse der Kommunalwahl Neustrelitz 2014

Die nächsten Kommunalwahlen in MV finden im Juni 2024 statt. Um die Zukunft zu gestalten muss man die Vergangenheit kennen. In der Politik bedeutet dies, dass man weiß, wer bisher verantwortlich war, um die Stadt voranzubringen.

Am 25.5.2014 fanden Kommunalwahlen in Mecklenburg-Vorpommern statt. Hier sind die Ergebnisse der Wahl zur Stadtvertretung in Neustrelitz. Quelle: Strelitzer Echo 2014/11

Allgemeines

  • Wahlberechtigte: 17.901
  • gewählt haben: 7.468
  • Wahlbeteiligung: 41,72 % (Landesdurchschnitt 46,5 %)
  • abgegebene Stimmen: 22.072
  • ungültige Stimmen: 405 (1,83%)
  • gültige Stimmen: 21.667

D.h. 7.468 Wähler haben 22.072 Stimmen abgegeben. Jeder Wähler hat 3 Stimmen, die frei vergeben werden können. Sie können alle einem einzigen Kandidaten gegeben oder auf mehrere Kandidaten verteilt werden. Auch auf unterschiedliche Listen und Einzelbewerber.

Vergebene Sitze

In der Neustrelitzer Stadtvertretung sind 29 Sitze zu vergeben.

StimmenProzentSitze
CDU6.50730,03 %9
SPD5.54325,58 %7
LINKE4.52320,88 %6
PuLS1.7017,85 %2
FDP1.2015,54 %2
Grüne1.0404,80 %1
NPD7583,50 %1
Bela Witt3941,82 %1

Stimmen

abgegebene Stimmen bei der Kommunalwahl 2014 Neustrelitz

Sitze

vergebene Sitze in der Stadtvertretung Neustrelitz im Jahr 2014

Insgesamt 29 Sitze

CDU: 9 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte CDU-Vertreter6.50730,03 %9 Vertreter
Christoph Poland1.7147,91 %gewählt
Sven Zachmann8784,05 %gewählt
Ernst August von der Wense6823,15 %gewählt
Andreas Petters4592,12 %gewählt
Silvia Koch4031,86 %gewählt
Ralf Milbredt3911,80 %gewählt
Frank Braasch3761,74 %gewählt
Patrick Scholz3391,56 %gewählt
Frank Obermair2431,12 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Prof. Dr. Harald Seider2221,02 %Ersatzkandidat
Maria-Sophie Schmidt1260,58 %Ersatzkandidat
Morten Sören Lingnau1180,54 %Ersatzkandidat
Erich Henning1120,52 %Ersatzkandidat
Andreas Franz1080,50 %Ersatzkandidat
Michael Sievers980,45 %Ersatzkandidat
Christa Grois950,44 %Ersatzkandidat
Andrea Apmann800,37 %Ersatzkandidat
Stefanie Labs630,29 %Ersatzkandidat
Ergebnis CDU-Liste Kommunalwahl 2014 Neustrelitz

SPD: 7 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte SPD-Vertreter5.54325,58 %7 Vertreter
Andreas Butzki1.4136,52 %gewählt
Jeannine Pflugradt8103,74 %gewählt
Dr. Ernst Dörffel5582,58 %gewählt
Dr. Klaus-Michael Körner5482,53 %gewählt
Helge Oehlschläger4151,92 %gewählt
Thomas Hildebrandt3321,53 %gewählt
Martin Kley2671,23 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Kathleen Supke2531,17 %Ersatzkandidat
Christel Lau2481,14 %Ersatzkandidat
Jakob Arlt1450,67 %Ersatzkandidat
Christine Büttner1450,67 %Ersatzkandidat
Uwe Hänisch1400,65 %Ersatzkandidat
Steffen Heinrich730,34 %Ersatzkandidat
Jutta Tiedt680,31 %Ersatzkandidat
Konstante Gothe580,27 %Ersatzkandidat
Jens Müller410,19 %Ersatzkandidat
Erhard Langwald290,13 %Ersatzkandidat
Ergebnis SPD-Liste Kommunalwahl 2014 Neustrelitz

DIE LINKE: 6 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte LINKE-Vertreter4.52320,88 %6 Vertreter
Waltraud Bauer1.0774,97 %gewählt
Manfred Schwarz4592,12 %gewählt
Erwin Hemke4442,05 %gewählt
Rolf-Dieter Kadgien4011,85 %gewählt
Christian Arnold Krüger3341,54 %gewählt
Karin Rudolph3331,54 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Silvia Ott2301,06 %Ersatzkandidat
Dr. Cornelia Nenz1990,92 %Ersatzkandidat
Renate Kniehs1610,74 %Ersatzkandidat
Nicole Jürgens1590,73 %Ersatzkandidat
Thomas Kowarik1350,62 %Ersatzkandidat
Andreas Schellhase1250,58 %Ersatzkandidat
Sven Kaiser1230,57 %Ersatzkandidat
Andreas Knubbe880,41 %Ersatzkandidat
Martin Nicklas780,36 %Ersatzkandidat
Christian Röse680,31 %Ersatzkandidat
Michaela Cevik570,26 %Ersatzkandidat
Olaf Dittmann520,24 %Ersatzkandidat
Ergebnis LINKE-Liste Kommunalwahl 2014 Neustrelitz

PuLS: 2 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte PuLS-Vertreter1.7017,85 %2 Vertreter
Guido Antonow3961,83 %gewählt
Hannelore Raemisch2551,18 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Adolf Raith2070,96 %Ersatzkandidat
Dr. Martina Grund2030,94 %Ersatzkandidat
Horst Conradt1840,85 %Ersatzkandidat
Martina Herre1290,60 %Ersatzkandidat
Monika Raemisch980,45 %Ersatzkandidat
Dr. Jörg Heinig780,36 %Ersatzkandidat
Anke Fabian530,24 %Ersatzkandidat
Martin Geyer490,23 %Ersatzkandidat
Dr. Klaus Rek270,12 %Ersatzkandidat
Uwe Pöschel220,10 %Ersatzkandidat
Ergebnis PuLS-Liste Kommunalwahl 2014 Neustrelitz

FDP: 2 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte FDP-Vertreter1.2015,54 %2 Vertreter
Bernd Werdermann5122,36 %gewählt
Guido Pauly3911,80 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Bernd Haase2471,14 %Ersatzkandidat
Heiner Böcker320,46 %Ersatzkandidat
Grit Pauly190,09 %Ersatzkandidat
Ergebnis FDP-Liste Kommunalwahl 2014 Neustrelitz

Grüne: 1 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte Grüne-Vertreter1.0404,80 %1 Vertreter
Falk Jagszent1930,89 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Karsten Dudziak1770,82 %Ersatzkandidat
Petra Stolz1140,53 %Ersatzkandidat
Frank Jeziorowski940,43 %Ersatzkandidat
Horst Bartz860,40 %Ersatzkandidat
Tobias Seidel670,31 %Ersatzkandidat
Helge Kramer630,29 %Ersatzkandidat
Toralf Maske540,25 %Ersatzkandidat
Thomas Pannowitsch470,22 %Ersatzkandidat
Gerd Hernacz410,19 %Ersatzkandidat
Janina Jagszent410,19 %Ersatzkandidat
Mario Wagner290,13 %Ersatzkandidat
Detlef Ahlgrimm220,10 %Ersatzkandidat
Harald Bohnhorst120,06 %Ersatzkandidat
Ergebnis Grüne-Liste Kommunalwahl 2014 Neustrelitz

NPD: 1 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte NPD-Vertreter7583,50 %1 Vertreter
Marko Zimmermann7583,50 %gewählt
Ergebnis NPD-Liste Kommunalwahl 2014 Neustrelitz

Einzelbewerber: 1 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte Einzelbewerber3941,82 %1 Vertreter
Bela Witt3941,82 %gewählt
Ergebnis Einzelbewerber Kommunalwahl 2014 Neustrelitz

Ergebnisse der Kommunalwahl 2019

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Neustrelitz Stadtgesellschaft, Debatten und Meinung

Ergebnisse der Kommunalwahl Neustrelitz 2019

Die nächsten Kommunalwahlen in MV finden im Juni 2024 statt. Um die Zukunft zu gestalten muss man die Vergangenheit kennen. In der Politik bedeutet dies, dass man weiß, wer bisher verantwortlich war, um die Stadt voranzubringen.

Am 26.5.2019 fanden Kommunalwahlen in Mecklenburg-Vorpommern statt. Hier sind die Ergebnisse der Wahl zur Stadtvertretung in Neustrelitz. Quelle: Strelitzer Echo 2019/11

(Hier die Aufstellung aktueller Kandidaten 2024)

Allgemeines

  • Wahlberechtigte: 17.541
  • gewählt haben: 9.066
  • Wahlbeteiligung: 51,68 % (Landesdurchschnitt 57,2 %)
  • abgegebene Stimmen: 26.225
  • ungültige Stimmen: 330 (1,26%)
  • gültige Stimmen: 25.895

D.h. 9.066 Wähler haben 26.225 Stimmen abgegeben. Jeder Wähler hat 3 Stimmen, die frei vergeben werden können. Sie können alle einem einzigen Kandidaten gegeben oder auf mehrere Kandidaten verteilt werden. Auch auf unterschiedliche Listen und Einzelbewerber.

Vergebene Sitze

In der Neustrelitzer Stadtvertretung sind 29 Sitze zu vergeben.

StimmenProzentSitze
CDU5.98623,12 %7
SPD5.64621,80 %7
LINKE4.18516,16 %5
AfD3.79214,64 %4
Grüne2.5479,84 %3
FDP2.0577,94 %2
PuLS1.1284,36 %1
Nico Kosche2150,83 %0
Norbert Böhs2040,79 %0
Dirk Pagelow1350,52 %0

Stimmen

abgegebene Stimmen bei der Kommunalwahl 2019 Neustrelitz

Sitze

vergebene Sitze in der Stadtvertretung Neustrelitz im Jahr 2019

Insgesamt 29 Sitze

CDU: 7 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte CDU-Vertreter5.98623,12 %7 Vertreter
Christoph Poland1.7396,72 %gewählt
Ernst August von der Wense6702,59 %gewählt
Sven Zachmann6102,36 %gewählt
Patrick Scholz6002,32 %gewählt
Andreas Petters3871,49 %gewählt
Frank Obermair3631,40 %gewählt
Ralf Milbredt3441,33 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Silvia Koch2981,15 %Ersatzkandidat
Frank Braasch2801,08 %Ersatzkandidat
Maria-Sophie Schmidt2681,03 %Ersatzkandidat
Ingrid Sievers2410,93 %Ersatzkandidat
Andreas Franz1470,57 %Ersatzkandidat
Tobias Weden390,15 %Ersatzkandidat
Ergebnis CDU-Liste Kommunalwahl 2019 Neustrelitz

SPD: 7 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte SPD-Vertreter5.64621,80 %7 Vertreter
Andreas Butzki2.0748,01 %gewählt
Helge Oehlschläger6722,60 %gewählt
Kathleen Supke5882,27 %gewählt
Thomas Hildebrandt4661,80 %gewählt
Katharina Priebe3621,40 %gewählt
Martin Kley3151,22 %gewählt
Torsten Zell2921,13 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Uwe Hänisch1990,77 %Ersatzkandidat
Jakob Arlt1710,66 %Ersatzkandidat
Daniel Andrej Priebe1650,64 %Ersatzkandidat
Bernd Sonneberg1390,54 %Ersatzkandidat
Steffen Heinrich1070,41 %Ersatzkandidat
Hans-Georg Grospitz660,25 %Ersatzkandidat
Erhard Langwald300,12 %Ersatzkandidat
Ergebnis SPD-Liste Kommunalwahl 2019 Neustrelitz

DIE LINKE: 5 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte LINKE-Vertreter4.18516,16 %5 Vertreter
Thomas Kowarik9473,66 %gewählt
Marco Süldt6632,56 %gewählt
Martin Henze4761,84 %gewählt
Manfred Schwarz3851,49 %gewählt
Rolf-Dieter Kadgien3641,41 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Nicole Sperling-Jürgens3621,40 %Ersatzkandidat
Erwin Hemke2841,10 %Ersatzkandidat
Dr. Thomas Fiß2570,99 %Ersatzkandidat
Oliver Hahn1580,61 %Ersatzkandidat
Dr. Marcus Doering870,34 %Ersatzkandidat
Christian Röse850,33 %Ersatzkandidat
Sven Kaiser630,24 %Ersatzkandidat
Hans-Joachim Keck540,21 %Ersatzkandidat
Ergebnis LINKE-Liste Kommunalwahl 2019 Neustrelitz

AfD: 4 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte AfD-Vertreter3.79214,64 %4 Vertreter
Frank Herrmann18627,19 %gewählt
Hagen Häusser-Nixdorf7292,82 %gewählt
Michael Rose5182,00 %gewählt
Thies Bussert4301,66 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Christian Czollek2530,98 %Ersatzkandidat
Ergebnis AfD-Liste Kommunalwahl 2019 Neustrelitz

Grüne: 3 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte Grüne-Vertreter2.5479,84 %3 Vertreter
Falk Jagszent6492,51 %gewählt
Stella Schüssler3501,24 %gewählt
Karsten Dudziak2310,89 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Friederike Fiß2200,85 %Ersatzkandidat
Tobias Seidel1360,53 %Ersatzkandidat
Enrico Bach1350,52 %Ersatzkandidat
Dr. Gernot Ostermann1180,46 %Ersatzkandidat
Helge Kramer1030,40 %Ersatzkandidat
Petra Stolz900,35 %Ersatzkandidat
Horst Bartz810,31 %Ersatzkandidat
Dr. Bernard Baum750,29 %Ersatzkandidat
Almut Roos570,22 %Ersatzkandidat
Janina Jagszent570,22 %Ersatzkandidat
Thomas Pannowitsch530,20 %Ersatzkandidat
Martin Meifert510,20 %Ersatzkandidat
Antje Olejnik500,19 %Ersatzkandidat
Toralf Maske350,14 %Ersatzkandidat
Harald Bohnhorst280,11 %Ersatzkandidat
Mario Wagner170,07 %Ersatzkandidat
Ralf Peter Hässelbarth110,04 %Ersatzkandidat
Ergebnis Grüne-Liste Kommunalwahl 2019 Neustrelitz

FDP: 2 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte FDP-Vertreter2.0577,94 %2 Vertreter
Bernd Werdermann11014,25 %gewählt
Guido Pauly4541,75 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Bernd Haase3841,48 %Ersatzkandidat
Christoph Stitz1180,46 %Ersatzkandidat
Ergebnis FDP-Liste Kommunalwahl 2019 Neustrelitz

PuLS: 1 Vertreter

StimmenProzentErgebnis
gewählte PuLS-Vertreter1.1284,36 %1 Vertreter
Hannelore Raemisch2951,14 %gewählt
angetreten, aber nicht gewählt:
Monika Raemisch1720,66 %Ersatzkandidat
Horst Conradt1540,59 %Ersatzkandidat
Paulina Fabian1290,50 %Ersatzkandidat
Dr. Jörg Heinig1050,41 %Ersatzkandidat
Martin Geyer950,37 %Ersatzkandidat
Jens Pollex730,28 %Ersatzkandidat
Dr. Klaus Rek590,23 %Ersatzkandidat
Uwe Pöschel460,18 %Ersatzkandidat
Ergebnis PuLS-Liste Kommunalwahl 2019 Neustrelitz

Einzelbewerber (0 Vertreter)

StimmenProzentErgebnis
Einzelbewerber0 Vertreter
angetreten, aber nicht gewählt:
Nico Kosche2150,83 %nicht gewählt
Norbert Böhs2040,79 %nicht gewählt
Dirk Pagelow1350,52 %nicht gewählt
Ergebnis Einzelbewerber Kommunalwahl 2019 Neustrelitz

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Deutschland für Anfänger Geschichte und Sightseeing

Die Hyper-Inflation in Deutschland 1923

Die Hyperinflation 1922/1923 ihre Beendigung durch die Rentenmark in Deutschland ist etwa 100 Jahre her und prägt aber immer noch die Gesellschaft. Die Angst vor steigenden Preisen und Wertverlust des ersparten Geldes ist besonders groß.

1922/1923, wenige Jahre nach dem Zusammenbruch der Monarchie zum Ende des Ersten Weltkrieges war die Zeit der Hyperinflation. Die Ursache der Geldentwertung waren massive Staatsausgaben aufgrund der Reparationszahlungen für die Siegermächte, Kriegsschulden und der allgemeinen wirtschaftliche Notlage. Der Staat hat das durch das Drucken von Geld bei der Notenbank finanziert.

Geldschein 1 Milliarde Mark

Ein 1000-Mark-Schein wurde überstempelt

Reichsbanknote 1922_1923 Inflation 1 Milliarde Mark

Höhepunkt der Inflation

Im November 1923, beendete die Einführung der Rentenmark die verheerende Hyperinflation in Deutschland. Die Ursache für die Hyperinflation lag in den hohen Ausgaben des Staates, um die Kriegslasten zu finanzieren, insbesondere die Reparationsforderungen der Siegermächte nach dem Ersten Weltkrieg. Die Situation verschärfte sich, als französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet besetzten und Deutschland zum passiven Widerstand aufrief. Die Arbeiter streikten und die Regierung zahlte ihre Löhne weiter, indem sie einfach Geld drucken ließ. Diese massiven Staatsausgaben führten zu einer Extremen Inflation.

Preisentwicklungen vor, während und nach der Inflation:

Eier:

Vor dem Krieg (1914)9 Pfennige pro Ei0,09 Reichsmark
Kriegsende (1918)36 Pfennige0,36 Reichsmark
Mitte 19211,55 Mark1,55 Reichsmark
Höhepunkt der Inflation (1923)440 Milliarden Mark440.000.000.000 Reichsmark
Nach der Währungsreform23 Rentenpfennige0,23 Reichsmark
Preisentwicklung für ein Ei

Straßenbahnfahrkarte (Berlin):

Vor dem Krieg (1914)10 Pfennige0,10 Reichsmark
Kriegsende (1918)15 Pfennige0,15 Reichsmark
Mitte 19214,00 Mark4,00 Reichsmark
Höhepunkt der Inflation (1923)150 Milliarden Mark150.000.000.000 Reichsmark
Nach der Währungsreform15 Rentenpfennige0,15 Rentenmark
Preisentwicklung eine Straßenbahnfahrkarte

Roggenbrot (Berlin):

Vor dem Krieg (1914)66 Pfennige0,66 Reichsmark
Kriegsende (1918)1,09 Pfennige1,09 Reichsmark
Höhepunkt der Inflation (1923)840 Milliarden Mark840.000.000.000 Reichsmark
Nach der Währungsreform64 Rentenpfennige0,64 Rentenmark
Preisentwicklung eins Roggenbrot in Berlin

Diese Zahlen veranschaulichen drastisch die extremen Preissteigerungen während der Inflationsperiode in Deutschland, gefolgt von einer drastischen Währungsreform, die zu einer erheblichen Entwertung der Mark führte.

Quelle: www.inflation1923.de

Mecklenburg-Strelitz Notgeld 1 Billion Mark
Mecklenburg-Strelitz Notgeld 1 Billion Mark

Beendigung der Inflation

Erst mit der Regierung unter Reichskanzler Gustav Stresemann im August 1923 wurden radikale Reformen eingeführt, um die Hyperinflation zu stoppen. Der passive Widerstand wurde beendet, die Erwerbslosenfürsorge reformiert, und es wurden drastische Sparmaßnahmen ergriffen. Diese Maßnahmen führten zu einem ausgeglichenen Haushalt und legten den Grundstein für die Einführung einer neuen Währung.

Die Rentenmark wurde im November 1923 eingeführt, basierend auf einem innovativen Konzept. Die Währung wurde nicht von der Reichsbank, sondern von einer neuen privatwirtschaftlich organisierten Notenbank, der Rentenbank, herausgegeben. Daher auch der Name „Rentenmark“. Sie war durch einen echten Wert, das Pfand auf den Grundbesitz, gedeckt. Dies und die drastischen Sparmaßnahmen schufen Vertrauen in die neue Währung.

Die Rentenmark stoppte die Hyperinflation praktisch über Nacht. Die Preise stabilisierten sich, und die neue Währung wurde zu einem vollen Erfolg. Später wurde eine neue Reichsbank gegründet und eine neue Reichsmark eingeführt, die aber an die Rentenmark gekoppelt war. Die Scheine wurden noch bis 1948 genutzt, als die D-Mark eingeführt wurde.

Die Hyperinflation hatte jedoch langfristige Auswirkungen auf die deutsche Bevölkerung. Ersparnisse wurden vernichtet, und der wirtschaftliche Niedergang der Mittelschicht verstärkte soziale Unzufriedenheit. Dies könnte zu den politischen Umwälzungen der 1930er Jahre beigetragen haben. Die Angst vor Inflation prägt auch heute noch die deutsche Mentalität.

Siehe auch: Aktien und Aktienkultur

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Bauprojekte und Stadtentwicklung Neustrelitz

Der Turmbau zu Neustrelitz – teilweiser Wiederaufbau des verlorenen Schloss

Neustrelitz ist für sein historisches Stadtbild bekannt, aber mit dem verloren gegangenen Schloss fehlt ein wichtiger Teil. Der Schlossturm wird nun nach altem Vorbild neu aufgebaut. Nach Fertigstellung wird er als Ausstellungsgebäude und Aussichtsturm dienen. Dies ist ein Überblick über das Projekt und seine Hintergründe.


Das Doppelprojekt

Es handelt sich eigentlich um zwei eng zusammenhängende Projekte. Das eine ist der Schlossturm, der in Verantwortung der Stadt Neustrelitz gebaut wird. Das andere ist das Projekt Schlosskeller, welches durch das Land Mecklenburg-Vorpommern realisiert wird.

Schlossturm

Nüchtern betrachtet handelt es sich um ein Gebäude, das eine Grundfläche von 10,5 x 10,5 Metern und eine Höhe von 53 Metern haben wird. Damit ist es sogar etwas höher als der Turm der Neustrelitzer Stadtkirche, welcher zur Zeit die Innenstadt von Neustrelitz weit sichtbar dominiert. Der neue Turm wird in der Grundform und an der Außenfassade eine möglichst originalgetreue Kopie des historischen Schlossturms sein. Auch der Standort entspricht dem Original, wobei sogar die historischen Fundamente wahrscheinlich für den neuen Bau mitgenutzt werden, da sie als stabil genug einschätzt wurden.

Etwa auf der halben Höhe, in 24m und zusätzlich in 43m wird es Aussichtspunkte geben. Neben einer Treppe, um bis nach ganz oben zu gelangen ist ein Aufzug geplant, der die 2-3 Etagen im Inneren verbindet. Dort werden auf ca. 100 qm Ausstellungsräume untergebracht, die sich aller Voraussicht nach um die Bedeutung als „Ort der Demokratiegeschichte“ drehen wird. Diesen Titel hat der noch leere Schlossberg bereits erhalten. Im alten Schlossgebäude wurde nämlich die erste demokratische Verfassung Deutschlands nach dem Ende der Monarchie in Kraft gesetzt. Hier tagte der Landtag des neu gegründeten Freistaat Mecklenburg-Strelitz. Außerdem war in diesem Parlament zum ersten Mal in Deutschland eine Frau Mitglied. Ihr Name war Erna Weiland.

Die Ausstellung wird zur Zeit erarbeitet und eventuell wird auch die Geschichte des Schlosses einen Platz finden. Eine Heizung wird übrigens wird nicht eingebaut, so dass die Räume vor allem in den warmen Monaten Besucher einladen. Letztendlich wird es ein modernes Gebäude mit historischer Fassade und kultureller Nutzung werden.

Schlosskeller

Der alte Schlosskeller ist seit einigen Jahren abgesperrt. Er wird mit einer Betondecke überspannt, wodurch die Fläche wieder begehbar und auch gestaltet werden kann. So ist zum Beispiel eine Begrünung dieser Kellerabdeckung denkbar. Auch die Kellergewölbe sollen über Treppen betretbar sein. Das Teilprojekt wird im Wesentlichen durch das Land MV als Eigentümer umgesetzt. Die Stahlbetondecke könnte ohne Schaden für die historische Substanz wieder abgebaut werden, falls es in der Zukunft einen anderen Nutzungswunsch gibt.

Geplanter Zeitablauf

Mit folgendem Zeitablauf wurde Anfang 2022 gerechnet. Mittlerweile ist es aber nicht mehr zu schaffen!

  • 2023 im Herbst, nach den Schlossfestspielen:
    Bauabschnitt 1 des Schlosskellers
    Beräumung des Schlosskellers (jahrzehntelang wurden Schutt und Müll abgelagert)
    -> Dauer ca. 8 Monate.
  • 2024 nach Abschluss der Kellerberäumung: Start für Turmbau
  • 2027: geplante Fertigstellung des Turms
  • Ab 2027: Bauabschnitt 2 des Schlosskellers:
    Abdeckung des Kellers, Nutzbarmachung des Inneren und Gestaltung der Oberfläche
    -> Dauer ca. 8 Monate

Das Gesamtprojekt wäre somit frühestens 2028 abgeschlossen. Realistisch bei solchen Projekte ist aber eine Verspätung, so dass davon auszugehen ist, dass der neue Schlossturm und die gestaltete Fläche auf dem Schlosskeller zum Ende des Jahrzehnts im vollen Glanz erstrahlen werden.

Hintergrund

Als Residenzstadt eines Herzogtums hatte Neustrelitz ein Schloss. Es wurde ab 1726 gebaut und später durch einen Anbau vergrößert, zu dem auch ein Turm gehörte. Dieser war nach des Vorbild des Schloss Charlottenburg in Berlin errichtet worden. Dazu gehörte ein Park – der „Schlossgarten“ und eine Reihe von Gebäude, die mit dem Schloss in Verbindung standen. Zum Beispiel die Schlosskirche, das Theater oder der Marstall zur Unterbringung von Pferden und Fuhrwerken.

Am Kriegsende 1945 brannte das Schloss aus. Es wurde einige Jahre später abgerissen, denn im neuen politischen System nach dem Krieg gab es keine Chance auf einen Wiederaufbau der Brandruine. Stattdessen wurde es als Baumaterial für neue Gebäude verwendet und auf der Flächen wurden einfache Gebäude – „Baracken“ – errichtet in denen Büros untergebracht waren. Sie standen über die DDR-Zeit bis in die 1990er Jahre hinein. In Neustrelitz erzählte man über den Schlossberg in Anlehnung an den Architekturstil: „Früher stand hier Barock, heute Barack“.

Nach der Wiedervereinigung wurden die Baracken nicht mehr benötigt und ebenfalls abgerissen. Die Fläche war nun leer und es kam die Frage auf, wie dieses Grundstück direkt am Schlossgarten genutzt werden soll. Es wurden Ideen gesammelt, aber bald kamen auch Forderungen nach einem Wiederaufbau des alten Schlosses auf.

Erste Ansätze für die Nutzung des Geländes

Ab den 2000er Jahren wurde der Schlossberg zeitweise für Veranstaltungen genutzt. Man errichtete eine „Schlossattrappe“ aus Gerüsten und Plane und eine Stahlkonstruktion, die an den Schlossturm erinnerte. Dies diente als Kulisse für die 2001 gestarteten Schlossgartenfestspiele oder andere Ereignisse wie z.B. die Übergabe der Abiturzeugnisse an Schüler des Neustrelitzer Gymnasium Carolinum.

Seit den 2010er Jahren hat das Land Mecklenburg-Vorpommern mehrere Restaurierungsprojekte durchgeführt, um den Schlossgarten und das umliegende Gebiet weitgehend im historischen Stil wiederherzustellen. Jahr für Jahr wurde gearbeitet. Skulpturen wurden wieder an altem Platz aufgestellt, Brunnen und Gartenmauern wurden instand gesetzt und Wege und Baumreihen restauriert. Neben der Sanierung des alten Kavalierhaus wurde die von Marstall und Orangerie begonnen.

Konkrete Planungen des Landes

Das (leicht erhöhte) Gelände, auf dem das ehemalige Schloss stand ist allgemein als „Schlossberg“ bekannt. Die Fläche auf dem sich das Schloss befand ist zweigeteilt. Zum einen ein großer, leerer begehbarer Platz und zum anderen ein wegen Einsturzgefahr abgesperrter Bereich auf dem die Reste der Schlosskeller befinden.

Auch hier wollte das Land eine Neugestaltung und rief 2013 einen Architektenwettbewerb aus. Mehrere Entwürfe gingen ein und wurden von einer „Fach und Sachpreisjury“ bewertet. Das Sieger-Projekt sah eine Konstruktion aus „80 Holzmasten und sich im Winde bewegenden Volants“ (Fahnen) mit jeweils 16-18m Höhe vor. Die Schlosskeller sollten mit Sand verfüllt und die Fläche zu einer Blumenwiese werden.

Dieser Entwurf wurde jedoch abgelehnt (insbesondere durch den Residenzschlossverein). Nachdem es auch Bedenken zu Technik und Kosten gab, wurde der 2. Preis des Wettbewerbs genutzt. Dies war das Projekt „Bellevue“, das deutlich zurückhaltender war, aber ebenfalls eine Verfüllung der noch erhaltenen Schlosskeller vorsah. Somit stand im Jahr 2014 der Plan des Landes Mecklenburg-Vorpommern für die Umgestaltung des Schlossbergareals.

Landes-Plan wird abgelehnt

Es regte sich jedoch Widerstand in Neustrelitz. Hauptaugenmerk lag dabei die Kritik an der Versiegelung des Schlosskellers. Er sollte mit speziellem Sand aufgefüllt werden, wobei der Beginn der Arbeiten für März 2018 geplant war. Obwohl betont wurde, dass der Sand in späteren Generationen entfernt werden könne, wäre der Zugang zum Keller als letztem originalen Überrest des Schlosses dauerhaft verloren gegangen. Zudem hätte die Investition die Umsetzung jeglicher Ideen und Wünsche einer Wiederbebauung des Schlossbergs nahezu unmöglich gemacht und die Diskussion um einen Wiederaufbau des Schlosses für Jahrzehnte beendet.

Einige Neustrelitzer Bürger, insbesondere der Residenzschlossverein und Mitglieder der Stadtvertretung lehnten daher die Verfüllung des Schlosskellers ab.

Im Oktober 2017 legte die Fraktion der LINKE in der Stadtvertretung einen Antrag vor, dass die Stadt die Verfüllung der Keller verhindern solle. Er sollte beräumt und mit „archäologischen Sichtfenstern“ erlebbar gemacht; die vorhandenen Fußböden des Erdgeschoss erhalten werden. Hier wurde auch der originalgetreue Wiederaufbau des Schlossturmes erwähnt und eine Ausstellung zur Demokratiegeschichte des Ortes angeregt. (Im Bezug auf die erste in Kraft getretene demokratische Landesverfassung in Deutschland.)

Die Vorlage wurde zunächst nur beraten. Im späteren Verlauf wurde ein „Gedankenaustausch zum Schlossareal“ am 29.1.2018 (Dem Jahrestag der Verabschiedung besagter Landesverfassung) vorgeschlagen und durch die „Stiftung Mecklenburg“ veranstaltet.

Auf dieser ersten „Schlossbergkonferenz“ wie sie später genannt wurde und danach jährlich stattfand, bekam die Idee des Keller-Erhalt und des Schlossturms eine so große Zustimmung, dass sie weiterverfolgt wurde. Der Antrag in der Stadtvertretung fand eine Mehrheit.

Damit standen die Stadt Neustrelitz und das Land Mecklenburg-Vorpommern, genauer gesagt dem Finanzministerium unter Minister Brodkorb (SPD) im Konflikt. Die Stadt lehnte den Plan des Landes ab.

Der Kompromiss

Im Frühjahr 2018 kam es zu einem Treffen zwischen Vertretern von Stadt und Land, nach dem alle Pläne für die Baumaßnahmen gestoppt wurden.

Im Laufe des Jahres 2018 wurde schließlich ein Kompromiss gefunden: Der Keller wird nicht verfüllt und das Umgestaltungskonzept „Bellevue“ wird verändert. Außerdem durfte der Turm des historischen Schlosses gebaut werden.

Ein Grundstück aus dem Landeseigentum soll auf die Stadt Neustrelitz übergehen, um dort um einen Turm bauen zu können. Außerdem wird eine bestimmte Summe an Fördergeld versprochen. Der Deal lautete: Neustrelitz darf sich den Wunsch erfüllen, aber das Land gibt die Verantwortung für laufende Kosten ab.

Es gab danach noch Diskussionen über die Außengestaltung des Turms: Sollte er entweder mit einer Kopie der historischen Fassade oder als Verweis auf das alte Schloss gestaltet werden? Letztendlich setzte sich die historische Form später durch.

Nach weiteren Jahren der Planung und Verzögerungen könnten die Arbeiten auf dem „Schlossberg“ nun im Jahr 2024 beginnen.

Investitionskosten

Die Gestaltung des Schlossareals (inkl. Kellerdecke), die durch das Land finanziert wird, wurde Ende 2022 auf 7 Millionen € geschätzt.

Der Schlossturm wird mit Stand Januar 2024 auf 9,5 Millionen € geschätzt (Bis zu den allgemeinen Baukostensteigerungen 2022 hatte man mit 7 Millionen € gerechnet.) Zur Finanzierung wurden vom Land und vom Bund insgesamt 6,5 Millionen € als Fördermittel Aussicht gestellt. Der Rest von 3 Millionen € würde zum einen als Eigenanteil der Stadt und zum anderen durch private Spenden finanziert werden. Die Spendenbereitschaft ist groß. Vor einem sicheren Baubeginn können jedoch noch keine Spenden gesammelt werden.

Die meisten Grundstücke und Gebäude im Umfeld gehören dem Bundesland MV, weil das Schloss und das ehemalige „Residenzviertel“ staatliches Eigentum des einst unabhängigen Landes Mecklenburg-Strelitz mit der Landeshauptstadt Neustrelitz waren. Daher erklärt sich der Beitrag durch das Land. Die nationale Bedeutung, die die Mittel aus dem Bundeshaushalt rechtfertigen, ergibt sich aus der Geschichte des Schlosses in dem einerseits die erste Frau in Deutschland Parlamentsmitglied war und einerseits die erste demokratische Verfassung Deutschlands nach dem Ende der Monarchie verabschiedet wurde.

In der Vereinbarung mit dem Land MV zum Schlossberg ist geregelt, dass sich das Land zwar an den Baukosten beteiligt, aber danach keine laufende Kosten für die Bewirtschaftung wie z.B. Besucherservice übernimmt. Dazu wird das Grundstück, auf dem der Turm stehen soll, an die Stadt verkauft. Die Idee aus der Stadtverwaltung ist, dass die Stadt alle Kosten übernimmt, die sich auf das Gebäude beziehen (100.000€ pro Jahr Schätzung 2022). Die Besucherservices zur Ausstellung und Aussichtsplattform sollen dagegen auf Vereinsbasis, evtl. im Ehrenamt erfolgen.

Historischer Zeitablauf

1945Schlossbrand
1948-50Abriss der Schlossruine
DDR-ZeitProvisorische Bauten („Baracken“) zur Unterbringung von Büros für öffentliche Einrichtungen stehen auf dem Areal
1990erAbriss der Baracken, Forderungen nach Wiederbebauung
2001Bau der Stahlkonstruktion und der „Schlossattrappe“. Nutzung der Fläche für Veranstaltungen.
2000er Jahreverschiedene Ideen und Architekten-Wettbewerbe zur Neugestaltung des leeren Schlossberg
Abbau von „Schlossattrappe“ und Turm-Konstruktion um 2010.
2011-2019Beginn der Restaurationsprojekte im Schlossgarten.
Konkretere Forderungen nach einem Wiederaufbau des Schlosses mit historischer Fassade. Als Vorbild diente die Rekonstruktion von Potsdamer Stadtschloss (2010-2013) und Berliner Stadtschloss als Humboldt-Forum (2012-2020)
2014Architektenwettbewerb des Landes zur Gestaltung des Schlossareals. Das von einer Jury ausgesuchte Sieger-Projekt wurde verworfen. Das zweitplatzierte Projekt „Bellevue“, erhielt den Zuschlag.
2017Vorbereitungen zur Umsetzung Landes-Plans laufen. In der Stadtvertretung Neustrelitz wird jedoch diskutiert, die Verfüllung des Schlosskellers abzulehnen. Zusätzlich wird der Wiederaufbau des Schlossturms als Ausstellungsraum für die Demokratiegeschichte des Ortes angeregt.
Januar 2018Am 29.1.2018 findet die erste „Schlossbergkonferenz“ statt. Eine Diskussionsplattform in der sich die Idee des Schlossturms durchsetzte.
Februar 2018Der Konflikt um den Schlossberg spitzt sich zu. Vorbereitungen für die Verfüllung mit Fließsand laufen. Im Februar beschließt die Stadtvertretung jedoch, dass diese verhindert werden solle.
Frühjahr 2018Es kommt zu entscheidenden Treffen zwischen Vertretern von Neustrelitz und dem Finanzministerium
Oktober 2018Einigung zwischen der Stadt Neustrelitz und Mecklenburg-Vorpommern!
Auf die Keller-Versiegelung wird verzichtet und es gibt die Möglichkeit einer Bebauung mit dem Schlossturm und Fördermittel dafür. (Wenn sich die Stadt Neustrelitz selbst darum kümmert.)
Frühjahr 2019Diskussionen um die Außengestaltung des Turms.
Im März Gründung des Schloss-Beirat zur Vernetzung von Neustrelitzer Stadtvertretern und Vertretern von Vereinen, Landkreis, Bundes- und Landespolitikern
Dezember 2019Vereinbarung zwischen der Stadt Neustrelitz und dem Land Mecklenburg-Vorpommern wird offiziell geschlossen
2021Der Vorentwurf für den Schlossturm wird vorgestellt. Der 53m hohe Turm soll äußerlich nach historischem Vorbild gestaltet werden und einen Pavillon für den Eingangsbereich erhalten.
Der Schlossberg wird offiziell zum „Ort der Demokratiegeschichte“ erklärt.
Januar 2022Erster Vorschlag der Stadtverwaltung zur Finanzierung des Betriebs: Gebäudekosten durch die Stadt und Besucherservice durch ehrenamtliche Arbeit.
Mitte 2022Inflation bei Baukosten und Befürchtungen zur Finanzierbarkeit führen dazu, dass der Pavillon für den Eingangsbereich zum Turm eingespart wird.
Februar 2023Die Stadtvertretung Neustrelitz beschließt, dass das Turmbauprojekt besondere Priorität für die Stadt hat.

Zeitliche Dimensionen

Nach dem Abriss der provisorischen Bebauung in den 1990ern war ca. 20 Jahre unklar, was auf dem Gelände passieren wird. Dann gab es einen Plan der Landesverwaltung, der aber in Neustrelitz kurz vor Baubeginn 2018 verhindert wurde. Man einigte sich noch im selben Jahr auf einen neuen Plan. Danach vergingen 5 Jahre bis der Baubeginn in Sicht kam.

Von den ersten offiziellen Überlegungen zur Bebauung des Schlossberges in Form von Architektenwettbewerben werden bei der Fertigstellung 2027/28 etwa 30 Jahre vergangen sein. Von der Entscheidung zum Bau des historischen Turm bei Amtsantritt des Großherzogs 1904 bis zur Bauabschluss vergingen dagegen nur 5 Jahre.

Somit ist der Schlossberg nicht nur Ort der Demokratiegeschichte. Der Turmbau von Neustrelitz zeigt einerseits, dass demokratische Prozesse viel länger brauchen. Andererseits zeigt es aber, dass eine Landesregierung heute nicht so einfach über eine Stadt entscheiden kann – wenn sich fähige Menschen dem entgegenstellen.


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Bauprojekte und Stadtentwicklung Neustrelitz

Solarparks in Neustrelitz

In Neustrelitz gibt es zur Zeit 7 Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen, die sich im gesamten Stadtgebiet verteilen. Zuletzt kam 2023 ein weiterer Solarpark im ehemaligen Kiestagebau Sophienhof dazu. Hier stelle ich alle im Überblick und einzeln vor.

Übersicht

Karte mit Solarparks in Neustrelitz, Erstellt von Robert Behrendt mit Kartenmaterial von openstreetmaps
Karte mit Solarparks in Neustrelitz, Erstellt von Robert Behrendt mit Kartenmaterial von openstreetmaps
Name/InfosNennleistung
Netzeinspeisung / Jahr
Penzliner Straße
(am Krankenhaus, ehemaliger Kasernenstandort)
Bau: 2009
Gesamtgröße: 25 ha
Betreiber: IBC Solar (BY)
Leistung: 8,09 MWp
Einspeisung: 6846 MWh
Am Kamp
(Nähe Bürgerseen)
Bau: 2010
Gesamtgröße: 0,83 ha
Betreiber: Stadtwerke Neustrelitz (MV)
Leistung: 1,004 MWp
Einspeisung: 1064 MWh
Domjüchsee
Bau: 2011
Gesamtgröße: 7 ha
Betreiber: Stadtwerke Neustrelitz (MV)
Leistung: 2,845 MWp
Einspeisung: 2300 MWh
An der B193 nach Norden
Bau: 2014
Gesamtgröße: 6 ha
Betreiber: SolarArt (BY)
Leistung: 1,81 MWp
Einspeisung: 1567 MWh
An der Bahnlinie Neustrelitz-Berlin
(bei Klein Trebbow)
Bau: 2020
Gesamtgröße: 6 ha
Betreiber: Enerparc (HH)
Leistung: 5,787 MWp
Einspeisung: 5450 MWh
Sophienhof Nord 1
Bau: 2020/21
Gesamtgröße: 9,7 ha
Betreiber: EnBW (BW)
Leistung: 8,8 MWp
Einspeisung: 8300 MWh
Sophienhof Nord 2
Bau: 2023
Gesamtgröße: 8,6 ha
Betreiber: EnBW (BW)
Leistung: 6 MWp
Einspeisung: 5600 MWh
Summe Gesamtgröße: 63,43 haLeistung: 34,4 MWp
Einspeisung: 31.0000 MWh

Quellen: Stadtwerke (Am Kamp und Domjüchsee), Wikipedia (Penzliner Str), Eigene Recherche bei Betreibern SolarArt, Enerparc und EnBW (Solarpark an der B193, Solarpark an Bahnstrecke, Sophienhof Nord 1 und 2) und eigene Schätzungen (Netzeinspeisungen Sophienhof)

Nennleistung in MWp: Generierte Leistung, die dauerhaft maximal generiert werden kann (p= „peak“ -> Spitze, somit Spitzenleistung).

geschätzte Netzeinspeisung: Bei Solarmodulen ist die tatsächlich generierte Strommenge natürlich vom Wetter und vom Sonnenstand abhängig. 1000 MWh = 1000.000 kWh. Ein 2 Personen-Haushalt in Deutschland verbraucht ca. 2000 bis 3500 kWh im Jahr. Mit 1000 MWh im Jahr können somit theoretisch ca. 350 2-Pers.-Haushalte versorgen.

Über die Anlagen in Neustrelitz

Mehr Leistung pro Fläche

An den Werten kann man ablesen wie unterschiedlich leistungsstark Solarparks sind. Die abweichende Leistung pro ha ergibt sich hier auch daraus wie eng die Module stehen, doch der Hauptgrund ist aber die Entwicklung der Solarmodul-Technik. So ist der Solarpark an der Bahnstrecke nach Berlin (gebaut 2020) zwar kleiner als der am Domjüchsee (gebaut 2011), bringt aber mehr als doppelt so viel Leistung!

Auch ein anderer Fakt ist bemerkenswert, obwohl ihn wahrscheinlich kaum ein Neustrelitzer vermuten würde. Der Solarpark Penzliner Str. (am Krankenhaus) ist mit seinen 25 ha zwar immer noch der größte in ganz Neustrelitz, aber nicht mehr der leistungsfähigste! Am bzw. im Kiestagebau Sophienhof steht eine nagelneue Anlage, die in etwa halb so groß ist wie der auf der ehemaligen Kaserne, aber dennoch mehr Leistung bringt!

Stadtwerke Neustrelitz spielen nur kleine Rolle

Mit IBC Solar aus Bad Staffelstein, EnBW und Enerparc in Hamburg werden die Neustrelitzer PV-Freiflächenanlagen hauptsächlich von großen Investoren außerhalb der Landesgrenzen betrieben. Die Stadtwerke haben hier nur eine kleine Rolle. Zwar waren sie früh dran (2010/2011), aber nicht die ersten, die in Neustrelitz PV-Freiflächenanlagen eingerichtet haben. Die Stadtwerke betreiben im heutigen Maßstab mit „Domjüchsee“ und „Am Kamp“ eher kleine Solarparks, die ab 2023 zusammen nur 11% der installierten Nennleistung aller Solarparks ausmachen.

Flächen

Die PV-Anlagen wurden und werden hauptsächlich auf alten Militär- oder Abbaugebieten aufgestellt. Die einzige landwirtschaftlicher Fläche, die bebaut wurde, liegt in einer Gegend, die eher unfruchtbare Böden hat.

Gesamtflächen der Solarparks: 63,2 ha (Ein Quadrat von 800 x 800 m, das ist knapp das Fünffache des Glambecker Sees oder weniger als ein Fünftel des Zierker Sees)

Die Gesamtfläche von Neustrelitz liegt bei 139.900 ha und die Solarparks nehmen also 0,045%, des Stadtgebietes ein. Als Verkehrsfläche sind 4,1% des Stadtgebietes ausgewiesen (laut Wohnungsmarktstrategie 2022).

Warum Freiflächenanlagen und keine Dachanlagen?

Hausanlagen lohnen sich zur Zeit nicht, weil die garantierte Einspeisevergütung mittlerweile sehr niedrig ist und der Bau auf dem Dach teuer ist. Eigentlich lohnen sie sich nur noch für den Eigenverbrauch, aber auch die dafür notwendige Speichertechnik kostet. Die Bundesregierung plant Gesetze auf den Weg bringen, aber es ist noch unklar wie die aussehen werden. Werden Solardächer auf Neubauten zur Pflicht? Oder wird das zurückgenommen, weil die Baupreise dann noch weiter in die Höhe schnellen?

Vor- und Nachteile für die Stadt

Weder die Vor- noch die Nachteile für die Bewohner der Stadt Neustrelitz durch die Solarparks auf dem Stadtgebiet sind richtig greifbar. Argument Nr. 1 für Solarparks ist der weltweite Klimaschutz. Für diesen ist allerdings CO2-Mengenmäßig Deutschland mit seinen 1,8% Ausstoß nur wenig ausschlaggebend. Geschweige denn Neustrelitz. Die Kleinstadt kann zumindest von sich behaupten, dass sie ihren Beitrag Zur Strom-Energiewende getan hat. Zusammen mit der Erzeugung im Biomasseheizkraftwerk sowie den kleineren Solaranlagen kann man sich von der Bilanz her selbst regenerativ versorgen und exportiert auch noch erneuerbaren Strom. Dahingehend hat die Stadt somit einen Vorteil für das Image der Stadt.

Der Flächenverbrauch fällt mit 0,05% der Stadtfläche nicht ins Gewicht, denn das Stadtgebiet ist ohnehin Verhältnis zur Einwohnerzahl sehr groß und hat viel Wald hinter dem man viel „verstecken“ kann. Meist liegen die Solarparks abseits und sind praktisch unsichtbar. Es werden auch keine wertvollen Flächen damit bebaut. Nur die Solaranlage an der Penzliner Str., zwischen Innenstadt und Krankenhaus, wäre aus heutiger Sicht Bauland in sehr guter Lage. Als solches ist es aber für die Zukunft nicht verloren, denn Solarmodule sind schnell abgebaut. Wenn die Anlage in den 2030er Jahren aus der EEG-Förderung herausfällt kann der Eigentümer entscheiden, ob er neue, leistungsfähigere Solarmodule aufstellt (Repowering) oder auf eine Bebauung der Grundstücke hinarbeitet. Ähnliches gilt für die Anlage am Domjüchsee, obwohl eine großflächige Bebauung so weitab vom Zentrum schwer vorstellbar ist.

Ein unmittelbarer Vorteil von Solarparks für eine Stadt ist erst seit kurzem möglich. Bis 2021 durfte ein Investor der Gemeinde in der er einen Solarpark setzen wollte keine finanzielle Beteiligung anbieten. Dies war nach Korruptionsgesetzen nicht möglich, denn Verantwortliche in einer Stadtverwaltung hätten sich strafbar gemacht, wenn sie Investoren die Geld anboten den Vorzug gegeben hätten. Seit der EEG-Gesetzesänderung haben die Kommunen nun Spielraum für so eine „Vorteilsnahme“. Es gibt keine Pflicht zur finanziellen Beteiligung, aber eine Gemeinde sollte im Interesse der Bürger nur mit den Investoren zusammenarbeiten, die Extra-Geld für den Haushalt anbieten. In Neustrelitz sind die meisten Solarparks ohne diese Möglichkeiten gebaut worden. Nur beim neuesten, für 2023 geplante Solarpark Sophienhof Nord 2 durfte der Investor eine Kommunalbeteiligung anbieten. Etwa 11.000 Euro dürften dadurch jährlich in den Stadthaushalt fließen.

Wie ist die Situation im Strelitzer Land?

In der Strelitzer Region gibt es überall verstreut Solarparks, z.B. an der Bahnstrecke nach Neubrandenburg oder auf dem Gelände der alten Ziegelei in Woldegk. Projektentwickler suchen fieberhaft nach Standorten für weitere, immer größere Freiflächenanlagen Z.B. in Mirow oder in Feldberg und Woldegk, wo Hunderte Hektar angefragt wurden. Der zweite Solarboom ist besonders in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg im vollen Gange. Die Planungen für Solarparks der Vorjahre nehmen bereits konkrete Gestalt an und es ist absehbar, dass „Solarfelder“ ein normaler Anblick werden. Auf den Feldern gibt es dann einen Wechsel zwischen Weizen, Raps, Zuckerrüben, Solar, Mais etc. Dabei gilt die Solarenergie als landschaftsschonende Alternative zu Windkraftanlagen und zum Anbau von Mais als Energiepflanze für Biogasanlagen.

Auch in Neustrelitz ist der deutschlandweite Trend beim Ausbau von Solarenergie erkennbar. Um 2011 herum gab es den ersten Boom, danach einen Einbruch. Danach ist der Zubau an installierter Leistung wieder langsam gestiegen. In MV ist diese Entwicklung (wer hätte es gedacht?) mit ein paar Jahren Verzögerung eingetreten. Die „zweite Welle“ wurde in Neustrelitz 2020 eingeleitet. Neustrelitz folgt damit grob dem Bundestrend beim Ausbau von Solarenergie.

Zubau Solarleistung in Deutschland 2005 bis 2021. Datenquelle: energy-charts.info
Zubau Solarleistung in Mecklenburg-Vorpommern 2005 bis 2021. Datenquelle: energy-charts.info
Zubau Solarleistung in Neustrelitz 2005 bis 2021 (ohne Klein/Dachanlagen)

Infos zu den einzelnen Solarparks

Solarpark Penzliner Straße

Zwischen Krankenhaus, Penzliner Straße und Dr.-Schwendtner-Straße liegt der älteste und von der Fläche her größte Solarpark in Neustrelitz. Durch seine Lage nahe der Innenstadt ist er wohl auch der Bekannteste. Hier stand bis in die 1990er Jahre eine riesige Kasernenanlage, die in den 1930er Jahren gebaut und bis 1993 durch das sowjetische Militär genutzt wurde. Nach dessen Abzug fand sich kein Käufer für das Gelände. Die Gebäude wurden deshalb abgerissen. 2009 baute ein Investor den jetzigen Solarpark, nachdem er die letzten Altlasten wie Kampfmittelreste beseitigt hatte. Die Anlage wird durch die IBC Solar aus Bad Staffelstein (Bayern) betrieben.

  • Ehemaliges Militärgelände (Altlastenbeseitigung war notwendig)
  • Betreiber: IBC Solar (Bad Staffelstein, BY)
  • Von der Fläche her größter Solarpark
Solarpark Penzliner Straße von einer Drohne über Zierke. (Erstellt aus Videomaterial von Jörg Wildekopf)
Solarpark Penzliner Straße von einer Drohne über Zierke. (Erstellt aus Videomaterial von Jörg Wildekopf)

Solarpark „Am Kamp“

Im Jahr 2010 nahmen die Stadtwerke ihre erste PV-Freiflächenanlage „Am Kamp“ in Betrieb. Sie befindet sich auf dem Gelände der OVVD, der kommunalen Entsorgungsgesellschaft dem auch der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte angehört. Sie betreibt dort eine Anlieferungsstation für Müll, also den örtlichen Wertstoffhof. Ich kenne momentan nicht die historische Entwicklung des Ortes. Dass dort eine Entsorgungsanlage entstand lag sicher auch an der Abgeschiedenheit und der direkten Lage an den Hafenbahn-Gleisen. Es lag nahe auf einer nicht benötigten Fläche eine PV-Anlage zu errichten. Diese liegt dadurch aber mitten im Wald zwischen Seen.

Solarpark Domjüchsee

Die Inbetriebnahme der zweiten Freiflächen-Photovoltaik-Anlage der Stadtwerke Neustrelitz erfolgte im Dezember 2011. Es ist die Anlage „Domjüchsee“ und grenzt direkt an die ehemalige „Landesirrenanstalt“ an der Fürstenseer Landstraße. Das ganze Gelände wurde nach 1945 durch die Sowjetarmee genutzt. Neben den historischen Gebäuden wurden auch modernere Gebäude für das Militär gebaut, jedoch nach dem Abzug abgerissen, da sich auch hier keine überzeugende Nachnutzung fand. Auf genau dieser Fläche der Nachkriegsgebäude des ehemaligen Militärstandortes steht der heutige Solarpark.

Solarpark An der B193 nach Norden

An der B193 Richtung Penzlin, an der Einfahrt zum Kieswerk Steinwalde nahe der Stadtgrenze liegt ein kleiner Solarpark auf einem Hügel. Hier ist eine Abraumhalde zu vermuten. Die Solarmodule sind ungewöhnlich angeordnet und die Grundstücksfläche nicht vollständig bedeckt. Betrieben wird der 2014 in Betrieb genommene Solarpark von der Firma SolarArt Services GmbH & Co. KG aus Randersacker (Bayern).

Solarpark westlich der Bahnlinie Neustrelitz-Berlin

Bis vor wenigen Jahren wurden Solarparks auf Ackerflächen meist nahe an Bahngleisen oder Autobahnen gebaut. Auch der Solarpark zwischen Alt-Strelitz und Klein Trebbow liegt direkt an der Bahnstrecke nach Berlin. Die sandigen Böden in der Gegend dürften für den Ackerbau nicht wertvoll sein. Er wurde im Frühjahr 2020 in Betrieb genommen und ist der erste Solarpark in Neustrelitz, der nicht auf einer ehemaligen Militär- oder Entsorgungsfläche entstand.

PV-Anlage im Bereich des Kiestagebaus Sophienhof Nord 1

Die Photovoltaik-Anlage Sophienhof Nord 1 liegt wurde auch einem ehemaligen Kiestagebau gebaut. Die Abbaufläche wurde verfüllt und darauf wurde eine 8,8 MWp Anlage gesetzt. Sie wird von der EnBW betrieben.

PV-Anlage im Bereich des Kiestagebaus Sophienhof Nord 2 (geplant)

Im Bereich des Kiestagebaus Sophienhof Nord wird im Laufe des Jahres 2023 neben einer schon bestehenden Solaranlage eine weitere entstehen.

Der Kies in Sophienhof Nord ist abgebaut und die Maschinen bereits verschwunden. Bergbaulich könnte das Gebiet weiter genutzt werden. So kann man mit der Verfüllung der Senke Geld verdienen, also sich für die Entsorgung von Erdaushub an anderer Stelle bezahlen lassen. Auf diese Nutzung wird aber für mindestens die nächsten 25 Jahre verzichtet, um mit Solarpanels erneuerbaren Strom zu produzieren. Zusammen mit Sophienhof Nord 1 wird dort ein 15 MWp Solarpark bestehen (Artikel im Nordkurier).

Hier wird in zum ersten Mal in Neustrelitz das 2021 geänderte Bundesgesetz, das Erneuerbare-Energien-Gesetz, angewendet. Seitdem dürfen Investoren den Gemeinden in dem sie bauen eine finanzielle Beteiligung von 0,2 Cent je eingespeister kWh anbieten. Vorher hätte dies strafrechtliche Konsequenzen aufgrund von Korruptionsgesetzen nach sich gezogen.

Bei 5600 MWh (eigene Schätzung) * 0,2 Cent/kWh wären das 11.200€ jährlich für den Stadthaushalt

ehemalige Kiesgrube und Standort zukünftiger Solar-Freiflächenanlage Sophienhof 2
ehemalige Kiesgrube und Standort zukünftiger Solar-Freiflächenanlage Sophienhof 2
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Politik & Medien Politik Deutschland

Die Gender Pay Gap-Diskussion und seine ideologische Färbung

In einem anderen Beitrag habe ich den Gender Pay Gap an sich bearbeitet. Die Unterschiede zwischen dem bereinigten und unbereinigten Gender Pay Gap und die Erklärungsansätze, die es dafür gibt. Hier schreibe ich zu der darauf aufbauenden politisch-medialen Diskussion und ihre ideologische Färbung. Vor Allem dazu, was allzu oft bei den Aktivisten unbeachtet bleibt.

ideologische Färbung des Gender-Pay-Gap

Wortwörtlich ist der Gender Pay Gap die Lohnlücke zwischen den sozialen Geschlechtern. Es wird also von sozialen, also „anerzogenen“ Geschlechtern gesprochen. Wenn man nämlich biologische Geschlechter meinen würde, müsste es „Sex Pay Gap“ heißen. Dadurch zeigt sich aus welcher politischen Ecke dieser Begriff stammt.

Das Gender-Thema, welches im Alltag durch die Gender-Sprache auffällt, ist allerdings eine größere Geschichte. Dabei geht es hauptsächlich um die Einteilung von Menschen in Gruppen von „Tätern“ und „Opfern“. Biologische Männer, die sich auch als Mann identifizieren, sind hier die Täter. Sie sollen angeblich, bewusst und unbewusst, alle anderen Gruppen zur eigenen Machterhaltung diskriminieren und unterdrücken. In dieser Gedankenwelt ist festgeschrieben, dass Privilegien immer Männer haben und Frauen immer benachteiligt sind. Wenn der „Gender Pay Gap“ aufzeigen würde, dass Männer durchschnittlich weniger verdienen, würde er nicht thematisiert werden. Lokal gibt es auch negative Gender Pay Gaps. In Cottbus, Frankfurt/Oder und Schwerin erhalten Frauen durchschnittlich mehr Geld als Männer 12. Das wird aber ignoriert, um nicht das eigene Weltbild hinterfragen zu müssen. Weitere Beispiele sind der mit Abstand höhere Männeranteil bei Obdachlosigkeit, Suiziden oder Gefängnisaufenthalt. Es sind keine medienwirksamen Themen, weil sie „nicht ins Bild“ passen.

Niedrigere Durchschnittseinkommen bei Frauen passen dagegen ins Bild. Dadurch gibt es die Diskussion, welche durch Empörung und Anklage geprägt ist. Sie wird forciert vom linken Spektrum der Politik, Vereine und Medien. Namentlich SPD, Linkspartei, Grüne, Gewerkschaften, feministischen NGOs, dem Öffentlich-Rechtliche Rundfunk und andere Medien des linken Spektrums.

Vorreiter und Mitläufer in der politmedialen Diskussion

Ich sehe zwei Gruppen bei denen, die das Thema auf die Agenda setzen. Einerseits die „Mitläufer“ und andererseits die „ideologischen Vorreiter“. Bei den Vorreitern geht es ans Eingemachte. Dort ist der Gender Pay Gap nur ein Aspekt in der Weltsicht, die nur Täter (Mann) und Opfer (Frau) kennt. Hier stehen üblicherweise Themen der Sexualität im Vordergrund. Um die angebliche Unterdrückung darzustellen wird „Man Spreading“ (also das breitbeinige Sitzen von Männern in Bussen und Bahnen) beschrieben oder Prinzessinnenkostümen für Mädchen zu einem gesellschaftlichen Problem gemacht. Diese Dinge sind in der breiten Bevölkerung nicht anschlussfähig. Beim Gender Pay Gap kann man aber ganz leicht den „Gerechtigkeitssinn“ ansprechen.

Hier kommen dann die „Mitläufer“ ins Spiel, denn jeder versteht die einfache Formel: Gruppe 1 (Frauen) verdient X% weniger als Gruppe 2 (Männer). Heruntergebrochen auf eine einfache Prozentzahl von 18% sieht es auch tatsächlich wie eine willkürliche Ungerechtigkeit aus. Der „Gender Pay Gap“ ist ein leicht zu merkendes Schlagwort und erst bei näherem Hinsehen relativiert sich vermeintliche Skandal. Mitläufer kennen meist selbst nur die vereinfachte Darstellung und wiederholen und verbreiten die Geschichte.

Übergehen von Kontext in der Diskussion

In der heutigen Medienlandschaft zählen oft nur die Überschriften. In der Flut in Informationen kann man auch nicht alles lesen. Man bewertet danach, ob man etwas für glaubwürdig hält oder nicht – und dann ist die Überschrift ein Fakt. Jedoch relativiert sich das Narrativ, das in der Überschrift transportiert wird bei näherer Beschäftigung mit dem Thema. Beim Gender Pay Gap wird der Hintergrund vom der bereinigten und unbereinigten Zahl oft weggelassen oder nur „im Kleingedruckten“ erwähnt. Meistens liest man nur die unbereinigte Zahl, die oft auch mit „gleicher oder gleichwertiger“ Arbeit in Verbindung gebracht wird.

noch ein altes Schild auf dem man aus der 19 eine 18 gemacht hat?

Von gleicher Arbeit kann man aber kaum sprechen. Dass bei gleicher Qualifikation, Berufserfahrung und Job/Branche der Unterschied nur 6% ausmacht wird in den Überschriften und Social Media Posts praktisch nie erwähnt. Auch in manchen kurzen Medienartikeln taucht der Unterschied gar nicht auf. Je mehr Wissen man dazu hat, desto schwächer ist die Wirkung. Und auf die Wirkung kommt es an, wenn es um Aktivismus geht. Mit der Verkürzung bleibt in den Köpfen der Überschriftenleser eines hängen: 18% Lohnunterschied für gleiche Arbeit.

Auch gleichwertige Arbeit anzunehmen, halte ich für irreführend. Den Wert von Arbeit bestimmt keine staatliche Kommission oder Behörde, sondern Angebot und Nachfrage. Dazu kommt, dass einen guten oder schlechten Arbeitsplatz bei weitem nicht nur das Geld ausmacht. Arbeitsklima bzw. Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten, Pendelzeit, Spaßfaktor, Home-Office- und Gleitzeitmöglichkeiten, Urlaubstage oder Erfüllung bei der Arbeit. Wenn das Gehalt zum Leben reicht, dann ist die Höhe für die meisten wahrscheinlich gar nicht so wichtig. Gleichwertigkeit lässt sich also nicht in Geld und Prozenten ausdrücken. Beim Gender-Pay-Gap wird aber einzig und allein der Stundenlohn in Geldwert betrachtet! (Auch ein Hinweis auf linkes Gedankengut. Schließlich wird im klassischen linken Weltbild alles und jeder Aspekt des Lebens letztendlich auf Ökonomie reduziert.)

Selbst, wenn man nur das erzielbare Einkommen betrachtet, kommt man aber schnell wieder aus der Mann-Frau-Frage heraus. Hier wird nämlich die Eigenverantwortlichkeit in der Berufswahl außer Acht gelassen. Wer sich für eine akademische Ausbildung als „Genderforscher“, Kunsthistoriker oder Germanist entscheidet darf nicht erwarten wirtschaftlich wie ein Informatiker, Elektro- oder Maschinenbauingenieur nachgefragt und bezahlt zu werden. Wer die Empörung um den Gender Pay Gap von 18% aber unhinterfragt mitmacht meint genau das mit. Frauen entscheiden sich häufiger für diese „weniger nachgefragten“ Berufe.

Ich behaupte, auch die Empörten beim Gender Pay Gap entscheiden sich im realen Leben lieber 200€ für den Klempner auszugeben, damit die Toilette wieder funktioniert, anstatt 200€ auszugeben, um den Vortrag des Genderforschers anzuhören. (Vorträge über Probleme wie z.B. fehlende Menstruations-Hygieneprodukte auf Männertoiletten.)

Auf dem freien Markt wären Genderthemen ein Nischenprodukt. Sie müssen deshalb mit Steuergeld und Gebühren finanziert werden (Forschung an Universitäten und Ideen-Verbreitung in öffentlich-rechtlichen Medien). Dagegen muss die Instandhaltung von Sanitäreinrichtungen nicht über staatliche Gelder finanziert werden. Die Frage, nach welchen Kriterien der Staat die Steuergelder seiner Bürger ausgibt wird viel zu selten gestellt.

Bereiche, die stark nachgefragt, aber trotzdem nur langsam im Einkommen steigen (Pflege, Erziehung) sind ein anderes Thema. Hier verdienen auch Männer weniger. Übrigens ist hier fraglich, ob der „Markt“ mit Angebot und Nachfrage das Problem ist. Gesundheitsberufe und Erziehung sind in Deutschland sehr stark von staatlichen Regeln geprägt. Angebot und Nachfrage, also „der Markt“ wirken hier zwar, aber weniger als in der Baubranche oder im Automobilsektor.

Der langsame, aber stetige Abbau in den letzten Jahren wird nur nebenbei erwähnt. Fast immer mit dem Zusatz, dass es nicht schnell genug passiert. 2018 waren es 20% geschrieben, 2019 noch 19%. Bei jungen Frauen ist der Lohnunterschied geringer als bei Älteren. Weder wird die stetige Abnahme des GPG genannt noch die gesellschaftliche Entwicklung beachtet. Renten heute bilden die Arbeitswelt vor Jahrzehnten ab. Dass heute Frauen weniger Rente erhalten als Männer liegt daran, dass im Durchschnitt in Deutschland Frauen früher seltener erwerbstätig waren. Im aktivistischen Bereich wird kein Unterschied zwischen der heutigen Durchschnittsfrau und der Durchschnittsfrau der 1950er Jahre gemacht.

Bei Studentenjobs gibt es keinen Gender-Pay-Gap (nur 0,6% 10). Auch im akademischen Bereich kommt der Unterschied nach der Familiengründung. Gleichzeitig haben Akademikerinnen aber die niedrigste Kinderzahl. Auch hier zeigt sich, dass die Berufswahl wesentlich ist. In Studentenjobs arbeiten nämlich Männer und Frauen in den selben Bereichen. Erst später, nach dem Abschluss zeigt sich der Unterschied durch die Wahl des Studienfaches. Darüber hinaus erwarten, bzw. verlangen Frauen im akademischen Bereich weniger Gehalt als Männer 10.

In den letzten 10 Jahren ist der Frauenanteil im Erstsemester in der Informatik, wo Mangel herrscht, von 14% auf 20% gestiegen 11. Das ist immer noch ein kleiner Teil. Die Geisteswissenschaften sind von Frauen dominiert. Dort gibt es aber keinen Mangel. Die großen, gut bezahlenden Unternehmen haben keinen Mangel an Soziologen, Politologen, Sprachwissenschaftler, Gender- und Buddhismus Studies-Absolventen. Hier wird der statistische Gender Pay Gap weiter existieren, aber aufgrund der Entscheidungen zur Wahl der Bildung.

Equal Pay Day und seine Verschiebung

Der „Equal Pay Day“ ist die politmediale Kampagne zum „Gender Pay Gap“. Dadurch, dass 2021 das Durchschnittsgehalt aller Frauen 18% niedriger als das der Männer war, fiel „Equal Pay Day“ 2022 auf den 7. März. Es ist der Tag, bis zu dem die Durchschnitts-Frau rechnerisch länger arbeiten muss, um auf den gleichen Verdienst wie der Durchschnitts-Mann zu kommen.

So soll auf die Lohnlücke aufmerksam gemacht werden, da eine abstrakte Prozentzahl nicht wirklich griffig ist. Die Gewerkschaften, linke Parteien und Organisationen begehen jährlich diesen Tag zwischen „Gedenken“ und Aktivismus. Dabei werden sie bereitwillig medial unterstützt, denn viele Journalisten machen sich die Sache zu eigen. Deshalb erscheinen um diesen Tag herum in allen größeren Medien Artikel dazu. Über die vermeintliche Benachteiligung aufzuklären sieht man in den Redaktionen als genauso wichtig an, wie bei den Politaktivisten. Nur eben in der Form von Berichterstattung. Wenn die politische Ausrichtung stimmt, dann machen mittlerweile auch Ministerien mit.

Tweet des Bundesministerium für Arbeit uns Soziales zum sogenannten Equal Pay Day 2022
Tweet des Bundesministerium für Arbeit uns Soziales zum sogenannten Equal Pay Day 2022

Das Bundesministerium für Arbeit uns Soziales schreibt zum Equal Pay Day 2022 über Benachteiligung von Frauen. Und nennt dabei sogar noch lediglich 18%, den unbereinigten Gender Pay Gap.

Der Tag steht nicht fest. Da der Gender Pay Gap über die Jahre kleiner wird, verschiebt sich seit Jahren auch der Equal Pay Day nach vorne. Anstatt auf diese positive Entwicklung hinzuweisen beisst man sich immer weiter in das Thema fest. Selbstverständlich wird meist nur die unbereinigte Zahl genannt, um den größten Effekt zu erzielen.

JahrEqual Pay Day
(bezieht sich auf den Vorjahres-GPG)
Gender Pay Gap
201125.3.22,2
201223.3.22,4
201321.3.22
201421.3.22
201519.3.22
201619.3.21
201718.3.20
201818.3.20
201918.3.19,2
202017.3.18,3
202110.3.18
20227.3.
Verschiebung des Equal Pay Day über die letzten Jahre 9

Regionale Komponente

Der für mich persönlich größte Augenöffner beim Gender Pay Gap war die regionale Komponente. Die „Auffälligkeit“ beim Gender Pay Gap in den ostdeutschen Bundesländern, die kaum Erwähnung findet und hat mich auch dazu gebracht hat diesen Artikel zu schreiben.

In den ostdeutschen Bundesländern beträgt der unbereinigte GPG nicht 18%, sondern 6% und ist genauso groß wie der bereinigte. Wenn man glaubt, dass die 18% die Realität zeigen, dann müsste es demnach in Ostdeutschland keine strukturellen Unterschiede im Arbeitsleben von Frauen und Männern geben! Aber auch dort arbeiten im Altenheim überwiegend Frauen und auf der Baustelle fast ausschließlich Männer. Entweder „stimmt“ also die Realität nicht oder das „Modell Gender Pay Gap“ ist ungeeignet. Auch gibt es einzelne Regionen und Städte in denen der GPG negativ ist. Schwerin -0,5%, Frankfurt/Oder -3,2%, Cottbus -4,3% 12. Wenn man den GPG-Empörten glaubt, dann müssten dort Frauen die Männer diskriminieren und unterdrücken…

Es ist eine indirekte Folge der Berufswahl und Unterschieden in der Wirtschaft, die gar nichts mit Geschlechtern zu tun haben. Aber wenn mit dem Gender Pay Gap als Prozentzahl argumentiert wird, dann darf man auch die Zahlen nicht übergehen, die so gar nicht ins Bild passen.

Zur „Ostdeutschen Auffälligkeit“, speziell in meiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern schreibe ich ein anderes Mal.

Interessant dabei ist, dass der GPG in Gegenden mit hohen Durchschnittseinkommen einen höheren Lohnunterschied haben, während Regionen mit niedrigerem Durchschnittseinkommen auch einen niedrigeren Gender Pay Gap haben.

19.3.2016
In Hamburg ist der Gender Pay Gap, aber auch das Einkommen überdurchschnittlich.

was bleibt

Insgesamt ist es ist die Frage um Gleichberechtigung, Gleichstellung und Gleichsein an sich. Wir haben gleiche Rechte. Menschen sind aber nicht gleich, sondern haben unterschiedliche Vorlieben und Fähigkeiten. Das führt zu unterschiedlichen Lebensstilen, aber auch zu unterschiedlichen Einkommen.

Das Geschlecht ist dabei nur eine Art es zu betrachten. Die Intelligenz wäre eine andere. Dass Menschen mit höherer Intelligenz ein höheres Einkommen haben – egal ob Mann oder Frau – dürfte einleuchten. Man könnte auch den „Intelligence Pay Gap“ berechnen: Den Verdienstabstand zwischen denen mit über- und unterdurchschnittlichen Intelligenzquotienten. Im Gegensatz zum Gender Pay Gap ist es aber kein politisch-mediales Thema. Vermutlich, weil es die Menschen nicht emotional abholt. Emotionen braucht es auch, denn ohne diese würde es beim Gender Pay Gap nur um statistische Berechnungen gehen.

Quellen

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Deutschland für Anfänger Geschichte und Sightseeing

UNESCO Weltnaturerbe Grube Messel

Die Fossilienlagerstätte Grube Messel gehört zum Weltnaturerbe. Hier beschreibe ich kurz was es damit auf sich hat und gebe praktische Tipps für einen Besuch.

Lage und Erreichbarkeit

Messel ist eine Kleinstadt im Bundesland Hessen. Ca. 30 km von Frankfurt/Main und 10 km von Darmstadt entfernt. Die Grube Messel liegt außerhalb der Stadt, in einem Industrie- und Bergbaugebiet. Das kann auf einen Besucher erst einmal komisch wirken, wenn man einen besonderen Ort der Natur erwartet. Der Bergbau ist aber der Grund, weshalb die bedeutenden Naturschätze überhaupt gefunden wurde. Die Grube hat ein Besucherzentrum. Mit dem Auto ist es leicht erreichbar. Mit der Bahn ist es nicht ideal aber auch erreichbar. Der Bahnhof von Messel liegt im Industriegebiet und es gibt auch einen Bus. Vom Bahnhof zum Besucherzentrum kann man aber auch in einer halben Stunde zu Fuß gehen. Man muss nur den Schilder folgen.

Bedeutung als Weltnaturerbe

Die Grube Messel wird das „Pompeji der Archäologie“ genannt. Hier werden sehr viele Fossilien ausgegraben, die in einem sehr guten Erhaltungszustand sind. Auf der ganzen Welt gibt es so etwas kaum. Die Tiere und Pflanzen sind Millionen Jahre alt. Es sind aber keine Dinosaurier darunter, weil die Fossilien aus der Zeit danach stammen. Sie kommen uns ziemlich bekannt vor, allerdings vermutet man sie nicht in Mitteleuropa. Es sind Tiere aus den Tropenwald. Krokodile, Urpferde, Schildkröten, Insekten, Fische und kleine Säugetiere. Sie sind alle in einen See hineingefallen, den es vor Millionen Jahren gab und wurden konserviert. Den See gibt es nicht mehr. Heute wir Forschung betrieben, an der prähistorischen Tier, Pflanzenwelt und dem früheren Klima.

1995 wurde die Grube Messel von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.

Besucherzentrum, Besuch und Führungen

Die Grube Messel ist ein „Forschungsbergwerk“. Sie ist abgesperrt und kann nicht einfach betreten werden. Man kann aber eine Führung mitmachen. Diese finden aber nur ein paar Mal am Tag statt. Die längeren Touren gibt es am Wochenende. An den Wochentagen kann man eine Kurztouren von ca. 1 Stunde mitmachen. Man sollte sich vorher aber informieren wann diese stattfinden, um den Besuch zu planen.

Im Besucherzentrum gibt es eine moderne Ausstellung zum Weltnaturerbe. Sie ist multimedial, es gibt Filme, Audiostationen und interessante Ausstellungsstücke. Die Texte an den Tafeln sind in Deutsch und Englisch. Hier ist alles auf das Wesentliche reduziert und gut verständlich. Hier kann man einer bis eineinhalb Stunden verbringen. Sie ist ein guter Einstieg, bevor man eine Tour macht.

Warum die Weltnaturerbestätte fast eine Müllkippe geworden wäre

Die jüngere Geschichte des Ortes ist auch interessant. In der Grube wurde ab 1859 Erz und Ölschiefer abgebaut, aus dem man Öl gewinnen konnte. Nebenbei hat man immer wieder Fossilien gefunden. 1970 wurde der Rohstoff-Abbau eingestellt. Es gab Pläne das große „Loch“ als Mülldeponie zu nutzen. Bürger wehrten sich aber gegen die Pläne und wollten die Fossilienforschung weiter ermöglichen. Am Ende hatten sie Erfolg, aber es war eine sehr knappe Entscheidung. Dort wo man später das Besucherzentrum gebaut hat waren schon erste Bauarbeiten für die Mülldeponie abgeschlossen. Eine Betonkante wo LKWs Müll ankippen wurde, wurde in das Gebäude des Besucherzentrums integriert.

Der Ort Messel

Wer sich für Fossilien interessiert, der findet im Ort Messel noch ein Museum. Messel hat nur ca. 4000 Einwohner. Es ist ein sehr ruhiger Ort, in dem es nur wenige Möglichkeiten zum Einkaufen oder Essen/Trinken gibt. Ich war an einem Dienstagnachmittag dort. Ich habe kein offenes Restaurant oder Biergarten gefunden. Zum Einkaufen oder um etwas zu erleben fahren die meisten Leute sicher in das große Darmstadt, das nur 10 km entfernt ist. Nur am Marktplatz gab es mehrere Leute zu sehen. Man kann in der Umgebung etwas wandern, aber darf keine Besonderheiten erwarten. Ich habe am Ende einen Döner in der Nähe des Bahnhofes gegessen.

Fazit

Ein Besuch im Weltnaturerbe Fossilienlagerstätte Grube Messel lohnt ich für Menschen, die sich für Natur interessieren. Es gibt keine aufregenden Dinosaurierknochen, aber man erhält trotzdem einen Einblick in das Leben vor Millionen von Jahren. Auch über Industriegeschichte kann man Einiges erfahren. Man darf keinen Freizeitpark erwarten, sondern sollte Freude an Natur und Wissenschaft habe.

Die eigentliche Grube. Das Gelände in dem nach Fossilien gegraben wird.
Besucherzentrum
Im Inneren des Besucherzentrums
Im Inneren des Besucherzentrums
Fossil eines Fisches
Fossil eines Fisches
Die Grube ist am Bahnhof ausgeschildert
Die Grube ist am Bahnhof ausgeschildert
In Messel
Welterbe Grube Messel Urpferd Logo
Welterbe Grube Messel Urpferd Logo
Prähistorisches Reptil
Prähistorisches Reptil
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Politik & Medien Politik Deutschland

Der Gender Pay Gap

Ganz generell unterscheiden sich Menschen voneinander. Nicht nur in Körpergröße, Charakter, Geschlecht oder Altersgruppe, sondern auch in Bildungsweg, Beruf, Arbeitsplatz und Einkommen.

Nun kann man statistisch mal mehr oder weniger sinnvolle Untersuchungen anstellen, was womit vielleicht zusammenhängt. Dann fällt zum Beispiel auf, dass Menschen mittleren Alters im Schnitt höhere Posten im Arbeitsleben haben als Jüngere oder Menschen mit Sozialphobie kaum erfolgreiche Schauspieler werden. Das kann man gerecht oder ungerecht finden. Es sind die Fakten.

Eine solcher Korrelationen wird im heutigen Politik- und Medienbetrieb allerdings besonders aufmerksam betrachtet: Der Zusammenhang zwischen durchschnittlichen Einkommen und Geschlecht. Hier gibt es eine Kennzahl, an der sich ein Unterschied zwischen dem Einkommen der Durchschnitts-Frau und dem Durchschnitts-Mann ablesen lässt. Diese Lücke im Verdienst ist der „Gender Pay Gap“.

Was ist der Gender Pay Gap?

Er zeigt den Unterschied im durchschnittlichen Bruttostundenlohn zwischen Männern und Frauen. Die Prozentzahl zeigt an wieviel weniger Frauen als Männer durchschnittlich verdienen.

Dabei gibt es zwei Versionen:

der „unbereinigte Gender-Pay-Gap“

Er lag im Jahr 2020 deutschlandweit bei 18%. Bei diesem werden Faktoren wie Qualifikation, Berufserfahrung, Position oder Beruf/Branche nicht beachtet und oberflächlich der reinen Stundenlohn verglichen. Überspitzt formuliert wird hier das Gehalt einer Schülerin mit Ferienjob mit dem eines erfahrenen Piloten verglichen. Auch solche Lohngefälle beeinflussen den Durchschnittswert.

der „bereinigte Gender Pay Gap“

Er lag im Jahr 2020 deutschlandweit bei 6%. Hier werden Qualifikation, Berufserfahrung, Position oder Beruf/Branche als sogenannte strukturelle Ursachen tatsächlich berücksichtigt und herausgerechnet.
Übrig bleiben Ursachen, die schlecht statistisch messbar und deshalb „nicht erklärbar“ sind. Es sind die Persönlichkeitsmerkmale wie z.B. Risikofreude, Durchsetzungsfähigkeit oder Kooperationsbereitschaft. Andere Ansätze gehen von einer systematischen Diskriminierung von Frauen aus. Hier gibt es also Raum für Diskussionen.

Der „Gender Pay Gap“ des statistischen Bundesamt (nach Vorgaben der EU) ist nur eine Methode das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern zu messen. Andere Untersuchungen, die andere Datengrundlagen und Berechnungsmethoden verwenden kommen zu anderen, niedrigeren Zahlen. Der „offizielle“ Gender Pay Gap ist allerdings am weitesten verbreitet. Die Datengrundlage ist übrigens nicht sehr umfassend. Es werden das produzierende Gewerbe und Dienstleistungen einbezogen. Ohne Selbstständige, ohne die Bereiche öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherungen. Außerdem werden nur Unternehmen ab 10 Mitarbeitern gezählt.

strukturelle Ursachen des Gender Pay Gap

Qualifikation, Berufserfahrung, Position, Berufe/Branchen: Das sind Eigenschaften, die Menschen im Arbeitsleben beschreiben. Wie allgemein unter Menschen sind diese Eigenschaften auch unter Männern und Frauen nicht gleich verteilt. Eine unterschiedliche Verteilung der Lohnfaktoren führt zu einer unterschiedlichen Verteilung von höheren und niedrigen Einkommen.

Eine höhere Qualifikation, längere Berufserfahrung, höhere Position bzw. Verantwortung führen in der Regel zu einer besseren Bezahlung. Auch eine Tätigkeit in Branchen mit geldmäßig hochwertigen Produkten und Dienstleistungen bedeuten höhere Gehälter.

Wenn man Menschen nach Geschlecht einteilt sieht man, dass Männer bei den Lohnfaktoren im Durchschnitt die Nase vorn haben. Es kann gar nicht deutlich genug gemacht werden, dass es sich hier nur um den groben Durchschnitt handelt. In Einzelbereichen, z.B. bei den Bildungsabschlüssen in der jungen Generation sind Frauen „besser gestellt“. Das wird sich aber erst in Zukunft auswirken. Auch das regionale Angebot an Arbeitsplätzen/Branchen wird durch einen Landesdurchschnitt nicht abgebildet.

Bei der unterschiedlichen Verteilung der Eigenschaften spricht man von „strukturellen Gründen“. Es sind die Strukturen in der Arbeitswelt, im Grunde statistisch messbare Unterschiede, für die man sich neben den Geschlechtern auch das Alter, die soziale Herkunft oder Ähnliches ansehen kann.

Je nachdem ob man einen Soziologen, Geologen oder Informatiker fragt, bekommt man verschiedene Ansichten was eine „Struktur“ ist. Im politischen Bereich wird das Wort „strukturell“ für tatsächliche oder gefühlte Gegebenheiten genutzt, die nicht auf staatlichen Gesetzen beruhen. Trotz der Gleichheit nach dem Gesetz sind Menschen unterschiedlich, auch was das Einkommen angeht.

So haben zum Beispiel alle Deutschen grundsätzlich die freie Berufswahl. Trotzdem gibt es Berufe für die sich eher Männer entscheiden und andere für die sich eher Frauen entscheiden. Extrembeispiele sind die zu ca. 98% männlichen Bauarbeiter und die medizinischen Fachangestellten, die zu ca. 97% weiblich sind. Die Berufe sind nicht 50%-50% verteilt. Es ist ein Fakt, obwohl es kein Gesetz vorschreibt.

Nun wird in unterschiedlichen Branchen unterschiedlich gut bezahlt. Männer entscheiden sich häufiger für die besser bezahlten Branchen. Der industriell-technische Bereich, den Männer bevorzugen ist besser bezahlt als der Bereich von Dienstleistungen und Gesundheitsberufen, die oft eine Frauendomäne sind. Während sich Qualifikation oder Berufserfahrung bei Jüngeren immer weiter angleichen ändert sich jedoch die Berufswahl bei Geschlechtern fast nicht 1.

Unterschiedliche Verdienste in unterschiedlichen Branchen sind ein wirtschaftliches Thema. Ich möchte hier nur ein Beispiel nennen, das auch gut in den Kontext passt: Männer- und Frauenfußball. Die Mannschaften von Männern ziehen mehr Publikum an und es fließen dadurch mehr Werbe-Einnahmen. Auch wenn die Leistung, bzw. die Arbeit jeweils gleich ist kommen hier unterschiedliche Gehälter zustande.

Die strukturellen Gründe für den Gender Pay Gap sind eigentlich nicht geschlechtsspezifisch und relativ einfach erklärbar. Es gibt ebenfalls eine Lohnlücke zwischen Männern mit hoher und niedriger Qualifikation sowie eine Lohnlücke zwischen Frauen in Führungspositionen und Berufseinsteigerinnen.

Es wird aber medial und politisch zu einem Geschlechterthema gemacht. Die Diskussion dreht sich dabei nicht um die Strukturen an sich, sondern um die dahinter liegenden Ursachen. Bei Berufswahl werden veraltete Rollenbilder angeprangert, während andere es nicht als Problem ansehen, dass sich Mädchen weniger für Technik und Naturwissenschaften und Jungen weniger für KiTa-Arbeit begeistern.

Objektiv ausgedrückt: wenige Frauen gehen in die digitale Wirtschaft

„Unterrepräsentation“ und „zu wenig“ sind Schlagworte. Dabei könnte man einfach akzeptieren, dass sich Frauen anders entscheiden als Männer. Es ist ein Ausdruck von Vielfalt.

Bei der Erreichung von Führungspositionen wird Benachteiligung unterstellt. Dabei wird fast immer ignoriert, dass es weniger Frauen als Männer gibt, die Führungsrollen anstreben.

Karriereknick durch Familiengründung

Qualifikation, Berufserfahrung, Berufswahl/Branche oder Position im Arbeitsleben bestimmen das Gehalt sowohl für Männer als auch für Frauen. Die unterschiedliche Verteilung verursacht direkt den Gender Pay Gap. Wie kommt aber die unterschiedliche Verteilung zustande?

Ein ganz wesentlicher Grund dafür ist tatsächlich geschlechtsspezifisch und wirkt sich direkt und indirekt auf viele der Lohnfaktoren aus: Die Arbeitsteilung im Familienleben. Mütter verbringen mehr Zeit mit den Kindern als Väter, vor allem unter der Woche 2. Väter nehmen auch weniger häufig und kürzer Elternzeit als Mütter.

Dadurch haben Frauen weniger Jahre Berufserfahrung und damit weniger Karrierechancen. Sie unterbrechen oft den Karrierefortschritt oder arbeiten danach nur noch Teilzeit. Eine Familienauszeit ist für Frauen meistens ein Karriereknick, der lange nachhallt.

An der Qualifikation ändert es im Allgemeinen nichts, da der klassische Bildungsweg schon abgeschlossen ist, wenn Frauen Mütter werden. Bei der Berufswahl gibt es keinen kausalen Zusammenhang, aber gleiche dahinterliegende Ursachen. Es ist aber kein Zufall, dass in Kindergarten und Grundschule hauptsächlich Frauen anzutreffen sind. Insgesamt sind die Auswirkungen sind enorm. Bei unter 30 Jährigen lag der (unbereinigt) bei 8%, bei über 40 Jährigen bei 20%.

Erweiterung auf Carearbeit / Sorgearbeit

In der Diskussion wird die Kinderversorgung mittlerweile um die Pflege alten Angehörigen, sowie Kochen und Putzen erweitert. Sie wird Care-Arbeit genannt und steht im Gegensatz zur Erwerbsarbeit für die man monetär entlohnt wird. Alle Bereiche der Care-Arbeit (oder „sich-kümmern-Arbeit“ oder „Sorgearbeit“) werden häufiger von Frauen geleistet. Frauen haben eine höhere Bereitschaft sich um die eigenen Kinder und Angehörigen zu kümmern als um Job und Karriere. Die kaum gestellte Grundfrage der Debatte ist aber, ob man das als Problem betrachtet.

Auf der einen Seite kann man es nämlich als biologische und soziale Tatsache sehen. Diese ergibt sich aus der Evolution des Menschen, wo die Bindung zwischen Kind und Mutter wichtiger war als die zwischen Kind und Vater. Auf der anderen Seite meint man, dass unterdrückerische Machtstrukturen am Werk sind, die ausgeglichen werden müssen. Der moderne Feminismus suggeriert, dass Frauen nur dann gleichgestellt sind, wenn sie Männer im Arbeitsleben kopieren. Im Gegenzug sollen Männer Frauen im Familienleben kopieren, wodurch eine Annäherung stattfinden soll. In dieser Gedankenwelt ist bei der Gegenüberstellung von Care- und Erwerbsarbeit leider eine Abwertung der „Carearbeit“ zu beobachten. Besonders diejenigen, die vorgeben für Frauen zu sprechen, bewerten Menschen heute hauptsächlich nach ihrem Einkommen. (nach den Ideen von Karl Marx).

Wenn man die Unterschiedlichkeit von Männern und Frauen als Problem ansieht, muss man auch eine Antwort darauf haben wird dafür sorgen soll, dass es gelöst wird. Die politisch-medialen Gruppen, die beim Gender Pay Gap aktiv sind, setzen auf den Staat. Gesetze bezüglich Gehältern in Unternehmen, Transferleistungen und Quoten (nur für Frauen vorteilhafte), aus Steuergeldern finanzierte Forschung und Kampagnen (z.B. der „Girls Day“ an Schulen.)

Ein anderer Ansatz wäre eine neue Perspektive und Bewertung von Arbeit. Wenn man Arbeit nur danach bewertet wieviel Geld dafür gezahlt wird, kann man nur eine Ungleichheit von Männern und Frauen sehen. Wenn man einbezieht, dass Care-Arbeit z.B. auch in familiären Zusammenhalt auszahlt und sie genauso wichtig für die Gesellschaft ansieht wie die Erwerbsarbeit sieht die Sache anders aus. Bei gleicher Wertschätzung spielt es nämlich keine Rolle wie sie unter den Geschlechtern aufgeteilt ist. Hier müssen Frauen für ihre Care-Arbeit selbstbewusst Wertschätzung einfordern, wenn sie diese nicht erkennen können. Die typisch weiblichen Persönlichkeitsmerkmale wie Zurückhaltung und Bescheidenheit sind aber genau wie bei Gehaltserwartung und -verhandlungen im Arbeitsleben ein Hindernis.

„nicht erklärbare“ Ursachen des bereinigten Gender Pay Gap

Die Unterschiede beim bereinigten GPG sind der eigentliche Streitpunkt. Man kann sie nicht anhand von  Zahlen erklären. Außerdem diskutiert man hier über die Ursachen, die zu den „harten Fakten“ wie Branchenzugehörigkeit oder Karrierestand führen. Das sind Eigenschaften von Männern und Frauen, die sich nicht mit einer „formalen Qualifikation“ messen lassen. Eng verbunden damit sind Persönlichkeitsmerkmale. Außerdem gibt es noch die Diskriminierungsthese.

Neben der schon erwähnten höheren Bereitschaft für die Sorge um Kinder und Angehörige gibt es hier folgende Erklärungsansätze:

Persönlichkeitsmerkmale

Das betrifft Durchsetzungskraft und Selbstvermarktung in Gehaltsverhandlungen bzw. beim Verlangen von Gehaltserhöhungen. Es sind die Persönlichkeitsmerkmale von Menschen, die auch unterschiedlich unter den Geschlechtern verteilt sind. Männer sind von Natur aus risikobereiter und unsere männlichen Vorfahren sind in der Tendenz diejenigen, die sich gegen andere durchsetzen mussten. Untersuchungen zu diesen Faktoren gibt es nur wenige, obwohl sie ein Kernpunkt der Argumentation sind für diejenigen, die die Diskriminierungsthese ablehnen. Dabei zeigt dieser „junge Forschungsansatz“ 3, dass es ganz wesentlich zum GPG beiträgt. Zum einen hat z.B. Auswirkungen auf Gehaltsverhandlungen, aber auch allgemein die Bereitschaft risikoreiche und damit höherbezahlte Berufe zu wählen.

Eignung und Bereitschaft

Es gibt Bereiche, in denen Männer und Frauen unterschiedlich geeignet sind. Wo z.B. körperliche Kraft gefragt ist haben Männer biologisch einen Vorteil: Auf einer Baustelle wird auch die höhere Leistungskraft besser vergütet. Das lässt sich aber nicht in einer formalen Qualifikation abbilden. Wo soziale Fähigkeiten gefragt sind, haben Frauen einen Vorteil. Intuitiv hält man sie für einfühlsamer und verantwortungsvoller. Und Intuition trügt meistens nicht. Dort, wo Gesundheit und Betreuung von Menschen geht erfüllen Frauen die Anforderungen an den Beruf besser aus.

Bereitschaft zu Überstunden in besser bezahlten Berufen: Zum Beispiel leisten Männer häufiger unbezahlte Überstunden. Diese höhere Leistungsbereitschaft könnten Unternehmer mit einem höheren Grundgehalt „entlohnen“. Die Leistungsbereitschaft von Frauen wirkt sich dagegen manchmal negativ aus. In einem Pflegeberuf zu arbeiten braucht auch eine Bereitschaft sich um andere zu Sorgen. Diese haben eher Frauen und arbeiten dadurch häufiger in diesen Bereichen, die nicht so viel Geld erwirtschaften wie ein Industrieunternehmen.

Pendelbereitschaft: Männer sind bereit weiter zu pendeln und haben damit eine bessere Auswahl an Arbeitsplätzen, auch gut bezahlten. Frauen dagegen arbeiten häufiger näher am Wohnort, was natürlich auch mit der Kinderbetreuung zu tun hat. Ein „Gender-Pendelzeit-Gap“ würde zum Nachteil von Männern ausfallen. Mehr Zeit in Auto und Bahn als mit den Kindern zu verbringen ist das allerdings kein Privileg der Männer. Eigentlich ist es ein Nachteil und Verringerung der Lebensqualität, die aber durch ein höheres Gehalt ausgeglichen wird.

Diskriminierungsthese

Dann gibt es noch die Erklärungsmuster, die von Diskriminierung von Frauen durch Männer ausgehen. Z.B. fehlendes Zutrauen in die Arbeitsleistung durch männliche Vorgesetzte oder die „gläserne Decke“ bei der angenommen wird, dass Frauen hohe Positionen durch ihr Geschlecht nicht erhalten. Das hat teils auch Züge von Verschwörungserzählungen, wenn von „Männerbünden“ die Rede ist. Hier werden oft Vorstandsmitglieder in DAX-Konzernen genannt, die jedoch kaum geeignete Kandidatinnen finden.
Es geht um Männer mit unberechtigten Vorbehalten gegen Frauen in bestimmten Berufen, Männer, die unter sich bleiben wollen usw. Die Frage hier ist wie relevant das heute noch ist bzw. bis zu welcher Generation das noch Einfluss hat. Davon ist noch etwas vorhanden. Ich kenne es auch aus eigener Erfahrung, jedoch gibt es da eine Grenze. Ganz subjektiv sehe ich die bei den Geburtsjahrgängen um 1980. Bei älteren Männern kommen solche Ansichten durchaus noch vor – ganz ohne Bösartigkeit. Bei Jüngeren, jedenfalls in unserem Kulturkreis, gibt es solche Ansichten praktisch nicht mehr.

Diese biologischen, sozialen, psychologischen Faktoren, sind schwer greifbar und statistisch messbar. Es sind die „unerklärbaren“ Ursachen für den bereinigten Gender Pay Gap. Zusammen mit den Ursachen für die strukturellen Unterschiede des GPG bilden sie Spielraum für Diskussionen. Bis hin zur ideologischen Einteilung der Gesellschaft in Täter (Männer) und Opfer (Frauen).

Die Diskriminierungsthese dominiert die politisch-mediale Diskussion bzw. den Aktivismus beim Gender-Pay-Gap. Daran lässt sich die ideologisch Färbung des Gender Pay Gaps erkennen.

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Bauprojekte und Stadtentwicklung Neustrelitz

Neue Baugebiete in Neustrelitz

Die Umstände passen: Niedrigzinspolitik führt zu günstigen Baukrediten und die Kinder der Baby-Boomer-Generation sind im Hausbau-Alter. Auch in Neustrelitz besteht zur Zeit eine hohe Nachfrage nach Grundstücken für Einfamilienhäuser. Entsprechend den Zielen der Stadtentwicklung möchte die Stadt diesen Bedarf decken und weist deshalb neue Baugebiete aus. Dort können Bauwillige Grundstücke kaufen und bauen. Die folgenden Baugebiete befinden sich aktuell in Planung. Außerdem werfe ich einen Blick darauf wie es überhaupt zur Ausweisung der neuen Baugebiete kommt und blicke kurz in die nähere Zukunft.

Überblick

Neues Baugebiet Dr.-Schwentner-Straße

Hier ist ein Baugebiet mit 25 Grundstücken und einer Straße zur Erschließung in Planung. Es liegt außerhalb des Stadtkerns, zwischen Wohnblöcken, Kleingärten und Baumreihen. Die Innenstadt ist zwar relativ nah, es wirkt hier aber doch etwas abgeschieden. Eine Bebauung mit Eigenheimen und Stadtvillen (zwei Geschosse) wird jedenfalls zur Durchmischung der Dr.-Schwentner-Straße beitragen, denn hier stehen praktisch nur Wohnblöcke.

Plan neues Baugebiet Dr. Schwentner-Straße Stand Februar 2021
Plan neues Baugebiet Dr. Schwentner-Straße Stand Februar 2021

Das Gelände war Teil des „Soldatenstädtchens“, das an die ehemalige große Kaserne grenzte. Hier befanden sich Wohnungen und Einrichtungen für Offiziersfamilien. Zuerst für die Wehrmacht, dann für die Sowjetarmee. Nach der Wende fand sich keine Nutzung. Die Gebäude abgerissen und die Fläche lag lange Zeit brach.

Die Fläche im Januar 2022

Bedeutung dieses Baugebietes für die Stadtentwicklung

Es bedeutet auch ein wenig „natürliche“ Stadtentwicklung. Die Bebauung an der Dr.-Schwentner-Straße ist nämlich „unnatürlich“, also nicht organisch gewachsen. Dass hier mitten in der Landschaft Mehrfamilienhäuser ohne Umfeld stehen ist im wahrsten Sinne des Wortes historisch bedingt. Die großen mehrgeschossigen Gebäude wurden in den 1930ern und in der späten DDR-Zeit in die Nähe der Kaserne und weiteren Militäreinrichtungen gebaut. Die Kaserne und die Anlagen gibt es nicht mehr. Auf diese Flächen wurde teils ein großes Solarfeld, das Krankenhaus und die Umgehungsstraße gebaut. Andere Teile wurden aufgeforstet oder sind einfach Brachland. Die heutigen Gebäude an der Dr.-Schwentner-Straße sind Reste eines ehemaligen riesigen Komplexes aus der Zeit als Neustrelitz Militärstandort war.

Dr. Schwendtner-Straße Luftbild 1991 (Geoportal MV)
Dr.-Schwentner-Straße Luftbild 1991 (Quelle: Geoportal MV)
Dr.-Schwentner-Straße 2021 (Google Maps)
Dr.-Schwentner-Straße Satellitenbild 2021 (Quelle: Google Maps)

Dadurch, dass auch Teile der „Randbebauung“ nicht mehr existieren funktioniert die Gegend nicht wie ein eigener Stadtteil (anders als z.B. in Kiefernheide wo man auch einkaufen kann oder in die Schule geht).

Die Dr.-Schwentner-Straße ist eher eine Randlage und hier stehen ausschließlich Wohnblöcke. Die Mieten sind günstig und ich schätze, dass ein Großteil der Einwohner erst in den 1990ern nach Abzug der Armee hingezogen sind. Zu dieser Zeit war es kein Privileg mehr eine solche Wohnungen zu bekommen. Kurz gesagt: hier finden sich viele Haushalte  mit niedrigem Einkommen. Der Anteil dürfte höher als in Kiefernheide oder an der Rudower Straße sein, wo neben den Blöcken viele andere Wohngebäude, insbesondere Einfamilienhäuser stehen.

Mit den neuen Eigenheimen an der Dr.-Schwentner-Straße wird nicht architektonische, sondern auch die soziale Durchmischung gefördert.

Wohnquartier zwischen Höhen- und Karbe-Wagner-Straße

Dieses neue Wohnquartier liegt zwischen einem bestehenden Wohngebiet, der Walter-Karbe-Schule und dem Fasanerie-Park. Dass das Gelände bisher noch unbebaut ist hat auch etwas mit der ehemaligen militärischen Nutzung der Fläche zu tun. Hier entstehen 15 Eigenheimgrundstücke und es wird auch eine komplett neue Straße benötigt. Der Kaufpreis für die Grundstücke wurde in der Stadtvertretung auf 50€/qm festgelegt, wobei hier noch Erschließungskosten dazukommen. Die Fläche direkt daneben, zur Strelitzer Chaussee hin, ist unter anderem als Platz für eine möglicherweise in der Zukunft zu bauende Schwimmhalle im Gespräch.

Zur Festlegung eines neuen Straßennamens

Ein Name für eine neue Straße muss her! Für das „Wohnquartier zwischen Höhen- und Karbe-Wagner-Straße“. Am 21.10. wird die Neustrelitzer Stadtvertretung darüber entscheiden, ob sie „Walter-Gotsmann-Straße“ heißen soll.
Dieser Herr Gotsmann hat bereits eine Straße in seinem Geburtsort Granzow (Ortsteil von Mirow) und in NB gibt es schon einen „Walter-Gotsmann-Weg“. Zuerst habe ich mir gedacht, dass er damit doch schon ausreichend „versorgt“ ist und es vielleicht noch Persönlichkeiten gibt, nach denen noch keine Straße benannt ist…
Aber wenn man sich seinen Lebensweg ansieht ist der vor Allem Neustrelitz verbunden. Da scheint es verwunderlich, weshalb woanders schon, aber noch nicht hier eine Straße nach ihm benannt wurde.

aus meinem facebook-Post vom 13.10.2021

Neues Baugebiet Schlangenallee

Auch an der Schlangenallee (einer der interessantesten Straßennamen in Neustrelitz) ist ein Baugebiet in Planung.

Die andere Straßenseite ist bereits seit längerer Zeit bebaut, so dass für die neu entstehenden 10 Grundstücke keine neuen Versorgungsleitungen verlegt werden müssen.

Neues Baugebiet Schlangenallee am 14.10.2021
Neues Baugebiet Schlangenallee am 14.10.2021

Es handelt sich eigentlich um eine Erweiterung des bestehenden Wohngebietes, welches abseits des Zentrums liegt. Ohne Verbindung mit anderen bewohnten Stadtteilen wirkt es mitten in die Landschaft gesetzt.

Einer grenzt es direkt an ein Gewerbegebiet, andererseits wird das dadurch ausgeglichen, dass es an den Wald (Kalkhorst) und den entwässerten Wiesen grenzt. Das Wohnumfeld ist hier also vielfältig: Wald, Gewerbegebiet und die Kulturlandschaft um Alt-Strelitz.

Neues Baugebiet Sandberg/Bollenacker (Erweiterung)

Der alte Schulsportplatz und weiteres Gelände im Umfeld werden nun als Baugebiet vorbereitet. Damit wird das bestehende Wohngebiet mit Eigenheimen erweitert. Es wird nachverdichtet und damit keine neuen Flächen in Außenbereich verbraucht. Die Nachverdichtung bedeutet hier, dass alte Kleingärten durch Wohnhäuser in Innenstadtnähe ersetzt werden. Das Wohngebiet am Sandberg wächst in alte, aufgegebene Kleingärten und einen ehemaligen Sportplatz hinein.

„Zudem besteht die dringende Notwendigkeit einer städtebaulichen Ordnung in dem Bereich, da sich die aufgegebenen Gärten zu einem städtebaulichen Missstand entwickeln.“
(Aus der Stadtverwaltung, Begründung der Änderung des B-Plans)

bestehender Kleingarten direkt neben einem Neubau
verlassener, verfallener Kleingarten

Direkt an der Schule wurde 2020 eine neue Sportanlage gebaut. Dem Wachstum des Baugebietes in die Gärten sind aber Grenzen gesetzt. So sollten eigentlich noch mehr Gärten in Bauland umgewandelt werden, war aber wegen hohem Grundwasserspiegel baulich nicht möglich. In einem anderen Bereich haben sich Eigentümer der jetzigen Gärten dagegen ausgesprochen.

ehemaliger Sportplatz
Rest des Sportplatz

Das städtebauliche Planungsgebiet Zierker Straße/Sandberg (Bebauungsplan Nr. 12/91) vergrößert sich von 11,86 ha auf 14,63 ha, also grob um ein Viertel. Die neuen Bereiche sind kein zusammenhängendes großes Neues Baugebiet, sondern mehrere auseinanderliegende Grundstücke.

Kern des neuen Baugebietes Sandberg/Bollenacker

Wie kommen neue Baugebiete eigentlich zustande?

Der Anstoß für ein neues Baugebiete kommt in der Regel aus dem Amt für Stadt- und Grundstücksplanung. Grundlage dafür ist die erwartete Entwicklung von Bevölkerung und Wohnungsmarkt. Dabei spielen Bevölkerungszahl, Altersstruktur, Leerstand und der Immobilienmarkt eine Rolle.

Ein neues Baugebiet durchläuft mehrere Phasen. Die Schaffung von Baurecht, Ankauf der Grundstücke, Einholung von Gutachten und die Planung der Erschließung. Dann auch die tatsächliche Erschließung mit Straßen und Versorgungsleitungen und am Ende der Verkauf der Grundstücke. Zwischendurch erfolgen Beschlussfassungen der Stadtvertretung. Auch Bürger können Bedenken und Änderungswünsche äußern. Alles in Allem ist es ein langwieriger bürokratisch-demokratischer Prozess

Die Stadtverwaltung sucht also geeignete Flächen und schlägt sie vor. Die Entscheidungen treffen jedoch die gewählten Stadtvertreter. Das sind mehrere einzelne Beschlüsse in den verschiedenen Phasen, die bestimmen welche Art Gebäude errichtet werden dürfen, Grundstückaufteilung oder die Festlegung von Preisen. Die tatsächliche Umsetzung und Ausgestaltung sieht dadurch oft anders aus als die Ursprungsidee.

Für die zukünftigen Bedarfe in Neustrelitz wird zur Zeit eine neue Wohnungsmarktstrategie in Auftrag gegeben.

Ausblick auf die nähere Zukunft

Es gibt natürlich interne Überlegungen im Amt, die aber noch nicht spruchreif sind. Die Information der Öffentlichkeit basiert hier auf dem Strelitzer Echo als amtliches Mitteilungsblatt.

Abzusehen sind aber Erweiterungen von bestehenden Wohngebieten. Meiner Ansicht nach wird das Wohngebiet Sandberg weiter in die zum Teil verfallenden Kleingärten hineinwachsen. Zumindest dort, wo es vom Baugrund her möglich ist. Außerdem ist es für Neustrelitzer kein Geheimnis, dass zwischen Zierker See und Zierker Straße, wo sich gerade alte Betonflächen und Lagerhallen befinden, Baugrundstücke reißenden Absatz finden würden. So schnell ist es aber nicht zu erwarten. Momentan (Februar 2022) steht das Gelände als Lagerfläche und und Lagerhallen zum Verkauf. Hier könnte also ein privater Immobilienentwickler aktiv werden. Zwar ist der Bereich im Flächennutzungsplan der Stadt für Gewerbe ausgewiesen, das ist aber natürlich änderbar.

Weitere Baugebiete, die durch die Stadt in Vorbereitung sind:

  • Baugebiet in Vorbereitung westlich des Stargarder Ring (12 Grundstücke vorgesehen). Erweiterung des Wohngebiet „Erdbeeracker“
  • Baugebiet in Vorbereitung am Schwarzen Weg (8 Bauplätze vorgesehen)

Übrigens: An der Wilhelm-Stolte-Straße, gegenüber dem Großen Spiegelberg sind auch neue Eigenheime entstanden. Mit der nochmaligen Erweiterung des Erdbeerackers wächst die bebaute Fläche der Stadt hier „von zwei Seiten zusammen“. Man kann in dem Bereich davon sprechen, dass die letzte große flächenmäßige Lücke zwischen dem Neuen und dem Alten Strelitz baulich geschlossen wird. Das Zusammenwachsen von Strelitz und dem „Neuen Strelitz“ soll schon bei der Gründung des neuen Strelitz vor fast 300 Jahren angedacht gewesen sein.

Beitrag zuletzt geändert: 14.02.2022

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Neustrelitz Stadtgesellschaft, Debatten und Meinung

Könnte Neustrelitz Rechenzentrum-Standort für Berlin sein?

Der rbb berichtet, dass letzte Woche der Neubau eines Rechenzentrums bei Berlin, in Märkisch Oderland gescheitert ist. Es soll sich dabei um ein Cloud-Rechenzentrum von Alphabet bzw. Google handeln.

„Dadurch hätte das Zentrum mit 1,3 Millionen Kubikmeter pro Jahr ähnlich viel Wasser verbraucht wie die Tesla-Fabrik im nahen Grünheide.“

Der örtliche Wasserverband Strausberg-Erkner hat das Projekt gekippt. Grund ist die Wasserknappheit in Ostbrandenburg. Für den angedachten Standort Neuenhagen sprach die Nähe zu Berlin und eine hier verlaufende Starkstromleitung.

Als ich das gelesen habe, hatte ich sofort die Idee, dass sich Neustrelitz als Standort anbieten sollte. Auch das Wirtschaftsministerium bzw. Ministerpräsidentin Schwesig können sich hier einschalten. Ich erinnerte mich daran, dass auch Tesla bei der Standortsuche in Mecklenburg-Vorpommern vorbeigesehen hat. Es konnte kurzfristig kein genügend großes Areal aufgetrieben werden. Ministerpräsidentin Schwesig wurde nicht durch das Wirtschaftsministerium informiert. Die Sache hätte vielleicht anders laufen können. Diesmal sollte so eine Chance nicht vertan werden…

Neustrelitz ist relativ Berlin-nah, Wasser sollte hier nicht allzu knapp sein, und eine Starkstromleitung verläuft auch an der Stadt vorbei, gut versteckt im Wald.

Wie ich dann herausfand ist es wahrscheinlich dieselbe Höchstspannungsleitung. Sie hat eine sehr hohe Kapazität und führt von der Ostsee (Lubmin bei Greifswald) an den östlichen Rand von Berlin. Sie sollte sicher das geplante Kernkraftwerk mit Ost-Berlin verbinden. Heute transportiert es Windstrom aus Vorpommern in die Metropole. Strom wäre also auch in Neustrelitz genug vorhanden, sogar näher an der Erzeugung. Und Erneuerbar sowieso.

Wie und Wo genau?

Für die nötigen Fachkräfte zu sorgen wäre eine Aufgabe der Landesregierung. Das ergibt sich aus den Zielen bezüglich Unternehmensansiedlungen. Wer Industrie ansiedeln möchte, der muss auch einen Plan haben wie die Fachkräfte „besorgt“ werden. Das Wirtschaftsministerium wäre hier gefragt. Dass solche Arbeitsplätze in der südlichen Seenplatte zumindest denkbar sind, zeigt auch der Standort des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR-Standort in Neustrelitz: 110 Mitarbeiter, für das Rechenzentrum werden 100 geschätzt). Generell: in Neustrelitz kann man nicht nur wohnen, sondern auch von Berlin einpendeln.

Es soll ein „grünes Gewerbegebiet“ in Neustrelitz entstehen. Das sollte genug Platz bieten. Durch das angrenzende Biomasseheizkraftwerk sind auch Kopplungen mit dem Fernwärmenetz denkbar. Hier könnte Abwärme genutzt werden. Der Wasserverbrauch in Brandenburg würde 1,3 Millionen Kubikmeter/Jahr betragen. Die Stadtwerke hätten hier eine Aussage treffen sollen, ob das möglich ist. (Allerdings: In Anbetracht dessen, dass generell Unternehmensansiedlungen in Neustrelitz gewünscht sind, dürfte auch die Wasserversorgung zukunftsfähig sein).

Hier soll das „Grüne Gewerbegebiet“ entstehen.

Die Emailadressen in Schwerin und Neustrelitz hatte ich schon rausgesucht

Die Emailadressen von Wirtschaftsministerium, Staatskanzlei (Ministerpräsidentin), Stadtwerke Neustrelitz und dem Bürgermeister als Chef der Verwaltung hatte ich schon rausgesucht. Ich wollte an alle eine Email schreiben und diese auch öffentlich machen. (Öffentlichkeit treibt die Dinge oft an). Kontakt zu Google könnte man irgendwie auch herstellen.

Es galt für mich noch eine Sache nachzuprüfen:

Ist Neustrelitz nah genug?

Zwar ist mir bekannt, dass die Entfernung zwischen Rechenzentrum und Verbrauchern eine Rolle spielt, aber wie viele Kilometer konkret üblich sind musste ich mir erst einmal ansehen.

Das amerikanische Unternehmen CloudHQ hat in Offenbach ein Rechenzentrum geplant, das durch die dortige Glasfaserverbindung in weniger als einer Millisekunde mit Frankfurt verbunden ist. Zwischen Offenbach und Frankfurt liegen 10 Kilometer.

Auch das Rechenzentrum „BER1“ für Vantage Data Centers liegt 10 Kilometer südlich von Berlin.

(Übrigens scheinen Groß-Rechenzentren gerade wie Pilze aus dem Boden zu schießen.)

Frankfurt/Main. Das Zentrum ist nur 10km vom Rechenzentrum-Standort Offenbach entfernt.

„Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Low Latency (kurze Latenzzeit) ist Nähe. Das heißt: vermeiden, dass Daten um die halbe Welt zu zentralen Serverfarmen geschickt werden, von denen dann eine Antwort retour geht. Denn hier setzt die Physik Grenzen. Via Glasfaser sausen die Daten mit zwei Drittel der Lichtgeschwindigkeit durchs Netz, das sind 200 Kilometer pro Millisekunde. Für Anwendungen, die eine Latenzzeit von rund einer Millisekunde haben sollen, darf das Rechenzentrum also theoretisch maximal 100 Kilometer entfernt sein. Verzögerungen durch zwischengeschaltete Netzelemente und die Datenverarbeitung sind hier noch nicht eingerechnet. Der Schlüssel zu Low Latency ist also, Rechenleistung nicht hunderte von Kilometern vom Nutzer entfernt vorzuhalten, sondern nah bei ihm.“

https://www.telekom.com/de/konzern/details/was-ist-latenz-in-echtzeit-durchs-netz-435638

Der nördliche Rand von Berlin ist etwa 100km von Neustrelitz entfernt. Ins Zentrum sind es 110km. Damit wäre Neustrelitz wohl nur im äußersten Notfall als Standort geeignet. Wenn man schon weit in den Norden gehen würde, dann gäbe es sicher genug Alternativen, die alleine wegen der Kilometer geeignet wären – wenn auch Strom und Wasser schwieriger zu bekommen sind.

Halten wir fest:

Platz, Strom, Wasser [siehe Nachtrag] wäre wohl genug da. Auch die rund 100 Arbeitsplätze würde man irgendwie besetzt bekommen – wenn es auch nicht so leicht wäre. Neustrelitz ist aber technisch gesehen zu weit entfernt, um als Rechenzentrum-Standort für Berlin in Frage zu kommen. 100km sind gegeben. Das ist das Maximum was möglich wäre. Normalerweise sind es 10km. Neustrelitz ist für so eine Ansiedlung also meines Wissens nach nicht geeignet.

Ob nun überhaupt eine extrem geringe Latenz für dieses Rechenzentrum notwendig wäre, ob Neustrelitz genug Wasser hätte, also ob es nicht doch möglich wäre Neustrelitz zum Google-Standort zu machen… Um das kurzfristig in die Wege zu leiten fehlt mir leider ein Stab von Mitarbeitern.

Es war aber durchaus Wert dieser Idee einmal nachzugehen.

Nachtrag:

Ich habe bei Stadtwerken Neustrelitz nachgefragt. Die technischen Anlagen zur Wasserversorgung wären in der Lage einen so hohen zusätzlichen Verbrauch zu decken. Auch dann würde das Grundwasser immer noch genug Reserven für weitere Einwohner und Gewerbe haben. Die Voraussetzung wäre die Erweiterung der Nutzungsgenehmigung zur Grundwasserentnahme. Dass in Neustrelitz beim Wasserverbrauch so gut aufgestellt ist hat historische Gründe. Einerseits hatte die Stadt zu DDR-Zeiten noch wesentlich mehr Einwohner und zusätzlich als Garnisonsstadt der Sowjetarmee einen deutlich höheren Verbrauch. Auch der nie in Betrieb gegangene „Neue Schlachthof“ hätte sehr viel Wasser und Abwasser-Kapazitäten benötigt, die heutzutage nicht genutzt werden.

Möglich ist es also. Dabei ist eine Größenordnung von 1,3 Millionen cbm Wasser/Jahr Verbrauch übrigens gar nicht sicher. Die Zahl deutet darauf hin, dass für die Kühlung der Server die Verdunstungskühlung eingesetzt wird. Diese Technik ist zwar günstig, hat aber eben einen hohen Verbrauch. Es gibt mehrere andere, sparsamere Kühltechniken, die eingesetzt werden könnten. Z.B. eine Luftkühlung, die mit einem geschlossenen Wasserkreislauf arbeitet.

Hier könnten sogar noch bessere Lösungen einsetzen, um die Abwärme direkt zu nutzen. Neustrelitz hat ein Fernwärmenetz. Direkt neben dem neuen „Grünen Gewerbegebiet“ steht das Biomasse-Heizkraftwerk der Stadtwerke. Es dürfte möglich sein, einen weiteren „Wärmeerzeuger“ ohne großen Aufwand an das Fernwärmenetz anzuschließen.

Diese effiziente Nutzung/Kopplung ist die Zukunft im Bereich Energiewende/Wärmewende. Erste Projekte gibt es bereits. Z.B. im Frankfurter Gallusviertel (In und um Frankfurt entstehen sehr viele Rechenzentren, weil es ein zentraler Punkt in der Internetstruktur ist)

„Die geplanten rund 1.300 Neubauwohnungen sowie Gewerbeeinheiten am südwestlichen Rand des Frankfurter Gallusviertels mit einem Jahresbedarf von 4.000 Megawattstunden (MWh) werden künftig zu mindestens 60 Prozent aus der Abwärme des benachbarten Rechenzentrums versorgt“, erläuterte Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann. Bis zu 40 Prozent werden durch die umweltschonende Fernwärme aus den hocheffizienten Heizkraftwerken der Mainova ergänzt.

Mit der Hitze, die in den Serverfarmen entsteht, werden wir 3.000 Menschen mit Wärme versorgen – das ist in dieser Größenordnung deutschlandweit einmalig.“

https://www.mainova.de/de/ihre-mainova/presse-und-politik/pressemitteilungen/2021/innovatives-waermekonzept-fuer-frankfurter-wohnquartier-westville-vorgestellt-76622
Biomasse-Heizkraftwerk Neustrelitz (Fernwärme-Erzeugung)

Zusammengefasst:  In Neustrelitz ist erneuerbarer Strom vorhanden (Höchstspannungsleitung in der Nähe).  Die Wasserversorgung wäre auch gewährleistet. Mit Nutzung der Abwärme und Nutzung neuer Kühltechniken würde auch wesentlich weniger bzw. kaum Wasser verbraucht werden.

Außerdem: Wie man in einer Präsentation der Machbarkeitsstudie des Grünen Gewerbegebiet sehen kann liegt direkt an der angrenzenden Bundesstraße ein Anschlusspunkt an das Transeuropäisches Glasfaser-Hochgeschwindigkeitsnetz.

Der Standort ist also eigentlich wie gemacht für ein Groß-Rechenzentrum!
Wenn der Platz ausreicht (das ganze Gewerbegebiet bietet 90.000 m²).

Im Rechenzentrum sollen 100 Mitarbeiter beschäftigt werden. Das sind in etwa so viele wie im DLR-Standort Neustrelitz arbeiten (110). Die hochqualifizierten Arbeitsplätze im DLR konnten auch besetzt werden. Außerdem wird wohl niemand ernsthaft bestreiten, dass der DLR-Standort ein Gewinn für die Stadt ist.

Bleibt letztendlich noch die Frage nach der Entfernung zu Berlin, um die Daten schnell genug „verschicken“ zu können. Hier ist allerdings auch interessant zu wissen, dass Groß-Rechenzentren selbst in Island stehen (wegen dem niedrigen Kühlaufwand). Im Hinblick auf 5G, autonomes Fahren etc. wäre es für die Seenplatte selbst nicht schlecht schnell angebunden zu sein und nicht auf Berliner Digital-Infrastrukturen angewiesen zu sein.

Höchstspannungsleitung hier bei Alt-Strelitz

In Anbetracht dessen lohnt sich vielleicht doch mal Google oder das Wirtschaftsministerium in Schwerin anzuschreiben. Da hat man vielleicht die Möglichkeiten die entsprechenden Stellen bei Google zu kontaktieren. Gute, hochqualifizierte Arbeitsplätze, mit erneuerbarer Energie gespeist und in einem innovativen Zukunftsbereich… Das sollte doch die Regierung interessieren. Auf jeden Fall ist es sinnvoller als Steuergeld nach Honkong zu schicken.

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