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Würzburg-Monitor

Würzburgs Verkehrswende

Eines der großen Projekte in Deutschland ist die Verkehrswende. Dabei stehen größere Städte besonders im Mittelpunkt. Dort möchte immer mehr Menschen angenehm, gesund und mobil leben – was aber mit der Technik und den Konzepten des 20. Jahrhunderts nicht mehr möglich ist. Dazu kommt noch, dass der Verkehr klimaneutral werden soll. Das ist der Beitrag zum anderen großen Projekt, der Energiewende. Bei allen Änderungen soll die Mobilität aber nicht eingeschränkt, sondern noch erweitert werden.

Dieser Beitrag ist Teil meines Würzburg-Monitor und beschäftigt sich mit der Verkehrswende in Würzburg.

Ziele der Verkehrswende

  • Klimaschutz
    (CO2-Neutralität durch Senkung des Energiebedarfs und Nutzung erneuerbarer Energien)
  • Umwelt- und Gesundheitsschutz
    (Reduzierung von Schadstoffen wie NOx, Feinstaub etc. -> mindestens die Grenzwerte einhalten)
  • Lebensqualität in der Stadt
    (mehr Raum für Menschen anstatt Fahrzeuge, weniger Lärm, weniger Stress)
  • Mobilität erhalten und steigern
    (Freie Bewegung von Personen und Gütern. Weniger Stau und mehr Platz für sinnvolle Autofahrten)

Die Erreichung dieser Ziele kann man nicht einfach beschließen, anordnen und in kurzer Zeit umsetzen. Ein viele Jahrzehnte altes System muss umgestaltet werden bekommt und teilweise völlig neue Grundlagen. Würzburg ist hier mittendrin. Es gibt schlechte (viel Autoverkehr) und gute (Existenz einer Straßenbahn) Voraussetzungen. In den letzten Jahren wurden aber bereits konkrete Maßnahmen in die Wege geleitet.

Lösungen

Die Lösungen/Maßnahmen, um die Ziele der Verkehrswende zu erreichen lassen sich in zwei Gruppen aufteilen.

  • Verkehrsmix ändern
    • weniger Autos, mehr ÖPNV, mehr Fahrrad- und Fußverkehr
    • Umbau Infrastruktur dahingehend
  • Emissionen vermeiden
    • Treibhausgase (Klima)
    • Schadstoffe, Lärm, Schmutz (für Gesundheit und Lebensqualität)

Den Verkehrsmix zu ändern trägt in unserer heutigen Situation auch dazu bei Emissionen zu vermeiden. Autos fahren heute fast alle mit Benzin oder Diesel. Weniger davon bedeuten also auch weniger Emissionen. Allgemein muss man aber Verkehrsmix und Emissionen trennen. Denn wenn z.B. jemand von ökostrombetriebener Straßenbahn oder Auto auf das Fahrrad umsteigt, ändert das zwar den Verkehrsmix, aber praktisch nichts am den Emissionen. Das Thema ist komplex, ich orientiere mich aber an Lösungen und konkreten Maßnahmen. Diese lassen sich meiner Meinung nach am besten überblicken, wenn man sie in Verkehrsmix und Emission von Treibhausgasen/Schadstoffen einteilt.

Verkehrsmix in Würzburg

Um die Anteile am Verkehrsmix messen zu können wird der Modalsplit ermittelt. In Würzburg zeigt sich, dass es leichte Veränderungen gab, der ÖPNV aber noch ausbaufähig ist.

Modal Split in Würzburg 2008 und 2017
20082017
Fahrrad- und Fußverkehr35%40%
ÖPNV16%15%
Motorisierter Individualverkehr49%44%
QuelleKlimaschutzkonzept Würzburg 2012MiD 2017

Überblick: Maßnahmen zur Änderung des Verkehrsmix:

Ausbau und Verbesserung ÖPNV: Straßenbahn

Für die Größe der Stadt Würzburg ist es erstaunlich, dass sie eine Straßenbahn hat, bzw. das Netz über die große Zeit der Automobilität in den 1960ern und 1970ern erhalten hat. Die Straßenbahn ist dafür verantwortlich, dass Elektromobilität in Würzburg schon einen großen Anteil hat. Dabei wird mit der Oberleitungsversorgung auch das Problem mit den Batterien vermieden. Es sind 5 Linien im Betrieb und der Ausbau des Netzes ist im Gange oder in Planung.

  • Im Betrieb:
    • Linien 1 bis 5
  • geplant/im Bau:
    • die neue Linie 6 geht gerade durch die Mühlen der Bürokratie
  • Ideen:
    • „Linie 7“, nach Lindleinsmühle und Lengfeld bis zum IKEA
      Für die Zukunft sind bereits Grundstücke reserviert, falls es einmal zu Planungen kommt. Für die Strecke gab es auch die Idee eine Seilbahn zu nutzen.

Planung und Bau von neuer Straba-Infrastruktur dauert lange und kostet viel Geld. Was es bedeutet mitten in einer Stadt, unter deutschen Gesetzen eine Straba zu bauen sehen wir an Linie 6. Der Stadtrat und die Bürger sind sich weitestgehend einig, dass sie so schnell wie möglich gebaut werden muss.

Die Nutzung der Straßenbahn soll auch generell attraktiver werden, so dass mehr Menschen die bereits bestehenden Angebote nutzen oder nutzen können (Barrierefreiheit). Dazu werden 18 neue Straßenbahnen angeschafft. Die ersten werden 2022 fahren. Die neuen Straßenbahnen werden laut Beschluss der Stadt mit WLAN, USB-Ladebuchsen und Klimaanlagen ausgestattet.

Würzburgs Stärken:Würzburg hat eine Straßenbahn. Sie wird mit Ökostrom und bewährter Technik betrieben. Umwelt- und klimafreundlicher geht es kaum. Bequem ist es auch.
Würzburgs Schwächen:Planung und Bau von neuer Straba-Infrastruktur dauert generell lange und kostet viel Geld. Die Linie 6 ist nötig, muss aber viele bürokratische Hürden nehmen.
Maßnahmen:Modernisierung durch Anschaffung neuer Straßenbahn-Züge.
Ausbau der Gleise für Linie 1/5
Durchführung des Planfeststellungsverfahrens für Linie 6
Ideen für weitere Linien werden zumindest diskutiert.

Ausbau und Verbesserung ÖPNV: Busse

In Würzburg gibt es 23 Buslinien mit 80 Bussen, die 301 Bushaltestellen im Stadtgebiet bedienen.

Überplanung des Busnetzes: Das Busnetz ist historisch gewachsen und wurde nie übergreifend geändert. 2017 hat der Stadtrat beschlossen, die Linien zu optimieren. Dazu gehören z.B. auch die Zeiten an denen Busse fahren. An der Überplanung konnten sich alle interessierten Bürger in Bürgerworkshops beteiligen. Dabei wurden im Herbst 2019 Vorstellungen und Wünsche aufgenommen.

Um den Busverkehr attraktiver zu machen wirbt die WVV gerade damit, dass in vielen Bussen bereits kostenloses WLAN vorhanden ist.

Zur Klima- und Umweltfreundlichkeit der Busflotte siehe unten.

(ToDo für mich selbst: Ich werde die Entwicklung der beförderten Personen heraussuchen)

Ausbau und Verbesserung ÖPNV: Tickets und Tarife

Aufgrund einer Initiative der Landesregierung werden 365-Euro-Tickets als „ÖPNV-Flatrate“ für ein Jahr auf den Weg gebracht. In Würzburg wird 2020/2021 ein 365-Euro-Ticket für Schüler und Auszubildene eingeführt.

Auch mit der Einführung des neuen Verkehrsverbunds in Mainfranken wird es Änderungen bei den Tarifen geben.

Bessere Anbindung Umland

Neuer Verkehrsverbund:
Würzburg verhandelt im Moment mit den nahen Landkreisen, um eine neue Verkehrsgesellschaft bzw. Verkehrsverbund auf die Beine zu stellen. Der ÖPNV in Würzburg soll besser mit dem Umland vertaktet werden. Die Tarifstruktur soll einfacher und sinnvoller und die „Großwabe Würzburg“ erweitert werden.

Reaktivierung Bahnhöfe Heidingsfeld:
Um den Regionalverkehr zu fördern sollen neue Bahnhaltepunkte geschaffen werden. Die Bahnhöfe Heidingsfeld West und Heidingsfeld Ost sollen reaktiviert werden. Verzögert sich leider, hier ist die Bahn ausschlaggebend. Momentan wird davon ausgegangen, dass der Ostbahnhof 2022 und der Westbahnhof 2026 wieder in Betrieb gehen werden. Im Stadtrat gibt es einen Antrag, dass sich die Stadtverwaltung mit den Verantwortlichen auf Landes/Bundesebene in Verbindung setzt, um die Reaktivierung zu beschleunigen bzw. verbindlichen Zeitplan zu erhalten. (Antrag der CSU-Stadträte Schubert und La Rosa)

S-Bahnen ins Umland:
Es gibt Ideen, die Bahn-Verbindungen in der Region schneller zu takten und zusammen mit mehr Bahnhaltepunkten in den Umlandsgemeinden und im Stadtgebiet so etwas wie eine S-Bahn einzurichten. Dies müsste zusammen mit der Deutschen Bahn AG (oder anderen Bahn-Anbietern) und dem Freistaat Bayern erarbeitet und beschlossen werden. Es wäre ein Langfrist-Projekt.

Park & Ride

Das Park&Ride-Prinzip ist in Würzburg wichtig, weil es viele Einpendler gibt. Hier ist in den letzten Jahrzehnten wenig passiert und es gibt kein richtiges P&R-System. 2018 hat der Stadtrat endlich die Stadtverwaltung damit beauftragt Standorte zu errichten und zu untersuchen. Sie sollen möglichst am Stadtrand entstehen und ein leichtes Umsteigen in den ÖPNV (vor allem die Straßenbahn) ermöglichen. Damit kann der Autoverkehr in der Innenstadt reduziert werden. Dadurch gibt es weniger Stau es wird weniger Parkraum benötigt, der dann anders genutzt werden kann. Beim Park&Ride gibt es zwei Ansätze: Entweder werden wenige große oder viele kleine P&R-Plätze eingerichtet. In Würzburg wird über wenige Große gesprochen.

  • im Betrieb:
    • die Parkplätze auf der Talavera und dem Dallenberg liegen an Straba-Haltestellen und werden weitgehend wie P&R-Plätze genutzt
  • geplant/im Bau:
  • wird diskutiert:
    • in der Zellerau, gegenüber Bürgerbräu, nahe der Straba-Endhaltestelle
    • nördlich des Hauptbahnhofes, an den Bahnschienen, Ständerbühlstraße/Nordtangente
    • am Ikea
    • am Hubland

P&R ist eigentlich eine sehr guter Baustein für die Verkehrswende – leider wird es erst seit den letzten Jahren ernsthaft angegangen. Auf dem Weg in ein richtiges P&R-System werden gerade die ersten Schritte gemacht und der Bau von P&R-Anlagen beschlossen. Es gibt Ideen, das Parkticket gleichzeitig als ÖPNV-Ticket nutzen zu lassen.

Carsharing

Carsharing ändert erstmal nichts daran wie viel Autos auf den Straßen unterwegs sind. Da hat es eher einen verstärkenden Effekt. Es hat aber einen Nutzen bei der Verteilung des Verkehrsraums. Es kann nämlich Parkraum gespart werden, der sonst durch Autos blockiert ist. Diese Autos warten lediglich auf ihre Anwendung oder das Blockieren des Parkplatzes der Zweck an sich. Weniger Parkraum bedeutet mehr Raum für anderen Verkehr (für Fahrräder genauso wie fahrende Autos). Das stationsbasierte Carsharing-Angebot von Scouter wird gut angenommen. Ständig werden neue Stationen eröffnet. Die WVV kooperiert eng mit dem Anbieter.

Im Städteranking 2019 des Bundesverbands CarSharing liegt Würzburg auf Platz 35 von 151. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung gab es 52 CarSharing-Fahrzeuge, was 0,41 Fahrzeuge pro 1000 Einwohner bedeutet.

Ich selbst habe kein eigenes Auto und nutze das Carsharing-Angebot in Würzburg (inklusive CO2-Kompensation). Das Carsharing ist für mich ein Argument in der Einschätzung, dass ich kein Auto benötige.

Individueller Autoverkehr

In den letzten Jahren wurden in der Innenstadt immer mehr Fußgängerzonen ausgewiesen und nach und nach Parkplätze weggenommen. Arztpraxen, Geschäfte, Anwälte, Notare, Veranstaltungen etc. sitzen oft in der Innenstadt (vermutlich auch dort angesiedelt, weil man früher bis an die Tür fahren konnte). Viele Autofahrer erinnern sich noch an die alten Zeiten in denen man gut in der Innenstadt parken konnte und empfinden den weggenommenen Platz als Verschlechterung. Der Aufbau eines Park&Ride-Systems hätte das Problem verkleinern können, jedoch wird daran erst seit 2018 gearbeitet.

Bei der Erreichbarkeit der Innenstadt sollte man immer bedenken, dass das Auto erst seit den 1950/1960ern eine Massenerscheinung ist. Der Platz, der den Autos jetzt genommen wird ist vor etwa 60 Jahren schon einmal den Fußgängern genommen worden, zugunsten des Autos. Das Auto hatte in seiner Zeit, der industriellen Moderne eine absolute Vorrangstellung, die es jetzt wieder verliert. Es wird eines von vielen Optionen zur Mobilität werden.

Beim individuellen Autoverkehr ist sehr viel von persönlichen Entscheidungen der Menschen abhängig. Der Schlüssel, um den Anteil von Autos am Verkehrsmix zu ändern ist der Ausbau von Alternativen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr sowie Fahrrad/Pedelec etc. Eine Verschlechterung der Bedingungen bewirkt vor Allem, dass die Stadt, besonders die Innenstadt gemieden wird. Der Autoverkehr findet dann nur woanders statt. Der Verkehr wäre nicht „gewendet“, sondern „teilweise abgeschafft“.

Förderung des Radverkehrs

Fahrradverkehr in Würzburg nimmt zu. Die Radverkehrsinfrastruktur lässt aber noch zu wünschen übrig. In den letzten Jahren wurde der Ausbau zwar angestoßen, aber dies ausgehend von einem niedrigen Niveau. Es gibt immer noch viele Problemstellen.

Kommunales Radverkehrskonzept:
Zwischen 2014 und 2016 wurde ein kommunales Radverkehrskonzept erstellt. Es ist eine umfassende Strategie (92 Seiten), um den Radverkehr sicherer und attraktiver zu machen, damit mehr Wege mit dem Rad zurückgelegt werden. Zunächst wurde die Situation in der Stadt analysiert und Vorschläge gemacht. Seit der Erstellung wird das Konzept Schritt für Schritt „abgearbeitet“. Es wurden mehrere Millionen Euro investiert, um kilometerweise Fahrradwege, Fahrradgaragen und Fahrradgerechte Kreuzungen zu bauen.

neue Radwege 2018: 15 km
neue Radwege 2019: 6 km
neue Radwege 2020: 6 km (geplant?)
(die Zahlen habe ich aufgeschnappt. Quellen werde ich nachtragen)

Oft wurden nur Schutzstreifen angelegt. Das ist nicht ideal, aber eine schnelle Lösung. Zumindest wird mit den einfachen Möglichkeiten angefangen. Da wo Straßen komplett umgebaut werden gibt es auch richtige Fahrradwege. Man braucht nur den Zeller Berg und das Hubland zu vergleichen.

Würzburg hat vor Allem in der Altstadt Schwierigkeiten, weil Straßenbreiten begrenzt sind. Es gibt keinen Platz für zusätzlichen Verkehrsraum und kaum ausgewiesene Fahrradwege. Deshalb ist, ungewöhnlich für Deutschland, der Fahrradverkehr in den Fußgängerzonen erlaubt. Die immer noch ausbaufähige Struktur, Platzmangel, aber auch eine allgemein sinkende Bereitschaft zum Respekt-Geben (im Gegensatz zum Respekt-Einfordern) führen zu Konflikten. Sie entstehen zwischen Radfahrern, Fußgängern und Autofahrern. Ein respektvoller Umgang miteinander ist wünschenswert, sollte eingefordert und auch gelebt werden. Dabei geht es aber um die Bekämpfung von Symptomen. Am Ende können die Ursachen dafür nur mit einer gelungenen Verkehrswende beseitigt werden.

einer der altbekannten „Fahrradwege ins nichts“
neue Markierungen – in Anbetracht der Platzverhältnisse zumindest eine Verbesserung

Außerdem liegt Würzburg in einem Talkessel, es gibt also Hügel die zu überwinden sind. Das hindert noch viele auf das Fahrrad umzusteigen. Die sehr fahrradfreundlichen Städte wie Amsterdam, Kopenhagen oder Münster liegen im Flachland. Erst mit der weiten Verbreitung von E-Bikes werden die Höhenunterschiede ihre abschreckende Wirkung verlieren. Infos der Stadt Würzburg dazu.

Würzburg hat ein System für Leihfahrräder. Die Firma Nextbike bietet insgesamt 70 Räder an 16 Stationen an. Sie werden aber noch nicht häufig benutzt. 2019 wurden im Durchschnitt 410 Mal im Monat ein Fahrrad ausgeliehen. Im Moment wohnen 21% der Würzburger Bevölkerung ca. 5 Minuten von einer Station entfernt. Wegen der geringen Auslastung ist zur Zeit kein weiterer Ausbau geplant. (Quelle hier)

Lastenräder sind (zumindest in der Innenstadt) zum alltäglichen Anblick geworden. Bei der Initiative freies Lastenrad Würzburg kann man sie kostenlos ausleihen. Die Stadt unterstützt finanziell beim Kauf eines Lastenrades und nutzt sie auch selbst (im Gartenamt).

Fahrradgarage an der Talavera. Baujahr 2019.

Im ADFC Fahrradklimatest 2018 hat Würzburg eine Gesamtbewertung von 4,3. In der Städteklasse 100.000 bis 200.000 Einwohner liegt der Durchschnitt bei 4,08. Dieser Test ist eigentlich eine Umfrage und beruht auf den Einschätzungen der Teilnehmer.

Entwicklung der Note über die Jahre + Vergleichsstädte:

TestjahrWürzburgRegensburgGöttingenMünsterWiesbadenHeidelberg
20184,34,03,33,34,43,6
20164,43,73,33,14,63,6
20144,43,93,42,54,63,7
20124,54,03,82,64,63,7

Ich fahre selbst viel Fahrrad in der Stadt und merke, dass sich sehr viel geändert hat. Ich bin gespannt auf die Note 2020.

Hier: Infos der Stadt zum Fahrradverkehr und jüngste Beschlüsse der Stadt zum Fahrradverkehr.

Güterverkehr

Bundesstraße (Südring) für Durchgangsverkehr gesperrt. Da das Verbot nach Einschätzung einiger nicht eingehalten und kontrolliert wird ist der LKW-Verkehr dort immer wieder ein Thema.

Der Lieferverkehr in der Innenstadt ist an Werktagen bis zum Nachmittag massiv. Die Anlieferungen für Geschäfte, Gewerbe, Gastronomie etc. brauchen viel Platz und verursachen Lärm, Stress und Emissionen. Darunter sind auch die vielen Paketdienste, die bisher in Würzburg noch keinen großen Beitrag zur Energie-/Verkehrswende geleistet haben. Für die Belieferung der Geschäfte in der Innenstadt gibt es noch keine praktikable Lösung. Lastenräder und Güter-Straßenbahnen hätten eigene Probleme. E-Mobilität löst das Problem der lokalen Emissionen, jedoch wird die Erneuerung von Transportern und LKW eine ganze Zeit brauchen. Der Markt für diese Fahrzeuge bildet sich erst.

Es gibt im Stadtrat Diskussionen darüber Pakete und Waren an einem zentralen Ort, verpflichtend für alle Paketdienste, zu sammeln und dann mit Lastenrädern oder Ähnlichem zu verteilen. Es gab aber Zweifel an der Leistungsfähigkeit und praktischen Umsetzung.

Direkte Verringerung von Emissionen

Überblick: Maßnahmen zur Verringerung von Treibhausgasen und Schadstoffen

  • Verkehrsflusssteuerung (weniger Emissionen durch weniger Stau)
  • Emissionen der Busse in der Stadt verringern
    • Nachrüstung von Bussen, damit sie Emissionsstandard EURO-6 erfüllen
    • Anschaffung erster Elektrobusse
  • Green City Plan als übergreifender Plan
  • Einbeziehung der Stadtverwaltung
    • vorrangige Anschaffung von Elektrofahrzeugen (2019 waren 30-35 E-Fahrzeuge im Fuhrpark)
    • nutzt Carsharing
    • das Gartenamt arbeitet mit Lastenfahrrädern

Strabas und Taxis

Die Straßenbahn ist ein großer Vorteil für Würzburg. Städte ohne Straba sind mit der Einführung von Elektrobussen erst ganz am Anfang den ÖPNV auf Elektroantrieb umzustellen und haben dabei noch die Probleme mit Ökobilanz (Batterietechnologie) und Bau einer Lade-Infrastruktur.

ToDo: Was tragen die Taxis zum Klimaschutz/Umweltschutz bei?

Bei den Strabas lässt sich nichts Wesentliches verbessern. Sie werden ohne Batterie, direkt mit Ökostrom angetrieben. Deshalb ist hier ja der Fokus auf dem Ausbau. Bei den Bussen dagegen ist das Stadtgebiet gut erschlossen. Verbesserungen natürlich immer möglich, deshalb gibt es ja die Optimierung von Buslinien und Takten. Der Fokus liegt hier bei Klimaschutz/Schadstoffe. Die Busse fahren momentan mit Dieselmotor.

Städtischer ÖPNV: Busflotte

Bei der Beurteilung, wie „sauber“ ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor ist, gibt es die europäischen Abgasnormen. Für Busse ist zur Zeit die Abgasnorm Euro-6 die höchste Stufe.

Laut WVV sind momentan 80 Busse im Fuhrpark des Würzburger Bus-Betreibers „NVG“. Im Moment werden alle mit einem Dieselmotor betrieben. Im Jahr 2019 erfüllten davon bereits 34 die Euro-6-Norm und 26 wurden mit Stickstofffiltern (NOx) nachgerüstet, so dass sie annähernd die Euro-6-Norm erreichen. Was den Ausstoß an Luft-Schadstoffen betrifft sind diese Diesel-Busse also auf dem neuestem Stand, d.h. emissionsarm.

ToDo für mich: Wie sieht es mit den etwa 20 restlichen Bussen aus? Laut NVG erfüllen alle Busse, die ab 2008 gekauft wurden, die Euro-5-Norm. Alle seit 2015 gekauften Busse erfüllen die Euro-6-Norm. Sind noch Busse im Einsatz, die vor 2008 gekauft wurden und noch nicht nachgerüstet wurden?

Schadstoffe sind das eine, Treibhausgase wie CO2 sind aber das andere. Diese werden von der Euro-Norm nicht berücksichtigt, denn da gibt es andere Richtlinien. Um den Busverkehr emissionsfrei zu gestalten sind andere Antriebe nötig.

Demnächst steht in Würzburg die Anschaffung der ersten Elektrobusse an! Sie werden wie die Straba mit Ökotrom fahren. Der Busbetreiber NVG hat dazu im Stadtrat die Details zum Pilotprojekt und auch die Pläne danach veröffentlicht. Ab Juni 2020 werden die ersten 2 Busse mit Elektroantrieb fahren. Mit ihnen sollen Erfahrungen für eine große Bus-Flottenerneuerung gesammelt werden. Sie sollen primär auf den Linien 6 und 16 als Nachtbus fahren. Wenn „alles nach Plan läuft“ wird folgendes in den nächsten Jahren passieren:

  • 2020: Anschaffung von 2 Elektrobussen und 2 Ladestationen
  • 2021: weitere 3 Elektrobusse und 2 Ladestationen
  • 2022: weitere 3 Elektrobusse
  • 2023: weitere 4 Elektrobusse und 2 Ladestationen
  • 2023: weitere 6 Elektrobusse und 2 Ladestationen

Im Jahr 2024 werden dann bei einer Busflotte von ca. 91 Fahrzeugen ca. 18 Fahrzeuge vollelektrisch sein, was einer Quote von ca. 20 % entspricht.

NVG, aus dem Protokoll zur Vorlage – 01/0100-1022/2019 aus dem Stadtrat Würburg

Die Busse des polnischen Herstellers Solaris werden mit Batterie fahren und im Busdepot aufgeladen. Zur Zeit ist dieses im Gewerbegebiet am Heuchelhof. Um die zu erwartende Menge an Bussen zu laden wird mittelfristig ein neues Busdepot notwendig.

Umstellung von Autos

Die Autos und LKWs in Würzburg sind der Hauptgrund, dass Würzburg sein selbstgestecktes Ziel von 50% CO2-Reduzierung 2020 gegenüber 1990 mit Sicherheit nicht erreichen wird. Wie überall in Deutschland hat der Autoverkehr leicht zugenommen. Wirtschaftswachstum und Bevölkerungszunahme sind die Gründe. Beim Autoverkehr muss also am meisten getan werden. Durch die Änderung des Verkehrsmix, wenn weniger Autofahrten stattfinden ist schon einmal viel erreicht. Für eine umfassende, flexible Mobilität sind aber Autos nötig, auch im privaten Eigentum. Sie werden in Zukunft weniger genutzt, werden uns aber erhalten bleiben. Jedoch angetrieben ohne fossile Energieträger.

Durch das Kraftfahrtbundesamt kann man erfahren, dass am 1.1.2019 in der Stadtregion/Ballungsgebiet Würzburg 233.303 privat zugelassene PKW gab. Davon waren 706 Elektro-Autos bzw. Plug-In-Hybride. Das entspricht rund 30 E-Autos auf 10.000 PKW. Die Zahlen sagen erst einmal nicht viel aus. Es ist aber der dritthöchste Wert in ganz Deutschland. Die Region Würzburg hat also eine der höchsten Dichten von privat zugelassenen E-Autos.

StadtregionAnzahl E-Autos pro 10.000 PKW
München35
Stuttgart33
Würzburg30
Nürnberg27
Regensburg26
Frankfurt/Main, Freiburg/Breisgau25
(Deutschlandweit)18
Anzahl Autos mit Elektro und Hybrid-Antrieb je 10.000 am 1.1.2019
am WVV-Parkplatz

(Öffentliche Ladesäulen gibt es schon einige. Wie viele werde ich noch recherchieren.)

an der Haugkirche

Die Stadt stellt Ampeln um, so dass durch eine intelligente Ampelsteuerung der Verkehrsfluss verbessert wird. Dabei wird der Verkehr an einer Kreuzung und darüber hinaus analysiert und dann Schaltzeiten optimiert, sowie mit Induktionsstreifen in den Straßen gemessen wo gerade Autos stehen. Das passiert nach und nach. Eine einzelne komplizierte Kreuzung braucht lange Zeit (die simple „grüne Welle“ ist übrigens veraltet, reicht heute nicht mehr aus und wird gar nicht mehr eingesetzt). Am Ende soll das alles weniger Stau bedeuten: Und weniger Stau, bedeutet wiederum: Weniger Emissionen, Lärm und Stress.

Fernverkehr

Der Fernverkehr berührt Würzburg über die Autobahnen A3 und A7 sowie mit den Hauptbahnhof, mit Fernzügen und Fernbussen. Es gibt beim Fernverkehr aber nicht viele Einflussmöglichkeiten für die Stadt. Hier sind andere Ebenen entscheidend. Zum einen Behörden und Unternehmen (Autobahndirektion, Deutsche Bahn AG, Flixbus). Zum Anderen die Bürger selbst, wenn sie entscheiden welches Verkehrsmittel sie für Wege außerhalb der Stadt nutzen. Klimafreundliches Reisen mit der Bahn ist durch die zahlreichen ICE-Verbindungen möglich. Das wäre ein Beitrag zur Änderung des nationalen Verkehrsmix.

Man kann nur feststellen was sich entwickelt.
Autoverkehr: Der Autobahn-Tunnel am Heuchelhof wird die Lärmbelästigung eindämmen.
Zugverkehr: Der Hauptbahnhof wird nach und nach umgebaut und dadurch attraktiver. Vor Allem die alte Gleisunterführung macht wenig Lust auf Zugreisen. Die neue Unterführung hingegen schreckt zumindest nicht ab.

Ein Vergleich… | Foto: Robert Behrendt

Fernbus-Verkehr: Der Fernbus-Bahnhof ist im Moment ein Provisorium: Wo in Zukunft ein geeigneter Fernbus-Bahnhof entsteht ist aber noch nicht entschieden.

Übergreifende Maßnahmen der Stadt

Allgemein kann man sagen, dass die Stadt nach folgendem Prinzip arbeitet:

  1. Der Stadtrat beauftragt eine Konzepts bzw. Strategie
    (z.B. Radverkehrskonzept, Green City Plan, etc.)
  2. Entweder die Stadtverwaltung Würzburg oder externe Berater erstellen das Konzept mit Analysen und konkreten Handlungsempfehlungen
    (z.B. die Notwendigkeit eines Fahrradweges von Stadtteil X nach Y)
  3. Der Stadtrat bzw. ein bestimmter Ausschuss prüfen, diskutieren und entscheiden über die einzelnen Maßnahmen im Konzept
    (z.B. den fahrradfreundlichen Umbau einer bestimmten Kreuzung, weil sie auf dem Weg für Fahrradfahrer von Stadtteil X nach Y liegen)

Maßnahmen der Stadtverwaltung

Die Stadtverwaltung beschafft, wenn möglich nur noch Elektrofahrzeuge. Beim Kauf von Nutzfahrzeugen ist das allerdings mangels passendem Angebot schwierig. Im Jahr 2019 waren 3-35 Elektrofahrzeuge im Fuhrpark der Stadtverwaltung.

Die Stadtverwaltung nutzt darüber hinaus selbst das Carsharing in der Stadt. Im Gartenbauamt wird außerdem ein Lastenfahrrad genutzt.

Da die Stadtverwaltung bis 2030 völlig klimaneutral sein soll („Klimaversprechen“) wird sich hier sicher noch einiges tun. Im Prinzip muss zur Erreichung dieses Ziels auch die Verkehrswende in der Stadtverwaltung abgeschlossen sein.

Green-City-Plan

Der „Green City Plan“ ist ein übergreifendes Konzept zur Schadstoffreduzierung. Er wurde aufgestellt, weil bis 2016 die NOx-Grenzwerte an der Würzburger Messstation überschritten wurden. Er konnte durch Mittel des Bundeshaushaltes finanziert werden und hat auch die Beteiligung von Bürgern mit eingeschlossen. Die dort ermittelten Möglichkeiten dienen dem Stadtrat als Diskussions- und Entscheidungsgrundlage.

Beschluss zur Verkehswende

(Informationen dazu folgen)

Werden die Schadstoffgrenzwerte eingehalten?

Der berühmt berüchtigte Schadstoff-Grenzwert beträgt 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel. In Würzburg wird am Stadtring Süd gemessen. Bis 2016 wurde der Grenzwert noch überschritten. Seitdem sinkt die Schadstoffbelastung laut Umweltbundesamt stetig.

Messstation Würzburg/Stadtring Süd20152016201720182019*
Jahresmittelwert NO2 in µg/m³4242383330

Der Wert für 2019 ist vorläufig (Stand 20.1.2020). Würde der Messwert überschritten, müsste Würzburg laut Luftreinhalteplan eine Umweltzone einrichten. Das ist aber im Moment kein Thema.

ToDo: Feinstaub und Lärm

Fazit

Die Verkehrswende in Würzburg ist meist nicht sichtbar, weil die großen symbolträchtigen Durchbrüche fehlen. Teilweise läuft es aber auch sehr langsam, weil viele Faktoren eine Rolle spielen.

(hier werde ich noch eine Zusammenfassung der Stärken, Schwächen und Maßnahmen Würzburgs bei der Verkehrswende zusammenschreiben)

Links und Dokumente

https://www.agora-verkehrswende.de/fileadmin/Projekte/2020/Staedteprofile/Agora-Verkehrswende_Bewegung_in_Staedten_1-1.pdf (insbesondere Seite 94/95)

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