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Deutschland für Anfänger Politik und Gesellschaft

Schrebergarten-Phänomen

Schrebergärten“ oder „Kleingärten“ sind für manche Ausländer, aber besonders für nichteuropäische erklärungsbedürftig. Davon habe ich nicht nur gelesen, sondern diese Erfahrung auch persönlich gemacht.

Scheinbar ist es für Beobachter von außen nicht ganz klar, ob es dauerhaft bewohnte kleine Häuser sind oder etwas anderes. Dabei sind keine Wohnungen für Arme und auch nicht einfach Wochenendhäuser. Es steht dahinter ein Phänomen, dass es Mitteleuropa weit verbreitet ist.

Entwicklung

Um sie zu verstehen muss man in die Vergangenheit gehen. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert, zur Zeit der Industrialisierung, zogen viele Leute vom Land in die Städte. Diese waren vom schnellen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum geprägt. Überall entstanden neue Fabriken, die aber das Leben in den Städten schmutzig und unangenehm machten. Zumindest in den Vierteln der Arbeiter. Die Massen von Fabrikarbeitern wollten frische Luft, konnten sich aber keinen Urlaub leisten. Bis auf die Sonn- und Feiertage hatten sie gar keine freien Tage. Die Leute waren auf ihre engen Stadtwohnungen beschränkt. Außerdem wuchs die Bevölkerung sehr stark – das führte auch zu großer Armut. Die Ernährung der Armen war ein Thema.

Die Lösung waren kleine Gärten, in denen man sich erholen konnte und auch Obst und Gemüse für die eigene Ernährung anbauen konnte. Dafür musste nur eine geringe Miete (Pacht) bezahlt werden. Die einzelnen Gärten waren wie heute noch umzäunt und nebeneinander gestellt. Auf dem Grundstück befinden sich meist kleine Häuschen („Lauben“). Die Kleingärtner organisierten sich in Vereinen. Die Kleingartenanlagen entstanden am Stadtrand. Später, durch das Wachstum der Städte wurden einige aber auch von ihr umschlossen.

Diese „Kolonien“ oder „Siedlungen“ waren viele nebeneinander liegende Gartenparzellen, mit gleicher Größe, Form und das Ganze war organisiert (in Vereinen). Sie passten also zur Moderne bzw. zur Industrialisierung. Man ist in der Masse aufgegangen – das war eine Entwicklung der Zeit. Gleichzeitig aber auch eine Art Gegenbewegung. Man hat ein Stück gesundes Landleben in der Industriestadt bekommen.

In der Mitte des 20. Jahrhunderts waren sie auch noch mal wichtig. Vor Allem nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Wohnungen knapp waren, durch Zuzug und Zerstörung, wurden manche Gärten auch dauerhaft genutzt. Die Phase des Wiederaufbaus war von großen Gebäuden für viele Bewohner geprägt. Auch da gab es ein Bedürfnis nach ein wenig Natur in der Großstadt…

Mit der Entwicklung der Wirtschaft/Gesellschaft und erweiterten Möglichkeiten wurden die Satzungen der Vereine immer wichtiger, denn mit der Individualisierung bestand auch die Gefahr, dass jeder sein eigenes Ding macht. Durch den Verlust der Gleichheit bestand die Gefahr, dass der Charakter der Siedlungen verloren geht. Dadurch werden die Satzungen streng durchgesetzt. Es mutet heute manchmal absurd kleinlich an die ganzen Regelungen durchzusetzen und aufrecht zu erhalten – Höhe von Hecken (damit man sich nicht abschottet…) und der Zwang Gemüse anzubauen (um den Charakter zu halten).

Die Bezeichnung „Schreber“-Gärten und andere Namen

„Schreber-“ kommt vom einem Arzt aus Leipzig, „Moritz Schreber“. Der hat Mitte des 19. Jahrhunderts eigentlich allgemein mit körperlicher Betätigung im Sinne der Gesundheit zu tun gehabt. Erst nach seinem Tod entwickelte sich aus seinen Ideen das Konzept des Schrebergartens. Kleingärten etc. Auch manchmal Datscha?

Gartenlaube -> das Haus darauf, manchmal aber auch Synonym zum Kleingarten.

Regeln

  • Kleingärten werden üblicherweise verpachtet und nicht verkauft.
  • man muss in einen Kleingartenverein eintreten. Dieser stellt Regeln auf
  • Man darf nicht dauerhaft darin wohnen.
  • Es gibt genaue Vorschriften wie groß das Garten-Haus ist, das man bauen darf.
  • auch ist oft vorgegeben wie viel Fläche mindestens mit Gemüse angepflanzt werden darf. Auch die Höhe der Hecken ist streng geregelt.

Manche Siedlungen haben sich gewandelt. Die Leute haben (trotz Verbot) ihre Häuser immer mehr ausgebaut, so dass sie eigentlich kleine Wohnhäuser sind.

Besonderheiten

Manchmal liegen sie dort wo man überhaupt keine Entspannung vermuten würde: direkt an Bahngleisen oder Schnell-Straßen etc. Ich vermute der Grund der Platzmangel in den Städten.

Mit Fahnenmasten kann man sich ausdrücken. So sieht man Deutschland-Fahnen oder andere Fahnen mit denen die Leute sich verbunden fühlen.

Bedrohungen der Kleingarten-Kultur

Als die bestehenden Kleingärten-Kolonien vor Jahrzehnten gegründet wurden lagen sie meist am Stadtrand. Die Städte sind oft um sie „herumgewachsen“ und liegen oft innerhalb der bebauten Flächen. Siedlungen in solchen Lagen sind heute oft begehrtes Bauland.

Früher, als Lebensmittel gemessen am Einkommen noch teurer waren hat das Selbst-Anbauen von Gemüse einen Vorteil gebracht. Heute kann man allerdings jedes Gemüse zu günstigen Preisen im Supermarkt kaufen. Auch ohne Gartenarbeit. Das Anbauen von eigenen Lebensmitteln ist heute also nicht mehr nötig, sondern ein Hobby. Es geht hauptsächlich um Erholung in den Gärten. Dadurch geht in manchen Regionen etwas von der ursprünglichen Kleingarten-Kultur verloren.

Allerdings muss man dabei bedenken, dass diese Kleingarten-Kultur eng mit der beschriebenen Industrialisierung verbunden ist. Die Kleingärten sind also ein Phänomen, das sich langsam wandelt.

Wie viele gibt es?

Es gibt in Deutschland fast 1 Million Kleingärten. In Ostdeutschland sind sie auf die Einwohnerzahl gerechnet aber 3 Mal so häufig wie in Westdeutschland. Das hat historische Gründe. Während der Teilung Deutschlands in zwei Staaten wurden in der DDR viele Wohnblöcke gebaut und für deren Einwohner wurden auch gleich Kleingarten-Kolonien angelegt. In den neuen Bundesländern gibt es rund 500 000 Gärten. In den alten Bundesländern genauso viele, obwohl dreimal so viele Menschen dort leben.

Weitere Infos:

https://www.gartenhaus-gmbh.de/magazin/schrebergarten-die-10-wichtigsten-zahlen-und-fakten/

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Deutschland für Anfänger Sprache

Kleines Lexikon der Beleidigungen

Beleidigungen oder Schimpfwörter – das sind oft die ersten Worte, die man in einer Sprache lernt. Ich bin nicht weit von der deutsch-polnischen Grenze aufgewachsen. Die ersten Worte, die ich auf polnisch gelernt habe waren „Kurwa“ und „spir dalay“. Mit einem türkischen Freund habe ich darüber diskutiert welche Gruppen unter „Kanaken“ bezeichnet werden. Nur Türken, oder auch Araber bzw. Perser?

Hier möchte ich ein paar geläufige Schimpfwörter bzw. Beleidigungen aufschreiben. Ich selbst benutze so gut wie keine davon. Ich kenne sie aber und schreibe die Wörter ohne Beschönigungen auf.

Stellt euch vor: Eine Französin, eine Dänin, ein Araber und ein Deutscher sitzen zusammen und tauschen sich über Beleidigungen aus. So bin ich einen Entwurf für dieses Lexikon durchgegangen. Erwachsene Leute haben kein Problem darüber zu sprechen.

Die Worte sind immer Kontextabhängig. Es gibt welche, die nach dem Wörterbuch neutral sind. Je nach Situation haben sie aber eine abwertende Bedeutung.

Diese Aufzählung ist rein wissenschaftlich und bildet nur die Realität ab.
Sie wird von mir subjektiv kommentiert und bewertet.

Diese Einteilung (Skala) zeigt den „negativen Respekt“ an.

Schwach Kann man mal benutzen. Ist in der Öffentlichkeit nicht als persönlich zu sehen.
MittelSchon böse. Menschen könnten daraufhin aggressiv werden.
StarkJe nachdem wer es hört kann das großen Ärger geben…

Beleidigungen von Personen bezogen auf:

Beleidigungen lassen sich in Kategorien einteilen. Übrigens: Ich verwende immer die männliche Form. Es gibt oft nur eine männliche Form des Wortes.

kognitive Fähigkeiten

„Idiot“Man kennt es in vielen Sprachen. Idiotie war ursprünglich ein medizinische Diagnose für Leute mit Denkstörungen. Heute benutzt, um jemanden als dumm zu beleidigen.
„Depp“Wie Idiot, aber etwas schwächer. Mit ironischem Unterton kann man auch einem Freund sagen „Du bist ein Depp!“, wenn man ehrlich sagen möchte, dass er etwas dummes getan hat.
„Trottel“Betont, dass jemand ungeschickt ist und Fehler macht.
„Hirni“
„Knallkopf“, „Knaller“im Sinne von „sehr auffällig dumm“. Knaller kann auch ironisch positiv sein.
„Heini“

soziale Gruppe

Wort/Varianten Info
„Horst“, „Vollhorst“Bezieht sich auf den Vornamen „Horst“, der aus der Mode gekommen ist.
„Bauer“(dieses Wort kann neutral oder als Beleidigung genutzt werden). Bezieht sich auf den Beruf Bauer oder Landwirt. Wird im Bezug darauf genutzt, dass Menschen aus ländlichen Gebieten ungebildet seien.
„Proll“, „Prolet“Von „Proletarier“, bezieht sich auch auf soziale Gruppen, denen man unterstellt sie seien ungebildet. Anders als beim „Bauer“ hat der Begriff seinen Ursprung bei einfachen Arbeitern (in der Stadt).
„Bonze“Genutzt für Menschen in höheren Positionen, um sie als arrogant und weit entfernt vom einfachen Menschen darzustellen. Z.B. „Parteibonze“
„Schnösel“Ähnlich wie „Bonze“. Aber eher für einen selbstgefälligen, reichen, arroganten Menschen. In anderen Sprachen: Google übersetzt es ins Englische als „prig“
„Penner“Das klassische Schimpfwort für obdachlose Menschen. Von „pennen“, einem umgangssprachlichen Begriff für schlafen. Ein Penner ist jemand, der auf der Straße pennt/schläft. In anderen Sprachen: Google übersetzt es ins Englische als „jerk“
„Hartzer“Ein dauerhaft Arbeitsloser. Meist im Kontext von ungebildeten Leuten, die zuhause sitzen, evtl. tagsüber trinken und rauchen. Kommt von „Hartz4“, dem umgangssprachlichen Begriff für das Arbeitslosengeld 2, welches Langzeitarbeitslose zur Unterstützung bekommen. „Einen auf Hartz IV machen“ ist die abfällige Umgangssprache für „Von Hartz 4 leben“. Kann aber auch selbstironisch genutzt werden.

sonstige Eigenschaften

Wort/Varianten Info
„Weichei“Wie ein weiches Ei… D.h. schwach, ängstlich, also jemand der sich etwas nicht traut. Man kann jemanden sagen „Du bist ein Weichei!“ wenn man jemanden dazu bringen möchte sich etwas zu trauen.
„Pussy“auch jemand „weiches“. Weich wie eine Frau, oder besonders weiche Frau
„Muttersöhnchen“Jemand Unselbstständiges. Jemand, der davon abhängig davon ist was die Mutter sagt. Gilt für Kinder und auch für erwachsene (Männer).
„Alki“Kurzform und Umgangssprache für „Alkoholiker“. Bei unteren soziale Schichten genutzt.
„Suffkopp“, „Suffi“Wie „Alki“, aber nicht in allen Regionen genutzter Ausdruck. Bezieht sich auf „Saufen“ als vulgäres Wort für „(Alkohol) trinken“. Aus dem hochdeutschen Sauf-Kopf (was niemand nutzt) wird Suff-Kopp.
„Schisser“Jemand, der besonders viel Angst hat. (Jemand, der sich vor Angst „in die Hose scheisst“)
„Bastard“Ursprünglich ein unehelich geborenener Sohn. Diese eigentliche Bedeutung spielt heute keine Rolle, denn in der deutschen Mehrheitsgesellschaft sind Kinder, die nicht in einer Ehe geboren wurden nichts moralisch Verwerfliches mehr wie noch vor vielen Jahren. Das Wort wird aber noch benutzt, weil es mit „minderwertig, verkommen, ehrenlos“ verbunden wird.

Vergleiche mit Tieren

Wort/Varianten Info
„Schwein“, „Sau“Auch als Beleidigung genutzt. Geht auf das Klischee zurück, das Schweine sehr unsauber sind (Was aber tatsächlich nicht stimmt). Mit einer Verbindung mit Schwein oder Sau (weibliches Schwein) damit kann man aus einem neutralen Begriff eine Beleidigung machen: „Bayern-Schweine“ (Fussball, FC Bayern), „Schweine-System“ (meist von Linksextremisten gebraucht)
„Kuh“„Kuh“ als schwerfälliges Tier wird auch als Schimpfwort für Frauen benutzt. Oft wird es dann von Frauen für andere Frauen benutzt.
„Affe“Wenn man jemand als „leicht Verrückten“ bezeichnen möchte. Kann auch rassistisch genutzt werden, um jemanden zu entmenschlichen.
„Ratte“Um Jemanden als hinterlistig und schmutzig zu beleidigen.
„Ungeziefer“für Gruppen
„Bulle“Beleidigung und abfälliges Wort für Polizisten. Im Englischen „cop“ oder „pig“
„Hund“Vorrangig durch türkisch/arabische Migranten benutzt. „Du Hund!“
(falsche) „Schlange“eine hinterlistige Frau
„Brillenschlange“hauptsächlich durch Kinder benutzt, um andere Kinder abzuwerten, die eine Brille tragen
(Köter)„Köter“ ist eine „Beleidigung“ für Hunde. Für Menschen wird sie üblicherweise nicht genutzt.

Sau-…, aber auch Schweine-… sind Verstärker, also positiv oder negativ (saugeil, saugut, schweinekalt, saukalt)

Sexualität

Wort/Varianten Info
„Wichser“
„Schlampe“, „Nutte“, Hure
„Hurensohn“
„Fotze“abfällige Bezeichnung für das primäre weibliche Geschlechtsorgan, das auch als starkes Beleidigung für die ganze Frau genutzt wird.
„Tunte“, „Homo“, „schwul“verliert langsam beleidigenden Charakter
„Schwuchtel“abfällige Bezeichnung für Schwule/ homosexuelle Männer. Wird allerdings oft auch für nicht-homosexuelle Männer benutzt und hat eine ähnliche Bedeutung wie „Weichei“ oder „Pussy“
„Arschficker“besonders abfällige Bezeichnung für Schwule/ homosexuelle Männer.

Schmutz / Fäkalien

Wort/Varianten Info
„Arsch“, „Arschloch“eine häufig benutzte Standard-Beleidigung, die auf den Vergleich mit dem „schmutzigsten“ Körperteil abziehlt
Scheiße, bzw. Scheiß-„…“Als direkte Beleidigung nutzt man Stück, also: „Du Stück Scheiße!“. Man nutzt es auch als Adjektiv, also „Du bist scheiße!“ oder „XY ist scheiße“. Man kann auch etwas beliebiges als „Scheiß-…“ bezeichnen. Oft auch als Zusammensetzung mit normalen Worten. Beispiel 1: „Auto“ ist ein neutrales Wort. Mit „Scheiß-Auto“ drückt man aus, dass es ein schlechtes Auto ist. Beispiel 2: „Ausländer“ oder „Deutscher“ ist auch neutral. Wenn man „Scheiß-Ausländer“ oder „Scheiß-Deutscher“ sagt, dann beleidigt die Herkunft. (siehe dazu die nächste Kategorie)
Drecks…selbes Prinzip wie „Scheiß…“ (Drecks…) Verstärkung wie Sau/Schwein Für …Schlampe, …sau, …schwein Beispiel: Drecksfotze. Aber auch Dinge wie „Drecksauto“, „Dreckstür“, Dreckssoftware etc.
Mist, Mist…, Miststück„Mist“ ist funktioniert genauso wie Dreck oder Scheiß. Ist aber etwas schwächer. Sehr verbreitet ist das Wort „Miststück“ – eine typische Beleidigung von Frauen für Frauen.

Herkunft / Ethnie / Rasse

Wort/Varianten Info
„Kanake“Beleidigung für Einwanderer aus dem vorderasiatischen Raum, besonders für Türken in Deutschland. Wird von Türken aber auch als identitätsstiftende Selbstbezeichnung benutzt (ähnlich wie „Nigger“ in den USA). Das Wort hat seinen Ursprung als Selbst-Bezeichnung von Südsee-Völkern und ist wohl durch die europäische Kolonisierung dort nach Europa gekommen. Wie das Wort genau verbreitet wurde und wie es zur Beleidigung wurde ist unbekannt.
„Kartoffel“ / „Hans“Deutsche (von Türken und Türkeistämmigen für Urdeutsche benutzt)
„Alman“Ähnlich wie „Kartoffel“ / „Hans“. Bedeutet eigentlich nur „Deutscher“ auf türkisch bzw. arabisch. Es wird von Türken, Türkeistämmigen und Arabern aber auch so benutzt, dass Urdeutsche abfällig/verächtlich/respektlos benannt werden. In den letzten Jahren wird er aber manchmal auch von Deutschen ohne Migrationshintergrund genutzt, um eine bestimmte Gruppe von Deutschen zu bezeichnen. Für „verweichlichte, über-tolerante, nette Deutsche, die sich nicht wehren, wenn man sie angreift oder beleidigt“. Also die Gruppe, die tatsächlich dem Klischee entspricht, das viele Einwanderer aus dem Nahen und Mittleren Osten von Deutschen haben.
„Bimbo“für Schwarze, „Nigger“ als englisches Wort ist selten. Das Wort „Neger“ (engl. „negro“) ist schwer zu beurteilen. Es erlebt gerade einen Wandel. Früher allgemein und heute bei einem Teil der Bevölkerung (meist Ältere) ist es nicht als Beleidigung gemeint, sondern (wenn auch leicht abfällig) als Wort für Schwarze. Mehr und mehr wird es aber als Beleidigung definiert.
„Jude“Neutrales Wort, das als Schimpfwort benutzt werden kann. „hinterhältig“, sehr politisch unkorrekt. Wird aber noch benutzt, oft von Türken/Arabern oder Staatsbürgern mit arabisch/türkischem Hintergrund
„Nazi“eigentlich für Neonazis und Rechtsextreme, wird aber oft benutzt um jemanden zu diffamieren oder anzuschuldigen. Unterstellung von Rassismus (von Europäern)
„Polacke“für Polen
„Schlitzauge“für Asiaten. Daneben gibt noch das Wort „Fidschi“, das in Ostdeutschland genutzt wird.
„Spaghetti“ / „Itacker“Italiener
„Froschfresser“, „Franzacke“Franzosen
„Schluchtenscheisser“Österreicher
„Piefke“In Österreich ein beleidigender Ausdruck für Deutsche. („Piefke“ war ein deutscher Komponist?!)
„Saupreiß“In Bayern für alle Nicht-bayerischen Deutschen. Früher ernst, heute eher ironisch
„Gelbfüssler“für Baden-Würtemberger (nur Badener?) -> historischer Ursprung. Heute aber keine starke Beleidigung.

Behinderungen und Aussehen

Wort/Varianten Info
„Krüppel“
„Mongo“bezieht sich ursprünglich auf das Down-Syndrom, das bis in die 1960er „Mongolismus“ genannt wurde
„Spast“, „Spasti“Aus dem medizinischen Bereich: Spastik/Spastiker (Gehirn oder Rückenmarksschädigung). Diese Bedeutung ist aber kaum noch bekannt. Das Spast oder Spastiker wird wie das Wort „Idiot“ genutzt
„behindert“Neutrales Wort, das als Schimpfwort benutzt werden kann. „Du bist doch behindert!“
„Missgeburt“selbsterklärend?
„hässlich“selbsterklärend
„Hackfresse“bezieht sich auf ein hässliches Gesicht (Fresse, vulgäres Wort für Mund)
„Fettwanst“, „fett“auf Aussehen bezogen, „fette Kuh“

Ursprünglich religiöse Wörter und Sonstiges

Wort/Varianten Info
„Sack“
„Teufel“religiöser Ursprung, heute veraltet
„Gesochs“, „Pack“, „Abschaum“für Gruppen

Es gibt noch so viele mehr, aber für die einen bin ich zu alt, andere sind regional und andere habe ich noch nie gehört.

Beleidigende Ausdrücke

Die Beleidigungen, die ich hier aufgezählt habe werden genutzt, indem man sagt dass jemand … ist. Genauso wie für Menschen gilt das auch für Tiere und Dinge.

Z.B. „Du bist ein Arschloch!“

Daneben gibt es noch „beleidigende Ausdrücke“

  • „Fick dich!“ (Kurzform von „Fick dich selbst!“) -> Wie das englische „Fuck you!“ (auch die Englische Version wird in Deutschland genutzt, gefühlt noch häufiger)
  • „Ich ficke Dich!“, „Ich ficke… deine Mutter/Freunde/etc.!“, so wie „Ich mache dich fertig!“-> im Sinne von jemanden etwas Schlechtes antun (z.B. schlagen)
    -> hier gibt es aber unzählige Ausdrücke, die das gleiche meinen, die aber mehr oder weniger vulgär sind
  • „Verpiss Dich!“ -> vulgär für „Geh weg!“ oder „Verschwinde!“. Wenn man über andere redet („Er hat sich verpisst“) dann bedeutet dass, dass die Person sich still/heimlich/aus Angst entfernt hat. (Dieser Ausdruck kommt aus der Militärsprache -> dazu mehr in einem anderen Beitrag), Englisch „piss off!“

Straftatbestände, Urteile und Strafen

Beleidigung (von Einzelpersonen)
(Paragraf 185 des Strafgesetzbuches)
In diesem Paragrafen steht nicht viel, auch wird dort nicht definiert was eine Beleidigung ist. Man kann es erkennen wenn man sich Gerichtsurteile ansieht. Ob etwas eine Beleidigung ist (oder nicht) wird also vor Gericht, von Richtern festgestellt. Wer sich beleidigt fühlt muss also erst einmal eine Anzeige erstatten.
Der Paragraf 185 StGb besagt, dass eine festgestellte Beleidigung mit Gefängnis bis maximal einem Jahr oder mit einer Geldstrafe bestraft werden muss. Wenn bei einer Beleidigung auch eine körperliche Handlung (Ohrfeige, Anspucken etc.) dazukommt wird das Strafmaß höher. Dann sind es maximal 2 Jahre Gefängnis. (Eine Strafe wegen Beleidigung läuft aber immer auf eine Geldstrafe hinaus, ich habe noch nie von einer Gefängnisstrafe wegen Beleidigung gehört)

Volksverhetzung (Beleidigung von „Minderheiten“)
(Paragraf 130 des Strafgesetzbuches)
Gegen Beleidigung von Personen und ganze Bevölkerungsgruppen (Herkunft, Rasse, Ethnie, Religion). Zum Beispiel wenn jemand alle Schwarzafrikaner beleidigt.
Der Artikel bezieht sich aber ausdrücklich auf Minderheiten-Gruppen. Deutsche fallen nicht darunter, so dass der Paragraf auch kritisiert wird. Es gibt zum Beispiel ein Gerichtsurteil in dem gesagt wird, dass eine Beleidigung von Deutschen nicht unter diesen Artikel fallen kann. Im „Köterrasse“-Fall hat ein Türkeistämmiger in einem Twitter-Post alle Deutschen als „Hundeclan“/“Köterrasse“ (anders gesprochen Rasse von dreckigen Hunden) bezeichnet. Dies wurde in Hamburg nicht als „Volksverhetzung“ gewertet. Würde aber ein Deutscher türkischstämmige Bürger so beleidigen, also im umgekehrten Fall wäre es eine Straftat.

Zusätzlich werden damit positiver oder relativierende Äußerungen zu bestimmten Verbrechen im Nationalsozialismus (1933-1945) abgedeckt. So auch, wenn man den Holocaust leugnet – d.h. zu behaupten dass er nicht stattgefunden hat. Viele Straftaten bezüglich dieses Paragrafen beziehen sich auf dieses Themenfeld.

Ausdruck von Ärger

„Scheiße!“, „Verdammt!“, „Mist!“, „So ein Scheiß…“ sind Ausdruck von Ärger. Sie sind keine Beleidigungen gegen Personen, sondern so etwas wie „Beleidigungen von Situationen oder Dingen“.

„Verflixt!“ oder „Kruzifix!“ sind Beispiele für Ausdrücke, die heute veraltet sind. Sie werden meistens nur noch ironisch benutzt.

Diese Ausdrücke führen uns aber schon in ein anderes Thema. Das allgemeine Thema der „vulgären Sprache“. Dies werde ich aber in einem anderen Beitrag behandeln.

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Touren

Wanderung nach Rimpar mit Schloss

Wander- und Sightseeing-Ausflug nach Rimpar, etwa 8 km nördlich von Würzburg. Ich möchte zu dieser Tour in die ländliche Umgebung einladen. Meine Idee ist eine kleinere Gruppe von max. 10 Leute, aber es wird kein Problem sein, wenn wir mehr sind.

Der Plan

  • Spaziergang durch die Landschaft nach Norden nach Würzburg zum Ort Rimpar
  • Wenn gewünscht, essen wir ein kleines Mittagessen in einem lokalen Restaurant
  • Wir werden die das Schloss von Rimpar besuchen (eventuell mit Führung), es gibt auch einige nette kleine Museen, die nur jeden zweiten Sonntag für 2 Stunden geöffnet sind (freier Eintritt, ehrenamtlich geführt)
  • berühmtes Altarbild des Würzburger Bildhauers Tilman Riemenschneider in der ehemaligen Klosterkirche in Maidbronn
  • auf dem Rückweg vorbei an einem Schlachtfeld der Napoleonischen Kriege

Das Schloss von Rimpar hat eine fast 700-jährige Geschichte mit einer engen (manchmal blutigen) Beziehung zu Würzburg. Sie haben vielleicht noch nie von Rimpar gehört, aber vielleicht haben Sie schon einmal den Namen der berühmtesten Auswanderer aus Rimpar gehört: die 3 Lehman-Brüder. Sie gründeten im 19. Jahrhundert eine Bank in den Vereinigten Staaten. Diese Bank brach im Jahr 2008 zusammen und löste eine globale Finanzkrise aus: Lehman Brothers Inc.

Wo?Startpunkt und Endpunkt ist am Haupteingang Würzburg Hauptbahnhof
Wann?Nach Absprache, meist am Wochenende, Empfohlen Sonntag.
Beginn vor Mittag, Rückkehr am Nachmittag (z.B. 10 – 16 Uhr)
Wieviel kostet es?Keine weiteren Kosten. Wenn im Schloss eine Führung stattfindet dann kostet diese 2-3€
Warum mit Mir?Ich kenne die Wegstrecke gut und war bereits mehrmals im Schloss und den Museen darin.
Einmal habe ich die Schlossführung auch „simultan“ auf englisch übersetzt.

Dieses Angebot ist nicht mehr aktuell. Touren, die ich heute anbiete findet man unter:
seenplatte-guide.de

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Touren

Themenführung Landwirtschaft

Getreide, Gemüse, Pflanzenöle, Zucker. Jeden einzelnen Tag essen wir. Aber wer hat sich schon einmal die Produktion unserer Grundnahrungsmittel genau angesehen? Die Landwirtschaft ist unsere Lebensgrundlage und prägt den Charakter fast aller Kulturen der Welt. Ich möchte eine kleine Themenführung veranstalten, in der ich Landwirtschaft um Würzburg zeige, direkt vor Ort. Da die Stadt nicht sehr groß ist, braucht man keine langen Wege. Oft findet man die Äcker direkt am Rand der Wohngebiete. Ich habe mir da einen passenden Ort herausgesucht.

Ich stamme aus einem kleinen Dorf und habe direkte familiäre Verbindungen zum Beruf des Landwirtes. In meiner Jugend habe ich ab und zu Traktoren über Felder gesteuert und war bei der Geburt von Kälbern anwesend. Ich bin zwar kein Experte, habe aber ein gewisses Grundverständnis für das Thema.

In der Landwirtschaft gibt es über das ganze Jahr Veränderung. Zu jeder Jahreszeit gibt es andere Schritte der Bodenbearbeitung oder die Pflanzen stehen in einer anderen Wachstumsphase. Vom Pflügen des Ackers, über das Wachsen der jungen Getreidepflanzen, die gelben Blütenmeere des Raps bis hin zu den Wäldern aus Mais und der Ernte gibt es ständig anderes zu entdecken. Deshalb ist diese Tour jedes Mal ein wenig anders. In 2 bis 3 Stunden werden wir an verschiedenen Stationen Halt machen.

Wo?Treffpunkt ist am Würzburger Hauptbahnhof. Von dort aus gehen wir zu Fuß aus der Stadt.
Das dauert nicht lange.
Wann?Am Wochenende oder Nachmittags in der Woche. Auch im Herbst/Winter kann es interessant sein.
Wie lange?Etwa 2-3 Stunden
Kosten?keine

Der Ort an den wir gehen liegt noch im offiziellen Stadtgebiet von Würzburg. Er liegt nördlich der Altstadt. Dadurch führt ein Weg, der sehr beliebt bei Wanderern und Fahrradfahrern ist. Dieser Weg ist ideal, denn hier werden auf kleinen Raum sehr viele Kulturpflanzen angebaut. Nur wenige hundert Meter voneinander entfernt findet man Weizen, Raps, Rüben, Gerste, Mais, Hafer etc.

Im April fangen die Pflanzen an zu wachsen.
Im Juni sieht es schon ganz anders aus.

Dieses Angebot ist nicht mehr aktuell. Touren, die ich heute anbiete findet man unter:
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Touren

Ausflug nach Veitshöchheim

Der Rokkoko-Garten und das kleine aber feine Schloss Veitshöchheim ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Nähe von Würzburg. Wer die Residenz und den Hofgarten in Würzburg mag, der sollte sich auch einmal die Sommerresidenz der ehemaligen Fürstbischöfe ansehen! Wir fahren mit dem Schiff! Mit den Ausflugsschiffen am Main in der Würzburger Altstadt (ca. 40 Minuten Fahrt). Direkt in Veitshöchheim angekommen gehen wir in den Garten über den ich etwas erzähle und in dem ich meine Lieblingsplätze zeigen werde. Wenn gewünscht können wir auch in das kleine Schloss gehen, das man gegen geringe Gebühr besichtigen kann. Auch die kleine Stadt Veitshöchheim selbst ist sehenswert! Am Ende können wir auch noch in eines der Restaurants oder Biergarten am Main gehen, während wir auf die Rückfahrt mit dem Schiff warten. Der Ausflug startet 12 oder 13 Uhr und endet 16 oder 17 Uhr (am Main im Stadtzentrum, beim Alten Kranen). Mit den Schiffs-Tickets kann man auch schon vorher selbst zurückfahren.

Wo?Startpunkt und Endpunkt ist in Würzburg am Main, Alter Kranen
Wann?Nach Absprache, meist am Wochenende, Samstag oder Sonntag.
Treffen ca. 11:30 Uhr, Rückkehr nach Würzburg: ca. 17-18 Uhr
Wieviel kostet es?Fahrpreise und Eintritte:
Schifffahrt (hin- und zurück): 13€ (bei bestimmten Anbieter)
Eintritt in den Garten ist kostenlos
Optional: Eintritt in das Schloss: 4,50€ (Normalpreis)
Warum mit Mir?Diese Tour kann man auch definitiv alleine machen.
Da ich schon oft dort war kann ich aber auf Dinge aufmerksam machen,
die dem „normalen“ Besucher nicht auffallen.

Bei Interesse schreibt mir einfach eine Email.

Auf dem Schiff

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Arbeit und Wirtschaft Deutschland für Anfänger

Aktien und Aktienkultur

Eine der ersten Fragen, die ich meinem Freund David aus Australien gestellt habe, als ich ihn kennengelernt habe war: „Bei welcher Bank hast du dein Konto?“. Das lag daran, dass ich kurz davor Aktien von Australischen Banken gekauft habe (Ich war tatsächlich Miteigentümer seiner australischen Bank). Wir tauschen uns oft über Aktien, Kryptowährungen und Ähnliches aus. Am Anfang habe ich mit ihm über Konten bei deutschen Banken gesprochen. Dann, mitten im Corona-Börsencrash haben wir über die Chancen für Investitionen gesprochen. Das war der Anstoß hier einmal über Aktien und Aktienkultur in Deutschland zu schreiben.

Wie funktioniert eine Aktie?

Unternehmen haben Eigentümer. Wenn das mehrere Eigentümer sind, dann hat jeder einen bestimmten Anteil. Wie die Eigentumsrechte organisiert sind ist sehr unterschiedlich. Unternehmen, die auf Aktien basieren sind eine Möglichkeit davon.

Aktienunternehmen sind in Tausende oder Millionen Aktien aufgeteilt. Eine Aktie ist also ein (winziger) Anteil am Unternehmen. Sie werden an Börsen gehandelt, können also leicht gekauft und verkauft werden. Und das von jedem (Personen oder andere Unternehmen). Anders als bei anderen Unternehmen braucht man keine aufwändigen Kaufverträge und Absprachen.

Beispiel: Das Unternehmen X besteht aus 100 Millionen Aktien. (Ein Mensch mit braunen Haaren hat ca. 110.000 Haare auf dem Kopf. Das wären also die Anzahl der Kopfhaare von 909 Menschen)

Dividende

Unternehmen haben (wenn es gut läuft) Gewinn. Die Leitung des Unternehmens macht einen Vorschlag wie viel davon an die Aktionäre gezahlt werden soll. Die Aktionäre beschließen gemeinsam ob das Geld an alle ausgeschüttet wird. Das Geld landet direkt auf dem Konto. In Deutschland geschieht das typischerweise einmal im Jahr, etwa April und Mai.

Beispiel: Man besitzt eine Aktie, die 100€ Wert ist. Die Dividende wird auf 3€ festgelegt. Dann werden auch 3€ auf das eigene Konto ausgezahlt.

Hauptversammlung

Meist im Frühling/Sommer finden auch die „Hauptversammlungen“ statt. Es ist wie „das Parlament“ des Unternehmens in dem grundlegende Beschlüsse gefasst werden. Mit jeder Aktie hat man ein Stimmrecht. Dort wird man eingeladen, auch mit nur einer einzigen Aktie. Man kann auch eigene Anträge stellen und kann an den Vorstand Fragen stellen, die sie beantworten müssen. Es ist also eigentlich wie in einem demokratischen Parlament. Mit dem Unterschied, dass nicht jede Person das gleiche Stimmrecht hat, sondern die Person so viele Stimmrechte hat wie sie Aktien besitzt.

Steuern

In Deutschland zahlt man Steuern auf Einkommen. Einkommen kann sein: Arbeitslohn/Gehalt, Zinsen, die man erhält oder Dividenden (Kapitalerträge). Die Steuersätze sind unterschiedlich. Wer mehr verdient, der zahlt auch einen höheren Prozentsatz. Bei Kapitalerträgen kann man die Steuer sofort abziehen lassen. Man zahlt dann 25% auf Gewinne und Dividenden.

Beispiel Gewinn:
Man kauft eine Aktie für 100€ und verkauft sie später für 120€. Das sind 20€ Gewinn. Davon bezahlt man 25% -> 5€. Es bleiben 15€ übrig.

Beispiel Dividende:
Bei 3€ Dividende sind das 0,75€ Steuern. Es bleiben also 2,25€ übrig.

Bis zu 801€ pro Jahr sind aber steuerfrei. Wer nur wenig investieren kann, der muss somit keine Steuern bezahlen. Hierzu muss man den Freistellungsauftrag bei der Bank angeben. https://www.finanztip.de/freistellungsauftrag/

Wer 20 Aktien des Unternehmens X hat, der bekommt 20 x 3€ = 60€. Ohne Steuerabzug
Wer 300 Aktien hat, der bekommt 900€. Er muss auf 99€ Steuern bezahlen (24,75€). Es bleiben 875,25€

Keine Angst: Man braucht nicht selbst rechnen. Die Bank erledigt das alles für dich!

Wenn man Aktien von ausländischen Unternehmen hält, dann bezahlt man auch im Ausland Steuern. Das wird automatisch abgezogen. Einen Teil davon kann man wieder bekommen. (Ist kompliziert. Infos hier: https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/quellensteuer/)

Vz. und St.-Aktien

Bei deutschen Aktien gibt es manchmal für ein Unternehmen zwei Arten von Aktien. Diese haben den Zusatz „Vz.“ oder „St.“

  • „St.“ -> Stammaktien. Diese Aktien haben ein Stimmrecht auf der Hauptversammlung.
  • „Vz“ -> Vorzugsaktien. Wer diese Aktien besitzt, hat kein Stimmrecht auf der Hauptversammlung. Als Ausgleich muss per Gesetz ein wenig mehr Dividende ausgezahlt werden. (Für Kleinanleger sind sie interessanter, weil sie meist viel günstiger sind und Kleinanleger kaum in der Unternehmenspolitik aktiv sein wollen).

Wie kaufe ich Aktien?

Man braucht ein Aktiendepot. Die Aktien, die man besitzt sind dort aufgelistet, mit Anzahl, Einkaufspreis, aktuellem Kurs etc. Man kann dort Kauf- und Verkaufsaufträge („Order“) erstellen, mit denen dann Aktien oder andere Wertpapiere gekauft/verkauft werden. Es fallen dabei auch Gebühren an. Für einen Kauf/Verkauf bezahlt man um die 10€. Bei sehr günstigen Anbietern geht es ab 4€ los.

Man kann das Depot entweder bei einer Bank eröffnen oder eine spezielle Plattform (Online Broker) nutzen.

Für Empfehlungen bei welcher Bank bzw. Anbieter man es eröffnen sollte kann ich die Website finanztip.de empfehlen: https://www.finanztip.de/wertpapierdepot/ . Finanztip ist eine unabhängige Stiftung für Verbraucherinformationen zu Finanzthemen.

Fonds: Man kauft Aktien entweder einzeln oder in Fonds. Fonds sind ein Paket von Aktien. Man kauft Anteile an dem Paket. Das hat den Vorteil, dass man an vielen verschiedene Unternehmen Anteile hat. Das senkt das Risiko und man baucht selbst nicht viel Ahnung von den einzelnen Unternehmen. Bei den Fonds sind „ETF“ sehr beliebt, weil dort die Gebühren nicht hoch sind.

Sparplan: Wenn man automatisch einen bestimmten Geldbetrag investiert, sagen wir jeden Monat 100 €. Man kauft damit z.B. einen ETF zu einem Durchschnittspreis im Laufe der Zeit. Dann geht man nicht das Risiko ein, das Geld zu investieren, wenn der Preis hoch ist. Man braucht sich nicht darum zu kümmern, es läuft automatisch. Man kann einen Sparplan stoppen oder ändern, wenn man es möchte. Es heisst sparplan, weil man ormalerweise einen Plan hat: Z.B. „In 15 Jahren möchte ich einen Betrag von X € investiert haben“. Es gibt auch eine steuerfreie „Hilfe“ von Arbeitgebern dafür (wenn sie ihn anbieten) .Es sind ungefähr 20 € pro Monat. „Vermögenswirksame Leistungen“. Diese sind nur mit einigen ETFs möglich. Und nicht zu vergessen: Es kostet weniger als der monatliche Kauf von ETFs.

Wie verbreitet ist der Besitz von Aktien in Deutschland?

Risikoaversion

Anders als in anderen vergleichbaren Ländern besitzen in Deutschland nur sehr wenige überhaupt Aktien. Das wird einmal auf historische Erfahrungen zurückgeführt: Vermögensverluste während der Hyperinflation in den 1920er Jahren, die Verluste durch den Krieg, an dessen Ende reine Finanzvermögen weniger Stellenwert als Lebensmittel und andere Tauschmittel hatten und durch Verluste in den letzten 20 Jahren. In den 1990ern wurden Staatsunternehmen privatisiert und es wurde dafür geworben dass Privatpersonen darin investierten. So zum Beispiel die Telekom-Aktie. Sehr viele hatten sie gekauft, aber nach dem Platzen der DotCom-Blase (Börsencrash 2000) sind die Aktien gefallen und haben sich seitdem nicht erholt. Das war für viele der Moment als sie begonnen hatten Aktien zu kaufen. Sie haben schlechte Erfahrungen gemacht und danach nie wieder Aktien angefasst. Zur gleichen Zeit hat das Geld auf dem Konto noch mehr Geld gebracht – und das ohne Risiko, als Zinsen. Deutsche sind einfach auf mehr Sicherheit und weniger Risiko bedacht. Renditen sollen garantiert sein, auch wenn sie dafür gering sind.

Ein anderer Faktor ist, dass der Sozialstaat dermaßen weit ausgebaut ist, dass es lange Zeit gar nicht notwendig war ein privates Geldvermögen für die Altersvorsorge aufzubauen. Die Rente hat immer funktioniert. Der Staat verteilt viel Geld um. Daher muss der Einzelne weniger alleine vorsorgen. Daher war der Bedarf an Aktieninvestitionen lange nicht vorhanden. Erst in den letzten Jahren hat man gemerkt, dass es durch den demografischen Wandel nicht mehr so gut funktioniert. Immer weniger Jüngere müssen für immer mehr Ältere bezahlen. Die Leute haben aber immer noch nicht erkannt wie wichtig z.B. Aktien sind. (Das gleiche Prinzip führt übrigens auch dazu, dass viele Leute zur Miete wohnen und die Wohnung nicht selbst besitzen. Mieter haben in Deutschland vergleichsweise viele Rechte. Daher braucht man nicht eine Eigentumswohnung, um sich vor Willkür von Vermietern zu schützen.)

Wer besitzt Aktien?

Aktien werden mit Spekulation und extrem Reichen in Verbindung gebracht. Dabei wird kaum gesehen, dass es einfach nur Anteile an Unternehmen sind. An deren Gewinne kann sich jeder beteiligen.

Viele deutsche Unternehmen sind sehr erfolgreich und international tätig. Aber von den DAX-Unternehmen haben mehr als die Hälfte ausländische Eigentümer.

Nur 11% der Deutschen besitzen Aktien. Davon sind die allermeisten Rentner/Pensionäre. Jüngere haben sie kaum, man weiß auch kaum wie es funktioniert.

Welche Unternehmen basieren auf Aktien?

Vereinfacht beschrieben sind Unternehmen, die von mehreren Menschen besessen werden „Gesellschaften“. Dabei wird zwischen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften unterschieden. Eine Kapitalgesellschaft existiert theoretisch unabhängig von den Menschen, die sie besitzen. Es ist eigentlich „ein Haufen Geld, den irgendjemand besitzt“. Unternehmen haben eine Rechtsform, es ist die äußere Form dieses „Geldhaufens“. Aktien geben Unternehmen mit einer bestimmten Rechtsform aus:

AG
Die klassische deutsche Rechtsform ist die „Aktiengesellschaft“, abgekürzt AG.

SE
Bei sehr großen Unternehmen ist auch die Societas Europaea SE verbreitet. Das ist eine Rechtsform in der EU. Damit ist es besser möglich in den verschiedenen Staaten der EU zu agieren.

Vergleichbar mit:

  • public limited company (abgekürzt plc) -> UK, Irland (Vodafone plc …)
  • corporations (abgekürzt Inc. oder Corp.) -> USA/Kanada (Apple Inc., Microsoft Corp. …)
  • „Société Anonyme“ (abgekürzt S.A. oder SA) -> Frankreich, Belgien (AXA S.A., L’Oréal S.A. …)

Beispiele für börsennotierte Unternehmen

Autohersteller und Zulieferer

BMW AGgroßer Premiumhersteller
Daimler AGgroßer Premiumhersteller
Volkswagen AGder größte Autobauer der Welt

Immobilien

Vonovia SEdas größte Immobilien-unternehmen in Deutschland

Energieversorgung

E.ON SEEnergiedienstleistungen, erneuerbare Energien und Atomkraftwerke
RWE AGEnergieversorgungs-unternehmen (Strom und Gas)
Encavis AGbetreibt Solar- und Windparks

Telekommunikation

Deutsche Telekom AGMarktführer in Deutschland
Telefónica Deutschland Holding AGTochterunternehmen der spanischen Telefónica in Deutschland. Bekannteste Marke ist O2.
Freenet AGhat auch die Marken mobilcom debitel, gravis, klarmobil etc.

Chemie

BASF SEVom Umsatz her das größte Chemieunternehmen der Welt.
Der Hauptsitz ist in Ludwigshafen am Rhein.
Dort kann man eine kostenlose Besichtigung auf dem größten Chemie-Produktionsstandort der Welt mitmachen.
Linde plcEines der weltweit führenden Unternehmen für Industriegase und Anlagen.
Nach einer Fusion den rechtlichen Sitz in Irland als „plc“

Konsumgüter

Adidas AGSportartikel
Henkel AG & Co. KGAStellt z.B. Waschmittel her. Marken sind z.B. Pritt, Persil, Pril etc.
Hugo Boss AGKleidung
Fielmann AGOptiker, Marktführer

Maschinen, Anlagen, Technologie

Siemens AGTurbinen, Kraftwerke etc.
Washtec AGWeltmarktführer für Fahrzeugwaschanlagen
Nordex SEbaut Windkraftanlagen
Rheinmetall AGbaut Rüstungsgüter wie Panzer

Banken und Versicherungen

Allianz SEMarktführer für Versicherungen in Deutschland
Commerzbank AG

Verkehr und Logistik

Deutsche Post AGPaket und Postdienstleistungen. Inklusive DHL
Lufthansa AGLuftfahrt (Auch GermanWings, EuroWings und andere)
Fraport AGFlughafenbetreiber

Sonstiges

CTS Eventim AG & Co. KGaATickets für Konzerte, etc
Sixt SEMietautos
HelloFresh SEliefert Zutaten zum Kochen nach Hause
ProsiebenSat.1 Media SEFernsehsender und Online-Plattformen
Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaAKommerzieller Teil des Fußballvereins
Zoologischer Garten Berlin AG
ISIN: DE0005031801
Der Zoo Berlin ist eine Aktiengesellschaft. 1844 Gegründet. Er ist der älteste in Deutschland und der neuntälteste in der Welt.

Börsen und Indizes

Börsen sind Handelsplätze auf denen Wertpapiere oder auch Rohstoffe gehandelt werden. Das läuft mittlerweile alles elektronisch, über die ganze Welt verteilt. Es gibt aber auch reale Orte, die eine Bedeutung haben. Wie z.B. die Wall Street in New York an der die „New York Stock Exchange“ sitzt. In Deutschland ist der bekannteste Börsenplatz in Frankfurt.

 Aktienindizes zeigen die Entwicklung von vielen einzelnen Aktien an. Mit nur einer Zahl kann man erkennen, ob eine ganze Branche oder Unternehmen eines Landes Wert verlieren oder gewinnen. Der bekannteste ist hier der „Dow Jones Industrial Average“ oder kurz „Dow Jones“ in dem die 30 größten Unternehmen der USA abgebildet sind. In Deutschland ist der „Deutsche Aktien Index“, kurz „DAX“ bekannt. Es gibt aber noch mehr:

  • DAX -> für große Unternehmen
  • MDAX -> für mittlere Unternehmen
  • TecDax -> für Technologieunternehmen
  • SDAX -> für „kleine“ Unternehmen

Meine persönliche Ansicht zur Bedeutung von Aktien

Ich selbst habe mir über Jahre ein wenig Wissen aufgebaut und investiere selbst in Aktien. Bei den meisten meiner Beispiele bin ich investiert. Dabei belasse ich es aber bei ganz klassischen Aktienkäufen und beitreibe keine „Wetten“ oder Spekulationen. Ich kaufe Anteile von Unternehmen von deren Geschäft ich überzeugt bin und die eine gute Dividende ausschütten. Ich will dabei langfristig an den Gewinnen beteiligt sein. Es ist gleichzeitig Altersvorsorge und spannendes Hobby zugleich.

Mit Aktien kann jeder an der globalen Wirtschaft teilhaben. Und zwar nicht nur als Konsument, sondern auch als Produzent. Man braucht nicht ein ganzes Unternehmen oder eine Immobilie kaufen, sondern kann dies in kleinen Einheiten machen. Wenn man zum Beispiel nicht das Geld hat um ein ganzes Haus zu kaufen und zu vermieten, dann kauft man einfach eine Aktie eines Immobilienunternehmens. Das erledigt dann auch die ganze Bürokratie und man erhält Dividenden direkt auf sein Konto. Oder man kann zum Beispiel Aktien von seinem eigenen Mobilfunk-Anbieter kaufen. So kann man das Geld, das man jährlich als Gebühren zahlt wieder als Gewinnausschüttungen zurückerhalten. Man ist damit Kunde seines „eigenen Unternehmens“.

Aktien sind letztendlich ein Mittel zur Demokratisierung der Wirtschaft. Sie sind perfekt dafür, dass Eigentum und Gewinne nicht in der Hand von wenigen, sondern bei möglichst vielen Menschen liegen.

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Würzburg-Monitor

Würzburgs Verkehrswende

Eines der großen Projekte in Deutschland ist die Verkehrswende. Dabei stehen größere Städte besonders im Mittelpunkt. Dort möchte immer mehr Menschen angenehm, gesund und mobil leben – was aber mit der Technik und den Konzepten des 20. Jahrhunderts nicht mehr möglich ist. Dazu kommt noch, dass der Verkehr klimaneutral werden soll. Das ist der Beitrag zum anderen großen Projekt, der Energiewende. Bei allen Änderungen soll die Mobilität aber nicht eingeschränkt, sondern noch erweitert werden.

Dieser Beitrag ist Teil meines Würzburg-Monitor und beschäftigt sich mit der Verkehrswende in Würzburg.

Ziele der Verkehrswende

  • Klimaschutz
    (CO2-Neutralität durch Senkung des Energiebedarfs und Nutzung erneuerbarer Energien)
  • Umwelt- und Gesundheitsschutz
    (Reduzierung von Schadstoffen wie NOx, Feinstaub etc. -> mindestens die Grenzwerte einhalten)
  • Lebensqualität in der Stadt
    (mehr Raum für Menschen anstatt Fahrzeuge, weniger Lärm, weniger Stress)
  • Mobilität erhalten und steigern
    (Freie Bewegung von Personen und Gütern. Weniger Stau und mehr Platz für sinnvolle Autofahrten)

Die Erreichung dieser Ziele kann man nicht einfach beschließen, anordnen und in kurzer Zeit umsetzen. Ein viele Jahrzehnte altes System muss umgestaltet werden bekommt und teilweise völlig neue Grundlagen. Würzburg ist hier mittendrin. Es gibt schlechte (viel Autoverkehr) und gute (Existenz einer Straßenbahn) Voraussetzungen. In den letzten Jahren wurden aber bereits konkrete Maßnahmen in die Wege geleitet.

Lösungen

Die Lösungen/Maßnahmen, um die Ziele der Verkehrswende zu erreichen lassen sich in zwei Gruppen aufteilen.

  • Verkehrsmix ändern
    • weniger Autos, mehr ÖPNV, mehr Fahrrad- und Fußverkehr
    • Umbau Infrastruktur dahingehend
  • Emissionen vermeiden
    • Treibhausgase (Klima)
    • Schadstoffe, Lärm, Schmutz (für Gesundheit und Lebensqualität)

Den Verkehrsmix zu ändern trägt in unserer heutigen Situation auch dazu bei Emissionen zu vermeiden. Autos fahren heute fast alle mit Benzin oder Diesel. Weniger davon bedeuten also auch weniger Emissionen. Allgemein muss man aber Verkehrsmix und Emissionen trennen. Denn wenn z.B. jemand von ökostrombetriebener Straßenbahn oder Auto auf das Fahrrad umsteigt, ändert das zwar den Verkehrsmix, aber praktisch nichts am den Emissionen. Das Thema ist komplex, ich orientiere mich aber an Lösungen und konkreten Maßnahmen. Diese lassen sich meiner Meinung nach am besten überblicken, wenn man sie in Verkehrsmix und Emission von Treibhausgasen/Schadstoffen einteilt.

Verkehrsmix in Würzburg

Um die Anteile am Verkehrsmix messen zu können wird der Modalsplit ermittelt. In Würzburg zeigt sich, dass es leichte Veränderungen gab, der ÖPNV aber noch ausbaufähig ist.

Modal Split in Würzburg 2008 und 2017
20082017
Fahrrad- und Fußverkehr35%40%
ÖPNV16%15%
Motorisierter Individualverkehr49%44%
QuelleKlimaschutzkonzept Würzburg 2012MiD 2017

Überblick: Maßnahmen zur Änderung des Verkehrsmix:

Ausbau und Verbesserung ÖPNV: Straßenbahn

Für die Größe der Stadt Würzburg ist es erstaunlich, dass sie eine Straßenbahn hat, bzw. das Netz über die große Zeit der Automobilität in den 1960ern und 1970ern erhalten hat. Die Straßenbahn ist dafür verantwortlich, dass Elektromobilität in Würzburg schon einen großen Anteil hat. Dabei wird mit der Oberleitungsversorgung auch das Problem mit den Batterien vermieden. Es sind 5 Linien im Betrieb und der Ausbau des Netzes ist im Gange oder in Planung.

  • Im Betrieb:
    • Linien 1 bis 5
  • geplant/im Bau:
    • die neue Linie 6 geht gerade durch die Mühlen der Bürokratie
  • Ideen:
    • „Linie 7“, nach Lindleinsmühle und Lengfeld bis zum IKEA
      Für die Zukunft sind bereits Grundstücke reserviert, falls es einmal zu Planungen kommt. Für die Strecke gab es auch die Idee eine Seilbahn zu nutzen.

Planung und Bau von neuer Straba-Infrastruktur dauert lange und kostet viel Geld. Was es bedeutet mitten in einer Stadt, unter deutschen Gesetzen eine Straba zu bauen sehen wir an Linie 6. Der Stadtrat und die Bürger sind sich weitestgehend einig, dass sie so schnell wie möglich gebaut werden muss.

Die Nutzung der Straßenbahn soll auch generell attraktiver werden, so dass mehr Menschen die bereits bestehenden Angebote nutzen oder nutzen können (Barrierefreiheit). Dazu werden 18 neue Straßenbahnen angeschafft. Die ersten werden 2022 fahren. Die neuen Straßenbahnen werden laut Beschluss der Stadt mit WLAN, USB-Ladebuchsen und Klimaanlagen ausgestattet.

Würzburgs Stärken:Würzburg hat eine Straßenbahn. Sie wird mit Ökostrom und bewährter Technik betrieben. Umwelt- und klimafreundlicher geht es kaum. Bequem ist es auch.
Würzburgs Schwächen:Planung und Bau von neuer Straba-Infrastruktur dauert generell lange und kostet viel Geld. Die Linie 6 ist nötig, muss aber viele bürokratische Hürden nehmen.
Maßnahmen:Modernisierung durch Anschaffung neuer Straßenbahn-Züge.
Ausbau der Gleise für Linie 1/5
Durchführung des Planfeststellungsverfahrens für Linie 6
Ideen für weitere Linien werden zumindest diskutiert.

Ausbau und Verbesserung ÖPNV: Busse

In Würzburg gibt es 23 Buslinien mit 80 Bussen, die 301 Bushaltestellen im Stadtgebiet bedienen.

Überplanung des Busnetzes: Das Busnetz ist historisch gewachsen und wurde nie übergreifend geändert. 2017 hat der Stadtrat beschlossen, die Linien zu optimieren. Dazu gehören z.B. auch die Zeiten an denen Busse fahren. An der Überplanung konnten sich alle interessierten Bürger in Bürgerworkshops beteiligen. Dabei wurden im Herbst 2019 Vorstellungen und Wünsche aufgenommen.

Um den Busverkehr attraktiver zu machen wirbt die WVV gerade damit, dass in vielen Bussen bereits kostenloses WLAN vorhanden ist.

Zur Klima- und Umweltfreundlichkeit der Busflotte siehe unten.

(ToDo für mich selbst: Ich werde die Entwicklung der beförderten Personen heraussuchen)

Ausbau und Verbesserung ÖPNV: Tickets und Tarife

Aufgrund einer Initiative der Landesregierung werden 365-Euro-Tickets als „ÖPNV-Flatrate“ für ein Jahr auf den Weg gebracht. In Würzburg wird 2020/2021 ein 365-Euro-Ticket für Schüler und Auszubildene eingeführt.

Auch mit der Einführung des neuen Verkehrsverbunds in Mainfranken wird es Änderungen bei den Tarifen geben.

Bessere Anbindung Umland

Neuer Verkehrsverbund:
Würzburg verhandelt im Moment mit den nahen Landkreisen, um eine neue Verkehrsgesellschaft bzw. Verkehrsverbund auf die Beine zu stellen. Der ÖPNV in Würzburg soll besser mit dem Umland vertaktet werden. Die Tarifstruktur soll einfacher und sinnvoller und die „Großwabe Würzburg“ erweitert werden.

Reaktivierung Bahnhöfe Heidingsfeld:
Um den Regionalverkehr zu fördern sollen neue Bahnhaltepunkte geschaffen werden. Die Bahnhöfe Heidingsfeld West und Heidingsfeld Ost sollen reaktiviert werden. Verzögert sich leider, hier ist die Bahn ausschlaggebend. Momentan wird davon ausgegangen, dass der Ostbahnhof 2022 und der Westbahnhof 2026 wieder in Betrieb gehen werden. Im Stadtrat gibt es einen Antrag, dass sich die Stadtverwaltung mit den Verantwortlichen auf Landes/Bundesebene in Verbindung setzt, um die Reaktivierung zu beschleunigen bzw. verbindlichen Zeitplan zu erhalten. (Antrag der CSU-Stadträte Schubert und La Rosa)

S-Bahnen ins Umland:
Es gibt Ideen, die Bahn-Verbindungen in der Region schneller zu takten und zusammen mit mehr Bahnhaltepunkten in den Umlandsgemeinden und im Stadtgebiet so etwas wie eine S-Bahn einzurichten. Dies müsste zusammen mit der Deutschen Bahn AG (oder anderen Bahn-Anbietern) und dem Freistaat Bayern erarbeitet und beschlossen werden. Es wäre ein Langfrist-Projekt.

Park & Ride

Das Park&Ride-Prinzip ist in Würzburg wichtig, weil es viele Einpendler gibt. Hier ist in den letzten Jahrzehnten wenig passiert und es gibt kein richtiges P&R-System. 2018 hat der Stadtrat endlich die Stadtverwaltung damit beauftragt Standorte zu errichten und zu untersuchen. Sie sollen möglichst am Stadtrand entstehen und ein leichtes Umsteigen in den ÖPNV (vor allem die Straßenbahn) ermöglichen. Damit kann der Autoverkehr in der Innenstadt reduziert werden. Dadurch gibt es weniger Stau es wird weniger Parkraum benötigt, der dann anders genutzt werden kann. Beim Park&Ride gibt es zwei Ansätze: Entweder werden wenige große oder viele kleine P&R-Plätze eingerichtet. In Würzburg wird über wenige Große gesprochen.

  • im Betrieb:
    • die Parkplätze auf der Talavera und dem Dallenberg liegen an Straba-Haltestellen und werden weitgehend wie P&R-Plätze genutzt
  • geplant/im Bau:
  • wird diskutiert:
    • in der Zellerau, gegenüber Bürgerbräu, nahe der Straba-Endhaltestelle
    • nördlich des Hauptbahnhofes, an den Bahnschienen, Ständerbühlstraße/Nordtangente
    • am Ikea
    • am Hubland

P&R ist eigentlich eine sehr guter Baustein für die Verkehrswende – leider wird es erst seit den letzten Jahren ernsthaft angegangen. Auf dem Weg in ein richtiges P&R-System werden gerade die ersten Schritte gemacht und der Bau von P&R-Anlagen beschlossen. Es gibt Ideen, das Parkticket gleichzeitig als ÖPNV-Ticket nutzen zu lassen.

Carsharing

Carsharing ändert erstmal nichts daran wie viel Autos auf den Straßen unterwegs sind. Da hat es eher einen verstärkenden Effekt. Es hat aber einen Nutzen bei der Verteilung des Verkehrsraums. Es kann nämlich Parkraum gespart werden, der sonst durch Autos blockiert ist. Diese Autos warten lediglich auf ihre Anwendung oder das Blockieren des Parkplatzes der Zweck an sich. Weniger Parkraum bedeutet mehr Raum für anderen Verkehr (für Fahrräder genauso wie fahrende Autos). Das stationsbasierte Carsharing-Angebot von Scouter wird gut angenommen. Ständig werden neue Stationen eröffnet. Die WVV kooperiert eng mit dem Anbieter.

Im Städteranking 2019 des Bundesverbands CarSharing liegt Würzburg auf Platz 35 von 151. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung gab es 52 CarSharing-Fahrzeuge, was 0,41 Fahrzeuge pro 1000 Einwohner bedeutet.

Ich selbst habe kein eigenes Auto und nutze das Carsharing-Angebot in Würzburg (inklusive CO2-Kompensation). Das Carsharing ist für mich ein Argument in der Einschätzung, dass ich kein Auto benötige.

Individueller Autoverkehr

In den letzten Jahren wurden in der Innenstadt immer mehr Fußgängerzonen ausgewiesen und nach und nach Parkplätze weggenommen. Arztpraxen, Geschäfte, Anwälte, Notare, Veranstaltungen etc. sitzen oft in der Innenstadt (vermutlich auch dort angesiedelt, weil man früher bis an die Tür fahren konnte). Viele Autofahrer erinnern sich noch an die alten Zeiten in denen man gut in der Innenstadt parken konnte und empfinden den weggenommenen Platz als Verschlechterung. Der Aufbau eines Park&Ride-Systems hätte das Problem verkleinern können, jedoch wird daran erst seit 2018 gearbeitet.

Bei der Erreichbarkeit der Innenstadt sollte man immer bedenken, dass das Auto erst seit den 1950/1960ern eine Massenerscheinung ist. Der Platz, der den Autos jetzt genommen wird ist vor etwa 60 Jahren schon einmal den Fußgängern genommen worden, zugunsten des Autos. Das Auto hatte in seiner Zeit, der industriellen Moderne eine absolute Vorrangstellung, die es jetzt wieder verliert. Es wird eines von vielen Optionen zur Mobilität werden.

Beim individuellen Autoverkehr ist sehr viel von persönlichen Entscheidungen der Menschen abhängig. Der Schlüssel, um den Anteil von Autos am Verkehrsmix zu ändern ist der Ausbau von Alternativen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr sowie Fahrrad/Pedelec etc. Eine Verschlechterung der Bedingungen bewirkt vor Allem, dass die Stadt, besonders die Innenstadt gemieden wird. Der Autoverkehr findet dann nur woanders statt. Der Verkehr wäre nicht „gewendet“, sondern „teilweise abgeschafft“.

Förderung des Radverkehrs

Fahrradverkehr in Würzburg nimmt zu. Die Radverkehrsinfrastruktur lässt aber noch zu wünschen übrig. In den letzten Jahren wurde der Ausbau zwar angestoßen, aber dies ausgehend von einem niedrigen Niveau. Es gibt immer noch viele Problemstellen.

Kommunales Radverkehrskonzept:
Zwischen 2014 und 2016 wurde ein kommunales Radverkehrskonzept erstellt. Es ist eine umfassende Strategie (92 Seiten), um den Radverkehr sicherer und attraktiver zu machen, damit mehr Wege mit dem Rad zurückgelegt werden. Zunächst wurde die Situation in der Stadt analysiert und Vorschläge gemacht. Seit der Erstellung wird das Konzept Schritt für Schritt „abgearbeitet“. Es wurden mehrere Millionen Euro investiert, um kilometerweise Fahrradwege, Fahrradgaragen und Fahrradgerechte Kreuzungen zu bauen.

neue Radwege 2018: 15 km
neue Radwege 2019: 6 km
neue Radwege 2020: 6 km (geplant?)
(die Zahlen habe ich aufgeschnappt. Quellen werde ich nachtragen)

Oft wurden nur Schutzstreifen angelegt. Das ist nicht ideal, aber eine schnelle Lösung. Zumindest wird mit den einfachen Möglichkeiten angefangen. Da wo Straßen komplett umgebaut werden gibt es auch richtige Fahrradwege. Man braucht nur den Zeller Berg und das Hubland zu vergleichen.

Würzburg hat vor Allem in der Altstadt Schwierigkeiten, weil Straßenbreiten begrenzt sind. Es gibt keinen Platz für zusätzlichen Verkehrsraum und kaum ausgewiesene Fahrradwege. Deshalb ist, ungewöhnlich für Deutschland, der Fahrradverkehr in den Fußgängerzonen erlaubt. Die immer noch ausbaufähige Struktur, Platzmangel, aber auch eine allgemein sinkende Bereitschaft zum Respekt-Geben (im Gegensatz zum Respekt-Einfordern) führen zu Konflikten. Sie entstehen zwischen Radfahrern, Fußgängern und Autofahrern. Ein respektvoller Umgang miteinander ist wünschenswert, sollte eingefordert und auch gelebt werden. Dabei geht es aber um die Bekämpfung von Symptomen. Am Ende können die Ursachen dafür nur mit einer gelungenen Verkehrswende beseitigt werden.

einer der altbekannten „Fahrradwege ins nichts“
neue Markierungen – in Anbetracht der Platzverhältnisse zumindest eine Verbesserung

Außerdem liegt Würzburg in einem Talkessel, es gibt also Hügel die zu überwinden sind. Das hindert noch viele auf das Fahrrad umzusteigen. Die sehr fahrradfreundlichen Städte wie Amsterdam, Kopenhagen oder Münster liegen im Flachland. Erst mit der weiten Verbreitung von E-Bikes werden die Höhenunterschiede ihre abschreckende Wirkung verlieren. Infos der Stadt Würzburg dazu.

Würzburg hat ein System für Leihfahrräder. Die Firma Nextbike bietet insgesamt 70 Räder an 16 Stationen an. Sie werden aber noch nicht häufig benutzt. 2019 wurden im Durchschnitt 410 Mal im Monat ein Fahrrad ausgeliehen. Im Moment wohnen 21% der Würzburger Bevölkerung ca. 5 Minuten von einer Station entfernt. Wegen der geringen Auslastung ist zur Zeit kein weiterer Ausbau geplant. (Quelle hier)

Lastenräder sind (zumindest in der Innenstadt) zum alltäglichen Anblick geworden. Bei der Initiative freies Lastenrad Würzburg kann man sie kostenlos ausleihen. Die Stadt unterstützt finanziell beim Kauf eines Lastenrades und nutzt sie auch selbst (im Gartenamt).

Fahrradgarage an der Talavera. Baujahr 2019.

Im ADFC Fahrradklimatest 2018 hat Würzburg eine Gesamtbewertung von 4,3. In der Städteklasse 100.000 bis 200.000 Einwohner liegt der Durchschnitt bei 4,08. Dieser Test ist eigentlich eine Umfrage und beruht auf den Einschätzungen der Teilnehmer.

Entwicklung der Note über die Jahre + Vergleichsstädte:

TestjahrWürzburgRegensburgGöttingenMünsterWiesbadenHeidelberg
20184,34,03,33,34,43,6
20164,43,73,33,14,63,6
20144,43,93,42,54,63,7
20124,54,03,82,64,63,7

Ich fahre selbst viel Fahrrad in der Stadt und merke, dass sich sehr viel geändert hat. Ich bin gespannt auf die Note 2020.

Hier: Infos der Stadt zum Fahrradverkehr und jüngste Beschlüsse der Stadt zum Fahrradverkehr.

Güterverkehr

Bundesstraße (Südring) für Durchgangsverkehr gesperrt. Da das Verbot nach Einschätzung einiger nicht eingehalten und kontrolliert wird ist der LKW-Verkehr dort immer wieder ein Thema.

Der Lieferverkehr in der Innenstadt ist an Werktagen bis zum Nachmittag massiv. Die Anlieferungen für Geschäfte, Gewerbe, Gastronomie etc. brauchen viel Platz und verursachen Lärm, Stress und Emissionen. Darunter sind auch die vielen Paketdienste, die bisher in Würzburg noch keinen großen Beitrag zur Energie-/Verkehrswende geleistet haben. Für die Belieferung der Geschäfte in der Innenstadt gibt es noch keine praktikable Lösung. Lastenräder und Güter-Straßenbahnen hätten eigene Probleme. E-Mobilität löst das Problem der lokalen Emissionen, jedoch wird die Erneuerung von Transportern und LKW eine ganze Zeit brauchen. Der Markt für diese Fahrzeuge bildet sich erst.

Es gibt im Stadtrat Diskussionen darüber Pakete und Waren an einem zentralen Ort, verpflichtend für alle Paketdienste, zu sammeln und dann mit Lastenrädern oder Ähnlichem zu verteilen. Es gab aber Zweifel an der Leistungsfähigkeit und praktischen Umsetzung.

Direkte Verringerung von Emissionen

Überblick: Maßnahmen zur Verringerung von Treibhausgasen und Schadstoffen

  • Verkehrsflusssteuerung (weniger Emissionen durch weniger Stau)
  • Emissionen der Busse in der Stadt verringern
    • Nachrüstung von Bussen, damit sie Emissionsstandard EURO-6 erfüllen
    • Anschaffung erster Elektrobusse
  • Green City Plan als übergreifender Plan
  • Einbeziehung der Stadtverwaltung
    • vorrangige Anschaffung von Elektrofahrzeugen (2019 waren 30-35 E-Fahrzeuge im Fuhrpark)
    • nutzt Carsharing
    • das Gartenamt arbeitet mit Lastenfahrrädern

Strabas und Taxis

Die Straßenbahn ist ein großer Vorteil für Würzburg. Städte ohne Straba sind mit der Einführung von Elektrobussen erst ganz am Anfang den ÖPNV auf Elektroantrieb umzustellen und haben dabei noch die Probleme mit Ökobilanz (Batterietechnologie) und Bau einer Lade-Infrastruktur.

ToDo: Was tragen die Taxis zum Klimaschutz/Umweltschutz bei?

Bei den Strabas lässt sich nichts Wesentliches verbessern. Sie werden ohne Batterie, direkt mit Ökostrom angetrieben. Deshalb ist hier ja der Fokus auf dem Ausbau. Bei den Bussen dagegen ist das Stadtgebiet gut erschlossen. Verbesserungen natürlich immer möglich, deshalb gibt es ja die Optimierung von Buslinien und Takten. Der Fokus liegt hier bei Klimaschutz/Schadstoffe. Die Busse fahren momentan mit Dieselmotor.

Städtischer ÖPNV: Busflotte

Bei der Beurteilung, wie „sauber“ ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor ist, gibt es die europäischen Abgasnormen. Für Busse ist zur Zeit die Abgasnorm Euro-6 die höchste Stufe.

Laut WVV sind momentan 80 Busse im Fuhrpark des Würzburger Bus-Betreibers „NVG“. Im Moment werden alle mit einem Dieselmotor betrieben. Im Jahr 2019 erfüllten davon bereits 34 die Euro-6-Norm und 26 wurden mit Stickstofffiltern (NOx) nachgerüstet, so dass sie annähernd die Euro-6-Norm erreichen. Was den Ausstoß an Luft-Schadstoffen betrifft sind diese Diesel-Busse also auf dem neuestem Stand, d.h. emissionsarm.

ToDo für mich: Wie sieht es mit den etwa 20 restlichen Bussen aus? Laut NVG erfüllen alle Busse, die ab 2008 gekauft wurden, die Euro-5-Norm. Alle seit 2015 gekauften Busse erfüllen die Euro-6-Norm. Sind noch Busse im Einsatz, die vor 2008 gekauft wurden und noch nicht nachgerüstet wurden?

Schadstoffe sind das eine, Treibhausgase wie CO2 sind aber das andere. Diese werden von der Euro-Norm nicht berücksichtigt, denn da gibt es andere Richtlinien. Um den Busverkehr emissionsfrei zu gestalten sind andere Antriebe nötig.

Demnächst steht in Würzburg die Anschaffung der ersten Elektrobusse an! Sie werden wie die Straba mit Ökotrom fahren. Der Busbetreiber NVG hat dazu im Stadtrat die Details zum Pilotprojekt und auch die Pläne danach veröffentlicht. Ab Juni 2020 werden die ersten 2 Busse mit Elektroantrieb fahren. Mit ihnen sollen Erfahrungen für eine große Bus-Flottenerneuerung gesammelt werden. Sie sollen primär auf den Linien 6 und 16 als Nachtbus fahren. Wenn „alles nach Plan läuft“ wird folgendes in den nächsten Jahren passieren:

  • 2020: Anschaffung von 2 Elektrobussen und 2 Ladestationen
  • 2021: weitere 3 Elektrobusse und 2 Ladestationen
  • 2022: weitere 3 Elektrobusse
  • 2023: weitere 4 Elektrobusse und 2 Ladestationen
  • 2023: weitere 6 Elektrobusse und 2 Ladestationen

Im Jahr 2024 werden dann bei einer Busflotte von ca. 91 Fahrzeugen ca. 18 Fahrzeuge vollelektrisch sein, was einer Quote von ca. 20 % entspricht.

NVG, aus dem Protokoll zur Vorlage – 01/0100-1022/2019 aus dem Stadtrat Würburg

Die Busse des polnischen Herstellers Solaris werden mit Batterie fahren und im Busdepot aufgeladen. Zur Zeit ist dieses im Gewerbegebiet am Heuchelhof. Um die zu erwartende Menge an Bussen zu laden wird mittelfristig ein neues Busdepot notwendig.

Umstellung von Autos

Die Autos und LKWs in Würzburg sind der Hauptgrund, dass Würzburg sein selbstgestecktes Ziel von 50% CO2-Reduzierung 2020 gegenüber 1990 mit Sicherheit nicht erreichen wird. Wie überall in Deutschland hat der Autoverkehr leicht zugenommen. Wirtschaftswachstum und Bevölkerungszunahme sind die Gründe. Beim Autoverkehr muss also am meisten getan werden. Durch die Änderung des Verkehrsmix, wenn weniger Autofahrten stattfinden ist schon einmal viel erreicht. Für eine umfassende, flexible Mobilität sind aber Autos nötig, auch im privaten Eigentum. Sie werden in Zukunft weniger genutzt, werden uns aber erhalten bleiben. Jedoch angetrieben ohne fossile Energieträger.

Durch das Kraftfahrtbundesamt kann man erfahren, dass am 1.1.2019 in der Stadtregion/Ballungsgebiet Würzburg 233.303 privat zugelassene PKW gab. Davon waren 706 Elektro-Autos bzw. Plug-In-Hybride. Das entspricht rund 30 E-Autos auf 10.000 PKW. Die Zahlen sagen erst einmal nicht viel aus. Es ist aber der dritthöchste Wert in ganz Deutschland. Die Region Würzburg hat also eine der höchsten Dichten von privat zugelassenen E-Autos.

StadtregionAnzahl E-Autos pro 10.000 PKW
München35
Stuttgart33
Würzburg30
Nürnberg27
Regensburg26
Frankfurt/Main, Freiburg/Breisgau25
(Deutschlandweit)18
Anzahl Autos mit Elektro und Hybrid-Antrieb je 10.000 am 1.1.2019
am WVV-Parkplatz

(Öffentliche Ladesäulen gibt es schon einige. Wie viele werde ich noch recherchieren.)

an der Haugkirche

Die Stadt stellt Ampeln um, so dass durch eine intelligente Ampelsteuerung der Verkehrsfluss verbessert wird. Dabei wird der Verkehr an einer Kreuzung und darüber hinaus analysiert und dann Schaltzeiten optimiert, sowie mit Induktionsstreifen in den Straßen gemessen wo gerade Autos stehen. Das passiert nach und nach. Eine einzelne komplizierte Kreuzung braucht lange Zeit (die simple „grüne Welle“ ist übrigens veraltet, reicht heute nicht mehr aus und wird gar nicht mehr eingesetzt). Am Ende soll das alles weniger Stau bedeuten: Und weniger Stau, bedeutet wiederum: Weniger Emissionen, Lärm und Stress.

Fernverkehr

Der Fernverkehr berührt Würzburg über die Autobahnen A3 und A7 sowie mit den Hauptbahnhof, mit Fernzügen und Fernbussen. Es gibt beim Fernverkehr aber nicht viele Einflussmöglichkeiten für die Stadt. Hier sind andere Ebenen entscheidend. Zum einen Behörden und Unternehmen (Autobahndirektion, Deutsche Bahn AG, Flixbus). Zum Anderen die Bürger selbst, wenn sie entscheiden welches Verkehrsmittel sie für Wege außerhalb der Stadt nutzen. Klimafreundliches Reisen mit der Bahn ist durch die zahlreichen ICE-Verbindungen möglich. Das wäre ein Beitrag zur Änderung des nationalen Verkehrsmix.

Man kann nur feststellen was sich entwickelt.
Autoverkehr: Der Autobahn-Tunnel am Heuchelhof wird die Lärmbelästigung eindämmen.
Zugverkehr: Der Hauptbahnhof wird nach und nach umgebaut und dadurch attraktiver. Vor Allem die alte Gleisunterführung macht wenig Lust auf Zugreisen. Die neue Unterführung hingegen schreckt zumindest nicht ab.

Ein Vergleich… | Foto: Robert Behrendt

Fernbus-Verkehr: Der Fernbus-Bahnhof ist im Moment ein Provisorium: Wo in Zukunft ein geeigneter Fernbus-Bahnhof entsteht ist aber noch nicht entschieden.

Übergreifende Maßnahmen der Stadt

Allgemein kann man sagen, dass die Stadt nach folgendem Prinzip arbeitet:

  1. Der Stadtrat beauftragt eine Konzepts bzw. Strategie
    (z.B. Radverkehrskonzept, Green City Plan, etc.)
  2. Entweder die Stadtverwaltung Würzburg oder externe Berater erstellen das Konzept mit Analysen und konkreten Handlungsempfehlungen
    (z.B. die Notwendigkeit eines Fahrradweges von Stadtteil X nach Y)
  3. Der Stadtrat bzw. ein bestimmter Ausschuss prüfen, diskutieren und entscheiden über die einzelnen Maßnahmen im Konzept
    (z.B. den fahrradfreundlichen Umbau einer bestimmten Kreuzung, weil sie auf dem Weg für Fahrradfahrer von Stadtteil X nach Y liegen)

Maßnahmen der Stadtverwaltung

Die Stadtverwaltung beschafft, wenn möglich nur noch Elektrofahrzeuge. Beim Kauf von Nutzfahrzeugen ist das allerdings mangels passendem Angebot schwierig. Im Jahr 2019 waren 3-35 Elektrofahrzeuge im Fuhrpark der Stadtverwaltung.

Die Stadtverwaltung nutzt darüber hinaus selbst das Carsharing in der Stadt. Im Gartenbauamt wird außerdem ein Lastenfahrrad genutzt.

Da die Stadtverwaltung bis 2030 völlig klimaneutral sein soll („Klimaversprechen“) wird sich hier sicher noch einiges tun. Im Prinzip muss zur Erreichung dieses Ziels auch die Verkehrswende in der Stadtverwaltung abgeschlossen sein.

Green-City-Plan

Der „Green City Plan“ ist ein übergreifendes Konzept zur Schadstoffreduzierung. Er wurde aufgestellt, weil bis 2016 die NOx-Grenzwerte an der Würzburger Messstation überschritten wurden. Er konnte durch Mittel des Bundeshaushaltes finanziert werden und hat auch die Beteiligung von Bürgern mit eingeschlossen. Die dort ermittelten Möglichkeiten dienen dem Stadtrat als Diskussions- und Entscheidungsgrundlage.

Beschluss zur Verkehswende

(Informationen dazu folgen)

Werden die Schadstoffgrenzwerte eingehalten?

Der berühmt berüchtigte Schadstoff-Grenzwert beträgt 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel. In Würzburg wird am Stadtring Süd gemessen. Bis 2016 wurde der Grenzwert noch überschritten. Seitdem sinkt die Schadstoffbelastung laut Umweltbundesamt stetig.

Messstation Würzburg/Stadtring Süd20152016201720182019*
Jahresmittelwert NO2 in µg/m³4242383330

Der Wert für 2019 ist vorläufig (Stand 20.1.2020). Würde der Messwert überschritten, müsste Würzburg laut Luftreinhalteplan eine Umweltzone einrichten. Das ist aber im Moment kein Thema.

ToDo: Feinstaub und Lärm

Fazit

Die Verkehrswende in Würzburg ist meist nicht sichtbar, weil die großen symbolträchtigen Durchbrüche fehlen. Teilweise läuft es aber auch sehr langsam, weil viele Faktoren eine Rolle spielen.

(hier werde ich noch eine Zusammenfassung der Stärken, Schwächen und Maßnahmen Würzburgs bei der Verkehrswende zusammenschreiben)

Links und Dokumente

https://www.agora-verkehrswende.de/fileadmin/Projekte/2020/Staedteprofile/Agora-Verkehrswende_Bewegung_in_Staedten_1-1.pdf (insbesondere Seite 94/95)

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Würzburg-Monitor

Würzburgs Energiewende

Hier stelle ich wesentliche Infos zur Energiewende in Würzburg zusammen. Diese Seite gehört zum Würzburg-Monitor.

  1. Chronik der Energiewende in Würzburg, Zielvorgaben der Stadt
  2. CO2-Emissionen in Würzburg
  3. Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien
  4. Fernwärme (Wärmesektor)

Chronik der Energiewende in Würzburg

Diese „Chronik“ erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zeigt aber was in der Stadt strategisch passiert ist.

2004: Mit der Umstellung des Heizkraftwerkes an der Friedensbrücke erfolgt der Kohleausstieg in Würzburg.

2009: Die Stadt Würzburg beschließt bis 2020 den Treibhausgasausstoß um 50% gegenüber dem Jahr 1990 zu reduzieren.

2012: Mit dem integrierten Klimaschutzkonzept 2012 wurde die Situation in der Stadt analysiert und Maßnahmen entwickelt, um das 2009 festgelegte Ziel von 50% Einsparung zu erreichen. (Langversion, Kurzversion). Außerdem wurde eine Vision für Würzburg 2030 erstellt.

2016: Ein Fortschrittsbericht zu den Maßnahmen aus dem Klimaschutzplan 2012 wird erstellt

2018: Der Green City-Plan wird erstellt und veröffentlicht. Er ist eigentlich auf die Verkehrswende ausgerichtet. Darin enthalten sind Vorschläge für saubere und emissionsarme Mobilität. Mit den Maßnahmen sollen die Schadstoffgrenzwerte (NOx, Feinstaub etc.) eingehalten werden. Ein Teil der Verkehrswende deckt sich mit der Energiewende. Deshalb kann man den Green City Plan auch als Teil der Energiewende begreifen. Dies ist wichtig, denn der Verkehr ist der schwierigste Aufgabe beim Klimaschutz. Nicht nur in Würzburg, sondern in ganz Deutschland.

2019: Ende 2019 erfolgte eine Prognose für das Erreichen des 50%-Ziels. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Daten der Energiebilanz für das Jahr 2018 vor. Die ergaben, dass Würzburg 2018, also zwei Jahre vor dem Zieldatum den CO2-Ausstoß um 40,2% reduziert hat. Das 50%-Ziel wird aber voraussichtlich nicht 2020, sondern erst drei Jahre später erreicht. Daraufhin hat die Stadt zwei weitere Ziele in einem „Klimaversprechen“ konkretisiert. Erstens soll die Stadt bis 2045 klimaneutral werden. Zweitens soll zumindest die Stadtverwaltung bis 2030 klimaneutral arbeiten. Die Anstrengung der Stadtverwaltung ist aber mehr als Vorbild und Symbol zu verstehen. Sie emittiert nämlich nur rund 2% aller Treibhausgase in Würzburg.

Bis Ende 2020 soll ein neues Klimaschutzkonzept erstellt werden.

CO2-Emissionen in Würzburg

CO2-Reduzierung in Würzburg sein 1990 und Ziele bis 2045
CO2-Reduzierung in Würzburg sein 1990 und Ziele bis 2045
JahrCO2-Ausst. in TonnenEinsparung zu 1990Einwohnerpro Einwohner
19901.561.000(Ausgangspunkt)127.77712,2 t / EW
20001.505.0003,6 %127.96611,8 t / EW
20051.115.00029,0 %129.6288,6 t / EW
20101.029.00034,1 %133.799*7,7 t / EW
2015947.00039,3 %124.8737,6 t / EW
2016951.00039,1 %126.0107,5 t / EW
2017950.00039,1 %126.6357,5 t / EW
2018915.00041,4 %127.8807,2 t / EW

Quelle Emissionen: Klimaschutzkonzept Würzburg von 2012, Seite 32 + Fortschrittsbericht Klimaschutz von 2016, Seite 37 + Stadt Würzburg/Fachbereich Umwelt- und Klimaschutz, Einwohnerzahlen aus Wikipedia. *2011 wurde die Bevölkerung neu gezählt. Wie fast überall in Deutschland wurde die Einwohnerzahl nach unten korrigiert. (in einer früheren Version hatte ich vorläufige Zahlen für die Jahre 2014 und 18. Diese habe ich nach einer Anfrage bei der Stadt aktualisiert.

Von 1990 bis 2018 wurde der CO2-Ausstoß in Würzburg um 41,4% reduziert. In ganz Deutschland wurden in diesem Zeitraum die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland um 30,8% reduziert. Im Jahr 2009 hat der Stadtrat ein Ziel von 50% Reduzierung im Jahr 2020 beschlossen (Stadtratsbeschluss vom Dezember 2009). Zur Erreichung dieses Zieles wurde 2012 ein Klimaschutzkonzept erstellt. Die CO2-Bilanz der Stadt lässt sich bisher nur für das Jahr 2018 erstellen. Neuere Daten liegen noch nicht vor. 2019 ging man davon aus, dass das 50%-Ziel der Stadt Würzburg nicht ganz erreicht werden würde. Im Verkehrssektor wurde nicht genug eingespart. Bedingt durch die Corona-Einschränkungen ist das Ziel aber greifbar.

Der Rückgang der Emissionen 2005 ist auf die Umstellung des Heizkraftwerks von Kohle auf Gas (GuD) zurückzuführen. 2018 Hatte das HKW noch einen CO2-Ausstoß von 201.000 Tonnen, also 21,5% der Gesamtemissionen Würzburgs (Quelle: WVV-Geschäftsbericht 2018)

Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien

Bei der Stromerzeugung in Würzburg und Umgebung interessiere ich mich nur für das was wirklich hier erzeugt wird. Den Einkauf von Strom, der woanders produziert wird lasse ich bewusst weg.

Laut dem Energie-Atlas Bayern wurde 2017 vom gesamten Stromverbrauch in der Stadt Würzburg 3,5% durch erneuerbare Energien im Stadtgebiet erzeugt. Würzburg braucht als kleine Großstadt viel Strom, hat aber nicht genug geeignete Flächen, um ausreichend erneuerbaren Strom zu erzeugen. Im Stadtgebiet gibt es zum Beispiel kein einziges Windrad, weil es rechtlich nicht möglich ist eines zu errichten.

Dagegen wird im Landkreis Würzburg mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt als dort selbst verbraucht wird. Dadurch liegt der Anteil dort bei 112 %. Man kann sich leicht vorstellen, dass die Windräder im Umland der Stadt auch diese selbst versorgen.

Ich habe deshalb eine mit einer ganz einfache Rechnung beides kombiniert. Den Stromverbrauch und Erzeugung von Ökostrom im Landkreis und der Stadt Würzburg. Daraus kann man zwar keinen theoretisch korrekten Wert ermitteln, weil Strom über große Entfernungen geleitet und verbraucht wird. Es ist ein Indikator, um den praktischen Stellenwert von erneuerbarer Stromerzeugung in der Gegend einzuschätzen. Dabei ergibt sich ein Anteil von 53,7 % erneuerbarer Stromerzeugung, gemessen am Stromverbrauch.

Anteil von erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch in Würzburg (Stand 2017)

Etwa 2/3 des Stroms wird im Kraftwerkspark der WVV mit Gas und Müll erzeugt.

  • Gesamtstromverbrauch 2017: 681 GWh
  • Stromerzeugung durch die WVV 2017: 455 GWh
    (davon 371 im HKW, 6 im BHKW, 78 im MHKW) Details dazu unter „Fernwärme“ (Quelle: WVV Geschäftsbericht 2018, Seite 75)

Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen finden auf den zahlreichen Photovoltaik-Anlagen auf Dächern und Flächen in der Stadt statt. Die Stadt hat eine Karte erstellt auf der man sehen kann an welchen Stellen sich eine PV-Anlage besonders lohnt.
Außerdem gibt es ein kleines Wasserkraftwerk unterhalb der Alten Mainmühle. Dort werden 6,5 GWh jährlich erzeugt (ca. 1% des Stromverbrauchs).
Auch im Klärwerk (Zellerau) wird Strom erzeugt. Seit dem Bau der neuen Faultürme sind die Kapazitäten noch gestiegen.

(Zur Stromerzeugung konnte ich bisher keine weiteren Zahlen recherchieren. Wer kann helfen? Wie hoch ist der Anteil erneuerbarer Stromerzeugung in Würzburg? Wenn möglich ausgesplittet in Wasser, Solar, Wind, Bioenergie)

Fernwärme

Das Heizkraftwerk an der Friedensbrücke ist ein modernes und hocheffizientes Gas-und-Dampfturbinenkraftwerk. Die WVV erzeugt dort Strom und Fernwärme. Dadurch, dass beides gleichzeitig erzeugt wird (Kraft-Wärme-Kopplung), wird 20% weniger Energie benötigt als bei getrennter Erzeugung. Das Heizkraftwerk wurde 1954 errichtet und mehrfach umgebaut. So wurde 2004 vom Energieträger Kohle auf Gas umgestellt. Damit wurde Würzburg Kohleausstieg schon vor vielen Jahren vollzogen. Erdgas ist zwar ein fossiler Energieträger, im Vergleich zu Öl oder Kohle wird aber weit weniger CO2 ausgestoßen. In Würzburg wird das auch noch Gas besonders effizient genutzt. Langfristig kann Erdgas auch durch erneuerbar produziertes Gas ersetzt werden. Im Moment ist der CO2-Ausstoß des HKW noch wesentlich für Würzburg (2018: 21,5%).

Elektrische Leistung: 125 MW: Das entspricht etwa 39 durchschnittlichen Windkraftanlagen, wenn sie ihre maximale Leistung bringen (3,2 MW Nennleistung, also unter optimalen Bedingungen)
Thermische Leistung: 425 MW: Damit werden Privathaushalte, Firmen und öffentliche Einrichtungen mit Fernwärme beliefert.

Weil es mitten in der Stadt liegt gibt es aber noch etwas anderes zu berücksichtigen… Im Jahr 2005 wurde die Fassade umgestaltet, um das Kraftwerk in die Umgebung zu integrieren. Die Meinungen zur Optik des Heizkraftwerkes sind geteilt. Die Fassadengestaltung hat aber bereits Architekturpreise gewonnen.  2008: „Best Architects 08“ Gold in Kategorie „Gewerbe- und Industriebauten“, 2013: „Iconic Awards 2013“, Sieger in „Product Facades“.

Das Heizkraftwerk an der Friedensbrücke in Würzburg
Das Heizkraftwerk an der Friedensbrücke | Foto: Robert Behrendt
HKW 2020, Wärmespeicher im Bau

Modernisierung 2020: Das Kraftwerk hat 2 Turbinen. Die erste wird jetzt modernisiert. Sie wird damit produktiver und umweltfreundlicher. Es geht weniger Energie verloren. Außerdem wird ein Wärmespeicher eingebaut. Es ist ein Heißwasserspeicher mit 2800 Kubikmetern Kapazität, mit dem die Wärme zwischengespeichert und bei Bedarf abgegeben werden kann. Diese Umstellung passt auch gut zum Fernwärmenetz, dass gerade von Wasserdampf auf Heißwasser umgestellt wird. Der Heißwasser-Speicher ist auch eine Möglichkeit, um in Zukunft auf Power-to-Heat zu setzen. Das bedeutet, per Sektorkopplung mit erneuerbar produzierten Strom Wärme zu erzeugen. Der Umbau läuft bis 2021. Insgesamt ist es ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Regelleistung: Außerdem hat das Kraftwerk Bedeutung für die Energiewende in ganz Deutschland. Es erbringt Regelleistung, um die Schwankungen auszugleichen, die durch die Nutzung von Solar- und Windenergie anfallen. Wenn zu wenig Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird kann das Kraftwerk Würzburg seine Leistung in 5 Minuten hochfahren. Wenn der Wind stark bläst und die Sonne die Solaranlagen hoch auslastet kann das Kraftwerk seine Stromerzeugung schnell herunterfahren. Mit diesen Ausgleichen wird auch Geld verdient. Es werden auch andere Kraftwerksbetreiber in ganz Deutschland beraten, um das gleiche zu tun. Gesteuert aus Würzburg.

Das Fernwärmenetz in Würzburg hat eine Länge von 54 Kilometern (!) und wird laufend verlängert und verdichtet. Im Februar 2018 wurden laut WVV 1200 Privathaushalte, Gewerbekunden und öffentliche Einrichtungen dadurch mit Wärme versorgt. Die Fernwärme entsteht fast ausschließlich durch hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung (Wärme und Strom werden zusammen produziert). Zu 80-85% wird Erdgas im genutzt, hauptsächlich im Heizkraftwerk an der Friedensbrücke. Im Müllheizkraftwerk wird 15 bis 20 Prozent der Fernwärme erzeugt, dort aber mit dem „erneuerbaren“ Brennstoff Müll. Daneben gibt es noch die kleinen Heizkraftwerke Sanderau und Elferweg, wo aber nur Wärme für Lastspitzen produziert wird.

Dass Würzburg überhaupt ein Fernwärmenetz hat liegt auch an der Zerstörung der Innenstadt 1945. Beim Neuaufbau der Stadt hat man die Gelegenheit genutzt und ab 1951 das Leitungsnetz installiert. Dadurch wollte man auch der Luftverschmutzung durch die damals üblichen Kohleofen entgegenwirken. Durch die Lage im Talkessel war das damals ein Problem.

Seit 2010 wird das Fernwärmenetz von Dampf aus Heißwasser umgestellt. Diese Umstellung soll 2025 abgeschlossen sein. Auch das ist ein Beitrag zum Klimaschutz, denn damit wird die Effizienz bei der Erzeugung gesteigert und Energieverluste beim Transport reduziert.

Möglichkeiten von fossilem auf „grünes“ Gas umzustellen

Um Würzburg zur einer klimaneutralen Stadt zu machen, muss früher oder später der Verbrauch von fossilem Erdgas heruntergefahren werden. Durch das Müllheizkraftwerk wird bereits ein Teil der Energie sozusagen erneuerbar erzeugt. Mit „grünen“ Alternativen zum Erdgas kann man einerseits die zentralen Kraftwerke befeuern, andererseits könnte dieses Gas auch an Nicht-Fernwärmekunden verkauft werden.

Möglichkeit 1 – Biogas aus Energiepflanzen
Wie man im Fortschrittsbericht von 2016 (Seite 39) lesen kann gab es 2009 Pläne eine Biogasanlage am Stadtrand zu bauen. Hier sollten Energiepflanzen wie z.B. Mais vergärt werden, um das so erzeugte Biogas direkt in das Erdgasnetz einzuleiten. 2013 wurden die Pläne aber verworfen, weil die Vergabe von Fördermitteln bundesweit geändert wurde. Darüber hinaus steht der Anbau von Mais für Biogasanlagen in der Kritik (Biodiversität, Explosion der Wildschweinpopulation).

Möglichkeit 2 – Biogas aus Bioabfällen
Es wurde auch geprüft, ob man im Kompostwerk Würzburg (Gattingerstraße, beim Müllheizkraftwerk) ebenfalls Biogas erzeugen kann. Aus Bioabfällen würde also neben dem Kompost zusätzlich Gas hergestellt. Dies wurde aber verworfen, weil die Mengen an Bioabfällen zu gering sind. Außerdem würde dabei der erzeugte Kompost eine zu geringe Qualität haben.

Möglichkeit 3 – Wasserstoff/synthetisches Gas
Mit Power-to-Gas-Technologien kann mittels Strom aus Wasser das Gas Wasserstoff erzeugt werden. Wenn der Strom aus erneuerbaren Energiequellen kommt, dann ist dieser auch noch klimaneutral bzw. „grün“. Meist wird dabei Überschussstrom genutzt. Einerseits kann man Wasserstoff in geringen Mengen in das Gasnetz einleiten und dieses Gemisch wie Erdgas nutzen. Andererseits ist es auch möglich in einem zweiten Schritt daraus synthetisches Methan herzustellen. Das ist chemisch gesehen das Gleiche wie Erdgas. Es ließe sich dann wie das bisherige Erdgas nutzen. Die Technologie in großen, industriellen Maßstäben einzusetzen steht gerade erst am Anfang. So erzeugtes Gas ist noch sehr teuer. Außerdem ist der Wirkungsgrad nicht hoch, weil bei der Umwandlung Strom-Wasserstoff-Methan jedes Mal viel Energie benötigt wird.
Hier hat die Stadt Würzburg noch kein Projekt begonnen. Auch ist noch keine Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht. Sicher wird diese Technologie aber im neuen Klimaschutzkonzept 2020 berücksichtigt.

Weitere Möglichkeiten im Wärmebereich

Power-to-Heat
Wie beim Wasserkocher kann aus Strom Wärme produziert werden. Wenn dabei Überschüsse aus erneuerbarer Stromerzeugung genutzt werden, ist dies eine effektive, emissionsfreie Technologie. Mit dem Einbau des Heißwasserspeichers im HKW an der Friedensbrücke besteht zumindest die theoretische Möglichkeit dazu. Dabei passt PtH perfekt zu einem Gaskraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung. Es kann schnell heruntergefahren werden wenn die Einspeisung von erneuerbar erzeugtem Strom hoch ist. Die Fernwärmebereitstellung kann dann jedoch mit PtH weiterlaufen, z.T. mit sehr geringen Kosten für den Überschussstrom. Dabei wird 100% der Energie in Wärme umgewandelt. Der Wirkungsgrad ist höher als bei Power-to-Gas, weil die Umwandlungen entfallen. Bevor PtG eingesetzt wird ist es also sinnvoller PtH einzusetzen.

(Ob die Nutzung von Power-to-Heat im Würzburger Heizkraftwerk angedacht ist werde ich recherchieren.)

Solarthermie
Es gibt 2 Arten Solarenergie zu nutzen. Mit PV-Anlagen wird Strom erzeugt. Mit Solarthermie dagegen kann man die Sonne zur Bereitstellung von Wärme nutzen. Solarthermie wird meist als „Zusatz“ eingesetzt.

(Zahlen zur Nutzung in Würzburg muss ich noch ermitteln!)

Wärmepumpen
(Luft)-Wärmepumpen sind eine Möglichkeit Wärme zu erzeugen. Wenn der dazu benötigte Strom erneuerbar produziert wird, ist es auch die Wärme.

( Zahlen zur Nutzung in Würzburg muss ich noch ermitteln!)

Sanierung und Energieberatung

Durch die Stadt kann man sich kostenlose Erstberatungen für energetische Sanierungen, Energieeinsparungen, Dämmung etc. einholen. Für tiefergehende, aufwändige Beratung gibt es Förderungen. Es gibt insgesamt mehrere Initiativen von verschiedenen Trägern. Z.B. Vor-Ort-Energieberatung oder kostenlose Messungen mit Wärmebildkameras. Hier ist auch das kommunale Energie- und Klimazentrum zu nennen.

Fazit zum Bereich Wärme

Würzburgs Stärken:Das Fernwärmenetz ist eine große Chance. Die Wärmeverteilung ist unabhängig von der Wärmeerzeugung. In Zukunft können erneuerbare Brennstoffe (Power-to-Gas), erneuerbar produzierter Strom (Power-to-Heat) oder andere Wärmequellen (Abwärme aus Industrieprozessen, Biomasse, Solarthermie) genutzt werden.
Würzburgs Schwächen:Das Potenzial für Erdwärme / Geothermie ist nicht hoch (damit könnte man wetterunabhängige erneuerbare Energie einbinden)
Maßnahmen:Ausbau und Modernisierung des Heizkraftwerkes und des Fernwärmenetzes, kostenlosen Beratungen zum energetischen Sanieren

Folgendes muss ich noch zum Thema Wärme recherchieren:
1. Wird der neue Wärmespeicher des HKW schon von Anfang an auch mit externen, erneuerbaren Strom betrieben werden? (Power-to-Heat)
2. Gibt es Maßnahmen zur Förderung der Fernwärme-Nutzung?
3. Wie sieht der Wärmesektor insgesamt aus? (Anteil erneuerbarer Energien / Wie viele Haushalte heizen womit?)

Energiewende im Verkehr

Der Anteil von erneuerbaren Energien im Verkehr ist (wie praktisch überall) noch verschwindend gering. Informationen stehen in meinem Würzburg-Monitor Verkehrswende.

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Würzburg-Monitor

Würzburgs Bauprojekte

Hier stelle ich Bauprojekte von Gebäuden, Arealen, Grünflächen oder Verkehrsinfrastruktur aus meinem Würzburg-Monitor genauer vor. Ich gebe dabei auch an, wer allgemein gesprochen der Bauträger ist. Das sind die Stadt (inkl. aller Gesellschaften wie WVV), Privatinvestoren, der Freistaat Bayern oder der Bund. Wenn man sich damit beschäftigt merkt man schnell, dass man nur eine kleine Auswahl näher recherchieren kann. Es wird so viel gebaut, saniert und umgestaltet, dass man kaum alles kennen kann.

Überblick

ausgesuchte ProjekteStand
Sanierung Mainfranken-Theaterim Bau (2018 bis etwa 2022)
Sanierung ehemalige Mozartschuleim Bau (seit 2020)
Neubebauung Posthalle / Bismarck-Quartierin Planung (Bau in den nächsten Jahren)
Neubebauung E.ON-Areal an der Bismarck-Straßein Planung (Bau in den nächsten Jahren)
Umgestaltung Kardinal-Faulhaber-Platz zum Parkin Planung (Bau ab 2023)
Erweiterung Straßenbahn in Grobmühlim Bau (seit 2019)
Neubau Mehrzweckhalle / Neue Arena an Grombühlbrückein Planung (Bau etwa 2020 bis 2022)
Neuer Stadtteil Hublandim Bau (2010er bis 2030er Jahre)
Neue Straßenbahnlinie 6 zum Hubland Planungen fortgeschritten, Bauzeit unbestimmt
Sanierung Frankenhallemittel-konkret (Bau möglich in nächsten Jahren)
Umbau Museum für Franken (Festung)im Bau (seit 2017 bis etwa 2025)
Neunutzung Faulenberg-KaserneIdeenfindung
Neubau Quellenbachparkhaus und Hotelmittel-konkret
Neubau Ämterhochhaus / Hochhaus Augustinerstraßeim Bau
Neubau Park&Ride-Parkhaus Stettiner StraßePlanung abgeschlossen, Bauzeit unbestimmt
Reaktivierung Bahnhof Heidingsfeld-OstFertigstellung 2022 geplant
Reaktivierung Bahnhof Heidingsfeld-Westnoch kein Baubeginn (2026 Fertigstellung geplant)

Infos zu einzelnen Projekten

Unter „Konkretheit“ verstehe ich folgendes: hoch = Was/Wie/Wann gebaut wird ist klar. mittel=Was in etwa gebaut wird ist klar, der Zeitpunkt jedoch nicht,. niedrig=frühe Planungen und erste Schritte sind erfolgt.

Theater-Umbau/Komplettsanierung

Das Mainfranken-Theater wird komplett saniert, umgebaut und erweitert. Der vordere Bereich wird vollständig umgestaltet – vom Stil her vergleichbar mit der Main-Seite des Congress-Zentrums. Der Großteil der Baukosten wird vom Freistaat Bayern getragen. Das Theater wird zum Staatstheater. Das hat den Vorteil, dass auch der Freistaat in der Verantwortung ist das Theater zu unterstützen.

TrägerStadt
Standim Bau
Baubeginn2018
Ende der Bauarbeiten2022

Sanierung und Neunutzung der ehemaligen Mozartschule „MOZ“

Die Mozartschule wurde 1957 gebaut und war bis 2001 das „Mozart-Gymnasium“. Das Gebäude ist denkmalgeschützt. Nach der Nutzung als Schule war lange unklar was mit dem Gebäude passieren wird. In dieser Zeit haben mehrere Vereine und ein Programmkino das Gebäude genutzt. In einem Bürgerentscheid 2015 wurde entschieden, dass das Gebäude nicht abgerissen wird.
Nach Plan wird der vordere Teil das „Mozarteum“. Dort gibt es Räume für die Sing- und Musikschule + Musikhochschule und eine Aula mit Cafe für öffentliche Veranstaltungen ). Der hintere Teil wird schon seit März 2020 von der VR-Bank zu Wohnungen und Büros umgebaut. Dabei wird auch ein neues Gebäude entstehen. Die Grünflächen in der Mitte sollen öffentlich zugänglich werden. Die Bäume und Büsche am Seiteneingang müssen für die Sanierung entfernt werden, danach wird die Stelle wieder begrünt.

TrägerStadt
Standim Bau
Baubeginn2020
Ende der Bauarbeiten2022

Bismarck-Quartier (jetzt Posthallen-Komplex)

Wohn- und Bürogebäude auf altem Post-Sortier-Zentrum. Direkt nehmen dem Bahnhof steht ein großer Gebäudekomplex, das alte Post-Sortierzentrum -> genannt „Posthalle“. Es gab in den letzten Jahren mehrere Zwischennutzer: Lasertag, Minigolf, etc. Vor Allem ist die Veranstaltungshalle „Posthalle“ bekannt. In dem alten Logistikgebäude finden Konzerte, Parties und andere Veranstaltungen statt. Das riesige Platzangebot ist eine Besonderheit. Nachdem 2015 ein Einkaufszentrum geplant war und dieses abgelehnt wurde wird jetzt Wohn- und Bürobebauung entstehen.  Die Mieter der Posthalle, die dort in den letzten Jahren die Halle zwischengenutzt haben versuchen an anderer Stelle unterzukommen. Die Wohnungen werden zu 30% geförderter Wohnraum („Sozialwohnungen“). Die Höhe der Gebäude wird ähnlich wie die bereits bestehenden Häuser an der Bismarckstraße. Die Busse, die momentan durch die Bismarckstraße fahren werden umgeleitet und in Zukunft zwischen den neuen Gebäuden und den Bahnschienen auf der Rückseite fahren. Auch das Posthochhaus gehört zum Projekt. Das soll eine neue Fassade bekommen, niedriger werden und auch neu genutzt werden. Ob die Post weiter im Gebäude bleibt ist im Moment unklar. Alles ist noch in der konkreten Planung und die Investoren stellen bei der Stadt Würzburg ihre Anträge. Es gibt noch keinen konkreten Zeitplan.

Trägerprivat
Standmittel-konkrete Planungen
Baubeginnunklar (frühestens 2020)
Ende der Bauarbeitenunklar (frühestens 2023)

E.ON-Areal an der Bismarck-Straße

Neubebauung E.ON-Areal, hauptsächlich mit Wohnungen. Mitten in der Äußeren Pleich gibt es ein Gelände des Energiekonzerns E.ON mit mehreren Gebäuden, Werksstraßen und Einfahrten. Dieses E.ON-Areal wird kleiner (weniger Technik benötigt). Es werden mehrere Wohngebäude entstehen. Es gibt auch mehrere Bäume auf dem Gelände, wobei der Baumbestand erhalten so weit wie möglich erhalten bleibt. Insgesamt 250 Wohnungen, von denen 30% geförderter Wohnraum sind geplant. Die Wohnungen werden zum Teil verkauft und zum Teil vermietet werden. Direkt am Ringpark wird außerdem eine KiTa entstehen. Es ist noch nicht entschieden, ob das Hochhaus auf dem Gelände abgerissen wird oder bestehen bleibt.

Trägerprivat
Standmittel-konkret
Baubeginnunklar
Ende der Bauarbeitenunklar

Gestaltung Kardinal-Faulhaber-Platz

Gestaltung des vormaligen Parkplatzes als Innenstadtpark. Im Bürgerentscheid 2017 wurde Tiefgarage mit begrünter Oberfläche abgelehnt. Nun entsteht hier ein kleiner Park, der auch der „Abschluss“ der Fußgängerzone Eichhornstraße/Spiegelstraße wird. Die Würstchenbude bleibt! Es werden 26 Bäume gepflanzt. Die Verkehrsführung um den ehemaligen Parkplatz wird geändert (einige unnötig gewordene Fahrstreifen werden verschwinden). Gleich nach dem Bürgerentscheid wurde die Fläche provisorisch begrünt. Es zeigt sich aber, dass nichts länger hält als ein Provisorium… Weil im Gartenbauamt die Planer knapp sind verschiebt sich die endgültige Gestaltung. 2020 soll ein Entwurf vorgestellt und danach ausgearbeitet werden. Frühestens 2023 kann dann die Ausführung geplant werden bzw. Bauarbeiten beginnen.
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Kardinal-Faulhaber-Platz

TrägerStadt
Standendgültige Planung ist geplant
Baubeginn2023 (frühestens)
Ende der Bauarbeiten2023 + x

Verlängerung Straßenbahnlinie 1/5 zur Uni-Klinik

Die Straba-Linie 5 nach Grombühl wird bis zum Uni-Klinikum verlängert (1,3km). Das Projekt ist genehmigt. Die Bauarbeiten in Vorbereitung. Am Endpunkt der Gleise wird ein Park&Ride-Parkhaus mit 90 Plätzen entstehen.
Informationen der WVV zur Straßenbahn-Erweiterung in Grombühl.
Flyer der WVV zur Straßenbahn-Erweiterung in Grombühl.

TrägerStadt (WVV)
Standim Bau
Baubeginn2019
Ende der Bauarbeitenschätzungsweise 2022/23

Mehrzweckhalle / Neue Arena

Bau der Sport- und Veranstaltungshalle „Neue Arena“ für Sportveranstaltungen (Basketball, Ersatz für die S.Oliver-Arena in der Sanderau)  + andere Veranstaltungen. Laut WürzburgWiki eine Kapazität von 6100 Personen bei Sport- und  über 8000 Besucher bei anderen Großveranstaltungen.
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Neue_Arena

TrägerPrivat (mit öffentl. Förderung)
Standkonkrete Planungen
BaubeginnEnde 2020
Ende der Bauarbeitenwahrscheinlich 2022
Das noch leere Gelände für die Neue Arena | Foto: Robert Behrendt

Neuer Stadtteil Hubland

Umbau des alten Militärgeländes zum neuen Stadtteil. Das Areal ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein Militärgelände. Es wurde in den 1930ern zum Militär-Flugplatz ausgebaut und war bis 2008 Kaserne der US Army. Seit den letzten Jahren wird das ehemalige Militärgelände zu einem Viertel für Wohnen, Gewerbe, Technologieunternehmen und Einrichtungen der Universität Würzburg. Am Ende sollen 1700 Wohnungen für 4000 Personen entstanden sein.
Die Grundstücksvermarktung, der Um- und Aufbau ist im vollen Gange. Einiges ist schon fertig, es sind noch viele alte Gebäude vorhanden, aber es gibt eine Menge Baustellen. Das Gelände wurde von der Stadt gekauft. Dann wurde die Infrastruktur aufgebaut. Das investierte Geld geht jetzt wieder durch den Verkauf der Grundstücke an die Stadt zurück. Ein Meilenstein war die Landesgartenschau 2018, von der viele Objekte für das neue Viertel genutzt werden. Die Straßenbahnlinie 6 sollte eigentlich zur Erschließung des Hubland dienen. Das war aber ein vorschnell gegebenes Versprechen des damaligen Oberbürgermeisters. Bis jetzt ist aber nur der Platz für die Straßenbahn reserviert, dort wächst momentan aber nur Rasen…
Website der Stadt zum Hubland
Informationen aus dem WürzburgWiki

TrägerKonzept der Stadt
Standin Umsetzung
Baubeginnerste Maßnahmen 2010
Ende der Bauarbeitenbis in die 2030er Jahre

Straßenbahnlinie 6 zum Hubland

Neubau einer kompletten Straßenbahn-Strecke. Im Planungsverfahren. Die Straba 6 wird kommen, es ist aber unklar, wann es passiert. Einige Grundstückseigentümer wollen noch nicht verkaufen und im Moment wird geprüft, ob das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen werden kann. Die Länge solcher Verfahren ist auch ein Problem. Die Planung zur Erweiterung der Linie 1 und 5 in Grombühl wurde z.B. Mitte der 1990er Jahre begonnen und erst 2019 konnte der Bau starten. Die Planung zur Linie 6 wurde Mitte der 2000er begonnen, also 10 Jahre später… Maßnahmen zur Finanzierung werden bereits getroffen, es wird also schon für die Investition gespart. Der Bau soll insgesamt etwa 120 Millionen Euro kosten. Davon müsste die Stadt 10-20% selbst bezahlen. Das wären also 12 bis 24 Millionen. Die Rücklage beträgt mit Stand 2019 bereits 17 Millionen.

TrägerStadt (WVV)
Standfortgeschrittene Planungen, jedoch ohne Zeitplan
Baubeginnunklar
Ende der Bauarbeitenunklar
Animierte Straßenbahnfahrt auf der geplanten Trasse.

Frankenhalle

Nutzung der denkmalgeschützten Frankenhalle + Wohnungsbau. Die Frankenhalle mit ihrer besonderen Dachkonstruktion ist eine ehemalige Vieh-Auktionshalle und heute denkmalgeschützt. Im Bauprojekt wird der Denkmalschutz zum großen Teil beachtet -> schwierig in heutige Nutzung zu bringen. Es entstehen 110 Wohnungen (50% gefördert). Die Frankenhalle selbst wird tagsüber als Markthalle und abends Veranstaltungs-Raum genutzt werden.

TrägerPrivatinvestition
Standmittel-konkret
Baubeginnunklar
Ende der Bauarbeitenunklar

Museum für Franken

Das ehemalige „Mainfränkische Museum“ ist zum „Museum für Franken“ geworden und wird Stück für Stück umgebaut. Es soll zu einem Museum für Kunst- und Kulturgeschichte für ganz Franken und die Geschichte Würzburgs werden. Wird bis 2025 Stück für Stück realisiert. Dazu wird die Ausstellung im Eingangsbereich der Festung und der Fürstenbau (Eingang Innenhof) räumlich zusammengelegt. Das Staatsarchiv und das Tagungszentrum ziehen aus, dafür wird dann der gesamte innere Bereich der Festung zum Museum.

TrägerFreistaat Bayern
Standin Umsetzung
Baubeginn2017
Ende der Bauarbeiten2025

Nutzung Faulenberg-Kaserne

Erste Planungen zur Nutzung der ehemaligen Kaserne an der Nürnberger Straße. Erste Gespräche zum Kauf des Geländes (Stadt kauft vom Bund). Bis Mai 2020 wird der Wert des Komplexes ermittelt. Bis Ende 2020 soll der Kauf abgeschlossen sein. Der Vorschlag eines Privatinvestors von der arabischen Halbinsel wurde durch den Stadtrat abgelehnt.

TrägerStadt
Standwenig konkret (erste Schritte)
Baubeginnunbekannt
Ende der Bauarbeitenunbekannt

Ort auf Google Maps

Park&Ride-Parkhaus Stettiner Straße

Im Mai 2019 wurde beschlossen in der südlichen Sanderau, Stettiner Straße ein P&R-Parkhaus zu bauen. Die Stadtverwaltung plant es derzeit. Es wäre direkt gegenüber S.Oliver-Arena, zwischen Hochhäusern in der Sanderau, der B19 und einer Grünfläche mit Spielplatz. Auf dem Gelände ist zur Zeit ein Mini-Golfplatz, der für die Verkehrswende weichen muss. Das Parkhaus soll 26 Meter hoch werden, eine begrünte Fassade bekommen und Platz für 500 Autos bieten (etwa die Hälfte der Talavera mit ca. 1000 Plätzen). Die Anlage wäre nur 200m von der Endhaltestelle der Straßenbahn (Königsberger Straße) entfernt. Die Straba ist in Sichtweite. Siehe auch: Abschnitt Park&Ride im Würzburg-Monitor Verkehrswende.

TrägerStadt
Standmittel-konkret (Planung beschlossen)
Baubeginnunbekannt
Ende der Bauarbeitenunbekannt

Bahnhaltepunkt Heidingsfeld-Ost

Laut Würzburg-Wiki war dieser Bahnhof bis 1987 im Betrieb. Er soll jetzt aber reaktiviert werden. Es gab bereits Terminverschiebungen. Die Eröffnung ist Stand heute für 2022 geplant. Damit wird man dort wieder in die Bahn einsteigen können. Leider wurde mittlerweile die Straba durch Heidingsfeld rückgebaut. Sie hatte genau vor dem Ostbahnhof die Endhaltestelle.

TrägerDeutsche Bahn AG
Stand?
Baubeginnunklar
Ende der Bauarbeiten2022 (angestrebt)

Bahnhaltepunkt Heidingsfeld-West

Auch dieser Bahnhof wurde bis 1987 bedient (siehe Würzburg-Wiki). Wie beim Ostbahnhof wurde vom Stadtrat beschlossen ihn wieder zu aktivieren. Das wird allerdings noch eine Weile dauern.

TrägerDeutsche Bahn AG
Stand?
Baubeginnunklar
Ende der Bauarbeiten2026 (angestrebt)

Ersatz für Quellenbachparkhaus + Hotel am Bahnhof

Das jetzige Quellenbachparkhaus wird abgerissen. Direkt unter dem Parkhaus, das eigentlich wirkt, als sei es seit Jahrzehnten verlassen, fließt die Pleich in einem Betonbett. Der Bach soll renaturiert werden. Richtung Bahngleise wird ein neues Parkhaus mit 1000 Stellplätzen entstehen. An 400 davon beteiligt sich die Stadt. Daneben wird auch ein Hotel gebaut.

Trägerhauptsächlich privat
Standmittel-konkret
Baubeginn?
Ende der Bauarbeiten?

Ämterhochhaus

Fotos und Infos folgen hier.

Dies hier ist nur eine Auswahl! Tatsächlich gibt es noch andere größere, vor Allem aber unzählige kleine Projekte.
Z.B. Rathausplatz Heidingsfeld, Energetische Sanierung der Grundschule Dürrbachau und des Friedrich-Koenig-Gymnasiums, Erweiterung des Wirsberg-Gymnasiums, Neubau des Schul-Hallenbades der Wolffskeel-Schule, Tiefgarage Heuchelhof etc.


Archiv (abgeschlossene Projekte der letzten Jahre)

abgeschlossene Projekte (Auswahl)Stand
Neubau Nautilandabgeschlossen
Neue Umweltstationabgeschlossen
Sanierung Polizei Innenstadtabgeschlossen
Neubau Studentenwohnheim an Grombühlbrückeabgeschlossen

Ersatz-Neubau Schwimm- und Spaßbad Nautiland (beendet 2019/2020)

Das alte Nautiland war in die Jahre gekommen. Es wurde überlegt, ob es saniert oder durch einen Neubau ersetzt werden soll. Die Entscheidung fiel 2016 auf den Neubau, da er genauso viel wie eine Sanierung gekostet hätte. Ende 2018 wurde in einer Online-Umfrage der WVV entschieden, dass das neue Bad auch den alten Namen „Nautiland“ erhalten soll. Neben dem Schwimm-, Spaß- und Freibad wird es im neuen Gebäude auch einen großen Saunabereich mit Saunagarten geben. Die neue Technik spart im Schwimmbadbereich 40% Energie. Im November 2019 wurde es planmäßig eröffnet. Im Außenbereich gab es noch einige Monate umfangreiche Rest-Bauarbeiten.

TrägerStadt (WVV)
Standabgeschlossen
Baubeginn2017
Ende der Bauarbeiten / Eröffnung2019 (November)

Neubau Umweltstation (beendet 2019/2020)

Hierzu habe ich keine weiteren Infos weil ich das Projekt nicht verfolgt habe. Es folgen Fotos dazu.

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Deutschland für Anfänger Feste

Bayerische Volksfeste

Peteris, mein Freund aus Lettland mag genauso wie ich die bayerischen Volksfeste. Im Jahr 2018 haben wir so viele Feste wie möglich besucht. Wir haben uns die Termine aus dem Internet gesucht und sie „getestet“. Wir haben es unser Volksfest-Scouting genannt! Das hat mich dazu inspiriert so etwas wie einen Crashkurs für Bayerische Volksfeste anzubieten. Da gibt es nämlich viel mehr zu wissen, als dass große Mengen Bier getrunken werden 🙂
Ich beschreibe hier den kulturellen Hintergrund, was dort los ist und gebe praktische Tipps.

Volksfeste und bayerische Volksfeste

Volksfeste gibt es eigentlich in ganz Deutschland. Im Bundesland Bayern hat sich aber ein spezieller Stil herausgebildet. Das Besondere an den bayerischen Volksfesten sind die großen Festzelte mit ihren 1-Liter-Bierkrügen, der bayerischen Musik, dem typischen Essen und den bekannten Trachten. Das Oktoberfest in München ist dabei nur das größte und bekannteste. Es gibt aber eine ganze Reihe solcher Feste. Außerhalb von Bayern kennt man aber meistens nur das Oktoberfest. Auch ich selbst hatte wenig Ahnung von diesen Festen, bevor ich nach Bayern gezogen bin.

Im Inneren eines Festzeltes auf dem Oktoberfest München
Im Inneren eines Festzeltes auf dem Oktoberfest München

Ort und Zeit

Bis auf die Winterzeit finden die Volksfeste das ganze Jahr über statt. Sie dauern zwischen 1 und 3 Wochen. Manche Städte veranstalten sie auch mehrmals im Jahr, zu verschiedenen Jahreszeiten. Es gibt sie überall im Land, auch in kleineren Orten. Je größer der Ort, desto mehr ähnelt sein Volksfest dem Oktoberfest in München. Mittlerweile werden im Herbst in ganz Deutschland Feste in diesem Stil ausgerichtet und auch „Oktoberfest“ genannt. Dabei ist das Oktoberfest in München der Prototyp. Die „Originale“ findet man aber weiterhin nur in Bayern.

Anlass

Volksfeste generell haben meist einen historischen Ursprung. Meistens war es ein jährlich abgehaltener Markt oder ein religiöses Fest. Sehr oft war es das Jubiläum der Einweihung der örtlichen Kirche („Kirchweih“). Dabei wurde auch Essen und Getränke verkauft. Aber nicht nur das. Früher gab es nicht alles immer und überall zu kaufen. Es sind Händler durch das Land gezogen, um ihre Waren anzubieten. So sind sie oft zu jährlichen Festen in den Ort gekommen. Die Händler haben eine Messe abgehalten. Kirche + Messe = „Kirchmess“. Aus diesem Wort wurde „Kirmes“. Beides ist teilweise ein Synonym für ein Volksfest. Typisch für Deutschland gibt es aber durch die Dialekte für Kirchweih und Kirmes unzählige eigene Begriffe. Beim Oktoberfest in München ist der Ursprung jedoch anders. Es gab eine Hochzeit des Königs von Bayern, bei der es auch für das Volk Feierlichkeiten gab. Das wurde später zu einer Tradition.

Bei vielen dieser Feste ist über die Jahre hinweg der Ursprung in den Hintergrund getreten. „Jahre“ bedeutet hier oft Jahrhunderte. Das Fest ist vom Nebenaspekt um eigentlichen Event geworden.

Ein Volksfest ist ein Fest für das Volk, also für Alle. Heute gibt es natürlich Leute, die es mögen und andere, die es nicht mögen. Jeder muss es für sich entscheiden, jedoch sollte man sich selbst ein Urteil darüber bilden.

Zweiteilung in Kirmes (draußen) und Festzelt (drinnen)

Ein Volksfest besteht – vereinfacht gesagt – aus zwei Teilen. Der erste Teil sind die „Fahrgeschäfte und Buden“. Dies ist die Grundlage aller Volksfeste. Hier geht es einfach um Spaß und Erlebnis. Es gibt dort Fahrgeschäfte, Spiele und Snacks. Der zweite Teil sind die Festzelte bzw. Biergärten. Deren Stil macht die Besonderheit des bayerischen Volksfestes aus. Je nach Größe des Volksfestes gibt es ein einziges großes, „Bierzelt“ oder es gibt mehrere davon. Hier kann man tagsüber gemütlich Essen und Trinken. Abends wird es zum „Partyzelt“. Die Volksfeste werden übrigens immer an festen Orten aufgebaut, jedes Mal aufs Neue. Den Rest des Jahres wird der Festplatz anders genutzt, z.B. als Parkplatz.

Fahrgeschäfte und Buden

Dieser Teil ist eigentlich ein transportabler Vergnügungspark. Tagsüber ist es ein Ort für Familien. Abends, wenn es dunkel ist, ist es ein Spaßbereich für Alle. Das Tolle daran ist, dass man als Kind viel entdecken kann. Und wenn man erwachsen ist, und vielleicht ein bisschen getrunken hat, dann kann man sich wieder wie ein Kind fühlen.

  • Fahrgeschäfte (z.B. Autoscooter, Geisterbahnen, Kinder-Karussells Ketten-Karussells, Achterbahnen, Free-Fall-Tower, Riesenräder, Wasserrutschen, Ponyreiten)
  • Spiele (z.B. Luftgewehr-Schießen, kleine Lotterien, Bälle Werfen, „Hau-den-Lukas“)
  • „Fressbuden“ – das sind kleine transportable Verkaufsstände in denen Snacks verkauft werden: Süßes, Fettiges und so weiter. Es ist leckeres Fastfood für zwischendurch
Riesenrad, Kettenkarussel und „Buden“

Das Festzelt

Fahrgeschäfte und Buden gibt es in ganz Deutschland. Auch Festzelte. Bei bayerischen Volksfesten sind sie aber der Kern des ganzen Events. Diese Zelte kann man transportieren, sie werden aber über Wochen aufgebaut. In diese Zelte passen mehrere Tausend Leute rein. Es gibt dort sehr typische Bänke und Tische, die aus Holz und Stahl bestehen. Sie sind schlicht, aber sehr stabil. Sie haben viele Namen: „Bierbänke“, „Biertische“ oder als Set auch „Festzeltgarnituren“. In der Mitte des Zeltes sind sie einfach in Reihe aufgestellt, und zwar so, dass möglichst viele Leute Platz finden.
Die Gästebereiche an den Seiten des Zeltes sind die „Boxen“. Sie sind oft in kleinere Abteile getrennt, manchmal auch etwas erhöht. Dort laufen weniger Leute an den Tischen vorbei. Es ist also „gemütlicher“. An den Seiten des Zeltes befinden sich auch die gastronomischen Einrichtungen.
Im Außenbereich der Zelte befinden sich ebenfalls Plätze. Das hat eher die Atmosphäre eines Biergartens. Man findet dort leichter Plätze, doch wenn man dort sitzt hört man nichts von der Musik im Inneren des Zeltes. Innen, befindet sich die Bühne, auf der die Live-Band spielt.

Essen und Trinken im Festzelt

Das typische Getränk ist natürlich Bier! Dieses schmackhafte und vielfältige Getränk ist fest mit der deutschen Kultur verbunden. Speziell mit der bayerischen Festzeltkultur. So sehr, dass die bayerischen Volksfeste im Ausland einfach „Beerfest“ etc. genannt werden.

Man benutzt Maßkrüge. Diese fassen 1 Liter Flüssigkeit. Ein „Krug“ ist etwas was größer als ein „Glas“ ist. Heute sind sie üblicherweise aus Glas hergestellt, früher waren sie aber aus Steinzeug/Keramik. Diese traditionellen Steinzeug-Krüge sind eigentlich besser für das Bier, weil sie es kühler halten. Der Vorteil der Glasvariante ist, dass man erkennen kann, ob der Wirt die korrekte Menge Bier eingefüllt hat und nicht zu viel Schaum.

Man bestellt einfach „eine Mass“. Dann bekommt man den Standard-Liter. Wer es kleiner angehen möchte der bestellt „eine Halbe!“. Das ist eine halbe Mass, also ein 0,5 Liter.  „Mass“ sprechen Bayern mit kurzem „a“ aus. Alle anderen Deutschen, die sich nicht auskennen nutzen ein langes „a“.
Vor einem ganzen Liter Bier braucht man sich nicht zu fürchten: Ich weiß selbst nicht warum, aber in einem Bierzelt kann man mehr trinken als anderswo. Zumindest mir geht es so. Meine Theorie ist, dass das „Festbier“ besonders leicht zu trinken ist. Es ist süßer, nicht bitter wie Pils-Bier. Neben dem Festbier gibt es aber auch andere Biersorten, oder auch „Radler“ (gemischt mit Limonade) oder alkoholfreies Bier.

Die Preise für eine Maß Bier liegen bei 9-12 €. Das klingt viel, allerdings bekommt man dafür einen ganzen Liter! Im Vergleich mit den Bierpreisen in West- und Nordeuropa ist das noch im normalen Bereich. Allgemein gilt: je größer das Fest, desto höher die Preise.

Steinzeug-Maßkrug und Brezen | Foto: Robert Behrendt

Wenn jemand kein Bier trinkt, dann ist es auch völlig in Ordnung etwas anderes zu trinken. Es gibt auch eine große Auswahl an anderen Getränken. Wie im Biergarten bekommt man auch Softdrinks, Wasser, Säfte, Wein etc. Die Hauptsache ist, das man etwas zum Anstoßen hat!

Das Essen ist relativ teuer (10-20€), aber notwendig. Wer viel trinkt muss aber auch viel Essen! Es gibt deftige, bayerische Gerichte, Gebäck und Gemüse („Wirtshaus-Essen“). Typisch ist ein halbes Hähnchen („Hendl“), Haxe oder Brezen. Das mögen nicht alle, deshalb gibt es auch Essen wie Burger und Pommes. Vegetarisches Essen bekommt man auch. In der Mitte des Zeltes sollte man bis 17/18 Uhr fertig gegessen haben. Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass es sehr schwierig ist zwischen Tanzenden von einem Teller zu essen.

Zum Service: Man setzt sich hin und wartet auf die Bedienung. Oft kann man sich aber Essen und Trinken auch am Zeltrand holen, am Tresen. Wenn man sich unsicher ist, dann fragt man einfach dort.

Musik im Festzelt

Wenn das Zelt noch leer ist wird manchmal keine Musik gespielt. Am Nachmittag, meist bis 18 Uhr, wird oft bayerische oder österreichische Volksmusik (Alpen, Blasmusik-Kapelle) gespielt. Das ist die „gemütliche“ Zeit.

Am Abend kommt eine Live-Band. Diese ist intellektuell nicht anspruchsvoll, es ist Partymusik. Wichtig ist, dass sie bekannt ist, so dass man mitsingen kann. Es wird überwiegend deutsche Musik gespielt, oft aus den 80ern und 90ern. Aber auch bekannte Musik mit englischen Texten, oft Klassiker wie „ACDC“ oder „Backstreet Boys“. Das Musik-Spektrum reicht also von Rock bis Pop, von alten bis aktuellen Liedern. Die Band macht ab und zu auch eine Pause von 15-30 Minuten. Da spielt dann ein DJ Musik. In der Zeit kann man, wenn man Mitglieder der Band trifft (zum Beispiel auf der Toilette), eigene Lieder wünschen! Später, zum Ende hin wird viel Musik aus den 80ern gespielt. Die „Neuen Deutsche Welle“ spielt da eine besondere Rolle.

Bühne mit Band

Die Band animiert zum Feiern und Trinken. Dazu gibt es zwischendurch „Trinksprüche“ vom Sänger, bei der das Publikum mitmacht. Hier die Klassiker:

Band: „Ein Prosit… ein Prosit… der Gemütlichkeit!“
(Das ist eine verlängerte Version des „Prost!“ Am Schluss stoßen alle mit an.)

Band: „Zicke Zacke! Zicke Zacke!“
Publikum: „Oi, Oi, Oi!“
(Ehrlich gesagt kenne ich die Bedeutung nicht)

Band: „Prost Ihr Säcke!“
Publikum: „Prost du Sack!“
(„Sack“ ist eine Beleidigung. Der Sänger der Band beleidigt das Publikum. Als Antwort beleidigt das Publikum den Sänger.)

Stimmung

Das Festzelt hat typischerweise ab Mittag geöffnet. Oft ist bis zum späten Nachmittag noch viel Platz. Es geht gemütlicher zu: Man kann Essen und sich unterhalten. Es werden auch Karten gespielt etc.

Am Abend wird es dann lauter. Die Leute, die weit weg von der Bühne sind sitzen meistens. In der Mitte und in der Nähe zur Bühne wird aber ab 17-19 Uhr bis zum Schluss wird auf den Bänken getanzt. Es ist ein Trinken, Tanzen und Spaß haben. Die Stimmung dort liegt irgendwo zwischen Club und einem Fest auf dem Dorf. Man muss es selbst erleben, am besten mit 4-10 Freunden gemeinsam.

Festzelt

Wenn man in ein Zelt kommt ist es nicht selten, dass keine Tische mehr frei sind. Man fragt dann, ob man sich zu anderen setzen darf. Wenn man lange genug fragt hat man manchmal Glück. Die Leute halten die Sitzplätze für Bekannte frei. Es kann sehr lange dauern, bis einen Platz findet. Dabei kann man sich aber das ganze Zelt ansehen. Wenn man sich zu anderen an den Tisch setzt, kommt man schnell in Kontakt mit seinen Nachbarn. Ein gemeinsames „Prost!“ und man ist eine Gemeinschaft. Es geht locker zu. Es ist kein Problem Fremde zu Duzen, auch wenn sie älter sind als man selbst.

Auf Volksfesten geht es aber auch „derb“ zu. Es wird viel getrunken, allgemein beherrscht man sich aber. In Deutschland ist das Bier-Trinken so fest in der Gesellschaft verankert, dass man schon lange Erfahrung hat zu Trinken, sich dabei aber trotzdem zu benehmen. Mit viel Essen funktioniert es literweise Bier zu trinken. Leute, die zu viel trinken gibt es auch. Die werden aber schnell von der Security aus dem Zelt gebracht. Wenn es den Leuten schlecht geht werden auch mal Sanitäter gerufen. Auf größeren Festen gibt es eigene Abteilungen mit Sanitätern, die sich um gesundheitliche Probleme kümmern.

Passiert…

Die allgemeine Sicherheit ist so wie bei jeder anderen Großveranstaltung. Eher besser, weil stark auf die Sicherheit geachtet wird. Wenn man auf den Tischen tanzt, dann wird man aufgefordert herunter zu kommen. Wenn man fällt ist es für einen selbst sehr gefährlich. Aggressivität oder Schlägereien gibt es, jedoch nicht mehr als auf irgendeiner Party mit so vielen Besuchern. Meist ist der Grund ein Missverständnis. Ich war schon bestimmt 50 Mal auf Volksfesten, aber habe auf dem Gelände selbst noch nie eine ernsthafte Situation erlebt. Der Weg zum Bahnhof ist gefährlicher. Es ist wie bei Fliegen im Flugzeug: Man denkt, dass es besonders gefährlich ist, aber durch die ganzen Sicherheitsmaßnahmen ist es tatsächlich sicherer als jedes andere Verkehrsmittel.

Gegen 23 oder 24 Uhr ist Schluss. Es ist keine Veranstaltung um die Nacht durchzumachen. Dafür beginnt es schon viel früher. In einem Festzelt kann man sich manchmal um 23 Uhr so fühlen, als wäre es 5 Uhr. Es geht dann zurück nach Hause oder man geht noch woanders feiern.

Schluss…

Reservieren

Wer abends an einem Tisch sitzen möchte, der braucht großes Glück – oder eine Reservierung. Die kann man machen, oft braucht man aber eine Mindestzahl an Gästen. In München erhält man abends ohne Reservierung kaum einen Platz. Es aber auch Bereiche in denen man nicht reservieren muss. Da sollte man aber schon früh ankommen. Unter der Woche bekommt man generell schneller Plätze. Reservierungen macht man beim Oktoberfest Monate im Voraus. Woanders ist die Situation besser. Man sollte sich auf der Website des Volksfestes informieren. Dort kann man oft auch Tische reservieren. Im Zelt gibt es eine Übersicht an der man sieht welchen Tisch genau man benutzen darf. Man muss dabei pünktlich sein! Wie ich oben beschrieben habe kann man durch fragen aber immer ein paar Plätze bekommen.

Tischreservierung | Foto: Robert Behrendt

Traditionen

Zu den Festen gibt es gewisse Traditionen. Das kann ein feierlicher Einzug am Anfang sein. Beim Oktoberfest in München gibt es am ersten Tag den „Einzug der Wiesnwirte“. Auf historischen Bierwagen werden einige Fässer Bier zum Festbereich gebracht. Das ist nur symbolisch, denn in Wirklichkeit braucht man viele LKW für den Bier-Transport. Hier marschieren dann auch Blaskapellen oder Trachtenvereine mit, die ihre Musik und Kleidung präsentieren. In München kommen dazu Vereine aus ganz Bayern, aber auch Österreich.
Auf dem Festgelände kann man einiges traditionelles Brauchtum sehen. Zum Beispiel das Goaßlschnalzen, bei dem die Peitschen direkt über den Köpfen der Besucher knallen. Am ersten Tag eines Volksfestes ist es Brauch, dass das Bier erst nach dem „Anstich“ ausgeschenkt wird. Dabei wird das erste Fass geöffnet. Und zwar vom amtierenden Bürgermeister der Stadt. Mit einem Hammer muss es geöffnet werden. Dabei wird darauf geachtet, wie viele Hammer-Schläger er benötigt, um das Fass zu öffnen. Je weniger, desto besser. In Würzburg, auf dem Kiliani gibt es jedes Jahr einen Boxkampf. Auf dem Frühjahrsvolksfest gibt es in der Mitte des Zeltes einen Baumstamm, an dem jeder versuchen darf hochzuklettern. Wer es schafft bekommt eine Maß gratis. Das sind aber nur Beispiele. Auf den Volksfesten gibt es immer wieder Besonderheiten zu entdecken.

Goaßschnalzen

Trachten

Von den bayerischen Trachten gibt es eigentlich viele Arten. Die mit Abstand bekannteste Form ist aber „Dirndl und Lederhose“. Ein paar Sätze zur Bedeutung: Ende des 19. Jahrhunderts sind viele Menschen vom Land in die Städte zogen, um in den neuen Fabriken zu arbeiten. Die Städte sind schnell gewachsen, es war laut, schnell, modern.  Viele der Neuankömmlinge haben Trachtenvereine gegründet. Dort haben sich Leute zusammengetan, die aus der gleichen Region kamen, um sich ein Stück ihrer Heimat und Identität zu bewahren. Dazu gehörte die ländliche Kleidung der Heimatregion zu tragen. Es war aber nicht die normale bäuerliche Arbeitskleidung, sondern die Kleidung, die man an Sonn- und Feiertagen angezogen hat. Jede Region hatte andere Trachten, oft gab es von Dorf zu Dorf Unterschiede. Andersherum kam gerade der Tourismus auf. Städter aus den mittleren und höheren Schichten wollten raus aus der lauten und durch die Fabriken verschmutzte Stadt. Sie haben Ausflüge aufs Land gemacht. Oft in die Berge (im Norden Deutschlands dagegen oft ans Meer). Als die Städter in den Bergdörfern waren wollten sie sich manchmal auch „volkstümlich“ anziehen. Dazu haben sie Trachten gekauft. Außerdem haben sie sie auch als Andenken an diese Landwelt mit nach Hause genommen. Dass Touristen Lederhosen und Dirndl kaufen gibt es also schon seit mehr als 120-150 Jahren!

Heute werden die oberbayerischen Trachten als „urtümlich bayerisch“ auch auf Volksfesten getragen. Die allseits bekannten Dirndl und Lederhosen sind dabei aber nur eine „moderne, vereinfachte“ Version. Es gibt unendlich viele Formen und Feinheiten.

Die Gleichheit ist in Deutschland schon lange ein hoher Wert (früher vor Allem galt das natürlich für die Gleichheit innerhalb der Schichten). Volksfeste waren für das Volk gedacht, also die Masse der einfachen Leute. Heute ist es etwas für Alle. Auf dem Volksfest verschwinden die sozialen Unterschiede. Die Tracht unterstützt das. Wenn viele das gleiche anhaben, kann man nicht erkennen wer viel oder wenig Geld hat. Die Menschen sind nicht anhand der Kleidung zu unterscheiden. Außerdem sitzen oft unterschiedlichste Leute Tisch an Tisch. Alle können mitmachen, der Eintritt ist frei. Das ist ein Stück soziale Gleichheit.

Tanz in einem Festzelt auf den „Oidn Wiesn“ | Foto: RB

Wenn sich alle zum Volksfest treffen verschwinden auch die kulturellen Unterschiede. Wer Migrant oder Kind von Migranten ist, der gehört mit Tracht sofort dazu. Er ist dann einer von Allen. Jeder kann mitmachen. (Zugegeben habe ich Frauen mit Kopftuch nur außerhalb und nie innerhalb des Bierzelts gesehen.) Im Zelt selbst tritt die Herkunft aber in den Hintergrund. Ob jemand aus Afrika, Iran oder Australien kommt ist dann nicht mehr so wichtig.

Es geht es höchstens darum, ob man Bayer ist oder nicht. Egal ob Ausländer oder nicht-bayerische Deutsche (die „Preißn“): Für einen echten Bayern gibt es da keinen Unterschied.

An- und Abreise

Besonders bei den großen Festen ist man nicht allein, wenn man z.B. mit der Bahn anreist. Die Züge sind voll und man erkennt die mitfeiernden an den Trachtenträgern. Morgens auf der Fahrt geht die Party meist schon los, auch wegen der  Bierpreise direkt auf dem Fest. Wenn man am Bahnhof aussteigt, dann braucht man meist nur der Masse zu folgen, um zum Festgelände zu gelangen. Wenn auf dem Festgelände Schluss ist (23 oder 24 Uhr) kann man sich auch der Menge anschließen, um zum Bahnhof zu gelangen. Auch im Zug ist man dann mit einer Menge meist junger Leute unterwegs, die alle nach Hause fahren. Da geht die Party oft noch weiter. Selbst wenn die Bahn Verspätung hat, oder wenn es Ersatz gibt ist man wenigstens nicht allein. Auf diesen Rückfahrten habe ich selbst schon eine Menge Leute kennengelernt.

Peteris und Ich
auf einem Raucherbalkon
Bier 1, Bier 2 und Peteris

Wie immer gilt auch bei den bayerischen Volksfesten: Man erlebt es am besten selbst.

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Deutschland für Anfänger Politik und Gesellschaft

Politische Begriffe

Hier beschreibe ich Begriffe, was sie bedeuten und wie sie in Deutschland verwendet werden. Bezeichnungen wie liberal, konservativ, sozialdemokratisch, rechts, links, -extrem oder populistisch liest oder hört man oft. In der politischen Diskussion und in den Medien wird vorausgesetzt, dass man sie versteht. Über Definition der Begriffe selbst wird oft gestritten und gleichzeitig verstehen unterschiedliche Personen oft unterschiedliche Dinge unter den Begriffen. Das alleine innerhalb von Deutschland. In anderen Ländern werden die selben Begriffe manchmal auch anders verstanden. Alles in Allem finde ich es wichtig darüber zu schreiben. Auch wenn ich nur einen Überblick geben kann.

Ich werde in diesem Beitrag über politische Strömungen wie liberal, konservativ, sozialdemokratisch, grün, nationalistisch schreiben. Auch behandele die einfachste Ansicht des politischen Spektrums, die Einteilung in „links“ und „rechts“. Dazu kommen Stile, Methoden und Ausprägungen: Radikalismus, Extremismus, Populismus. Zum Schluss geht es um Kombinationen der Begriffe. Damit kann man präziser ausdrücken was man bezeichnen möchte.

politische Strömungen (Grundideen)

Politische Strömungen beschreiben, wie sich Menschen den besten Weg vorstellen, um gesellschaftliche Probleme zu lösen. Es sind Ideologien bei denen die enthaltenden Ideen und Prinzipien logisch zueinander passen.

Liberalismus („liberal“)

  • konzentriert sich auf das Individuum, die individuelle Freiheit und Rechte für die Menschen (Freiheit und Rechte gegen die Macht von Staat, Herrschern, Religionen etc.)
  • Staat soll sich so weit es geht aus dem Leben der Menschen heraushalten und nur für wenige Aufgaben zuständig sein (vor Allem Sicherheit und Einhaltung von Gesetzen)
  • jede Person soll selbst über sein Leben entscheiden, aber eigene Verantwortung dafür tragen (wenn man z.B. durch eigene Fehlentscheidungen arm ist
  • Mit Liberalismus wird in Deutschland heute vor Allem der wirtschaftliche Bereich verbunden. Freiheit für Menschen bedeutet auch, dass diese frei wirtschaften dürfen. Ein reiner Wirtschafts-Liberalismus fordert den Abbau von Regeln und Vorschriften für Unternehmen, damit diese sich besser entwickeln kann. Der Staat soll sich aus der Wirtschaft komplett heraushalten, damit die Vorteile einer freien Marktwirtschaft entfaltet werden können. Dazu sollen zum Beispiel auch öffentliche Dienste (Wasserversorgung, Krankenhäuser, Schulen, Straßen etc.) als private Unternehmen arbeiten. Von den Gegnern dieser Sichtweise wird dafür der Begriff „neoliberal“ verwendet. „Neo“, griechisch neu, im Sinne einer „neuen Form“. Diese Gegner sind der Ansicht, dass staatliche Unternehmen und Organisationen besser funktionieren als private Unternehmen.
  • der Liberalismus hat sich aus der Aufklärung im 18. und 19. Jahrhundert herausgebildet. Als sich die moderne westliche Demokratie im 19. Jahrhundert entwickelte gab es 3 große Ideologien: Liberalismus, Konservativismus und Sozialismus. Mittlerweile ist aber in Europa die Freiheit des Individuums eine Grundlage der Gesellschaft und weitgehend Konsens. Deshalb gibt es keine eigene große Strömung mehr. Nur einzelne liberale Parteien, die besonders Wert darauf legen.

Konservativismus („konservativ“)

  • Fokus liegt auf der Loyalität zu einer Gemeinschaft (Familie, Religion, Volk, Heimatland, Kultur). Diese wird durch den Einzelnen gestärkt, was die Gemeinschaft stärkt und somit auch dem einzelnen Mitglied nützt.
  • ein Hauptpunkt ist die Bewahrung von bestehenden Traditionen und Werten
  • Veränderungen in der Gesellschaft sollen möglichst langsam und behutsam passieren. Alte Werte und Normen sollen nur verschwinden, wenn sie sich als schädlich oder unpassend erweisen. Neues wird dann angenommen, wenn es eine Verbesserung ist.
  • veraltete Variante: struktur-konservativ (Strukturen in Staat, Gesellschaft, Wirtschaft, Religion sollen sich nicht ändern)
  • moderne Form: werte-konservativ (Werte wie Patriotismus, Familiensinn, Eigenverantwortung etc. sollen erhalten bleiben)
  • Ist historisch mit der Religion verbunden, also in Deutschland mit dem Christentum. Diese Verbindung löst sich aber mehr und mehr auf. Auch die meisten Muslime in Deutschland sind üblicherweise konservativ.
  • Ansicht, dass es keinen „perfekten Menschen“ gibt, und dass Bürger auch traditionell, also „unmodern“ leben dürfen, wenn sich es möchte. Beispiel für konservative Sicht: Eine Familie aus Vater, Mutter und Kindern wird als der Normalfall angesehen. Andere Modelle sind akzeptiert, aber sollen nicht propagiert werden.

Sozialismus („sozialistisch“ bzw „sozial-„)

  • stellt die gesamte Menschheit und die Gleichheit aller Menschen in den Mittelpunkt
  • durch staatliche Regeln sollen alle Menschen die gleichen Ressourcen erhalten (Vermögen, Einkommen, Produkte etc.)
  • versteht sich selbst als Gegenmodell zum Kapitalismus, deshalb wir eine staatlich organisierte Wirtschaft als ideal angesehen
  • „moderate“ Form: Sozialdemokratie -> vertritt die Ziele auf demokratische Weise, versucht Kompromisse einzugehen mit Menschen, die anders denken
  • „radikale“ Form: Kommunismus -> befürwortet Diktatur, um die Ziele (Gleichheit aller Menschen) zu erreichen, dies soll durch Herrschaft einer einzigen politischen Partei erfolgen, andere Meinungen werden nicht zugelassen
  • „sozial“ zu sein ist in Europa aber relativ Konsens, die „sozialistischen“ Parteien stellen den Aspekt der wirtschaftlichen Gleichheit besonders hervor

ökologisch („öko-“ oder „grün“)

  • Mittelpunkt ist der Schutz von Natur, bzw. Umwelt und Bekämpfung des Klimawandels
  • als eigenständige politische Bewegung in den 1980er Jahren herausgebildet
  • Natur-, Tier-, Umwelt- und Klimaschutz sollen Vorrang haben vor den Bedürfnissen der einzelnen Menschen
  • spricht sich gegen Massentierhaltung, leistungsstarke Autos, Atomkraftwerke etc. aus
  • fordert Einschränkungen und Verbote von bestimmten Technologien, die als umweltschädlich erklärt wurden

Nationalismus („nationalistisch“)

  • Übersteigerter Patriotismus
  • zentrales Element ist das Wohlergehen, das Ansehen und die Macht der eigenen Nation/Volkes
  • fordert volle Souveränität für die Nationalstaaten auf der Welt (Ablehnung von internationalen Gesetzgebungen und Regulierungen wie z.B. von der EU oder der UN)
  • wird in Deutschland wegen der Geschichte im 20. Jahrhundert sehr kritisch betrachtet (Dinge, die in anderen Ländern normal sind, wie Stolz auf das eigene Land, wird von vielen Deutschen negativ betrachtet)

Salafismus („salafistisch“) (bzw. Islamismus)

  • fordert, dass islamisches Recht als allgemeines Recht für alle Menschen gelten soll
  • Religion soll zur Politik gemacht werden (hier vom Islam: bei anderen Religionen ist diese Strömung in Europa nicht relevant)
  • wird vertreten vom radikal-religiösen Teil der eingewanderten Muslimen und konvertierten Deutschen/Europäern
  • Meinung, dass ein „echter“ Islam nie im Einklang mit der westlichen Gesellschaft existieren kann
  • verachten die westlichen Werte (Trennung von Religion und Staat, Freiheit des Individuums…), auch wenn sie selbst dort leben und dadurch Vorteile haben
  • die extremistische Version ist Terrorismus (Al Quaida oder IS)

Anarchismus („anarchistisch“)

  • Ablehnung aller Hierarchie, Gesetze, Macht, Religion, Staat etc.
  • sehen sich selbst als frei an
  • praktisch wird „das Recht des Stärkeren“ angewendet
  • nehmen die Rechte der freien Gesellschaft in Anspruch (Freiheit des Lebensentwurfs, Wohlstand), lehnen aber die Pflichten ab (gemeinsame Regeln aller Menschen)

Faschismus („faschistisch“)

  • Begriff für extremen Autoritarismus -> Die Einzelpersonen stehen nicht im Vordergrund, nur die kollektive Gruppe. Dieses Kollektiv ist einem Anführer oder einer Ideologie zum Gehorsam verpflichtet und bekämpft alle Gegner ihrer eigenen Ansichten mit Gewalt
  • Ursprünglich für Italienischen Faschismus unter Mussolini. Wurde und wird aber auch von Anhängern des Kommunismus/Sozialismus für den deutschen Nazis benutzt. Damit sollte das eigene Wort „Sozialismus“ vom Nationalsozialismus sprachlich abgegrenzt werden.

Einteilung in links und rechts

Mit „links“ und „rechts“ wird eine sehr grobe Einteilung von politischen Positionen und Akteuren vorgenommen. Die Begriffe stammen aus der Entwicklung der europäischen Parlamente. Aus Großbritannien (seit dem Mittelalter), Frankreich (Revolution 1789-1799) und Deutschland (Deutsche Revolution 1848/1849). Dort war es üblich, dass auf der linken Seite die „revolutionären“ Anti-Monarchistischen und auf der rechten Seite die traditionalistischen, konservativen Abgeordneten saßen.

Bei den Linken geht es um die Umverteilung von Vermögen und Macht, so dass alle gleichmäßig daran beteiligt sind. Alle Menschen sollen möglichst gleich sein. Dabei wird eine ideale Gesellschaft als Theorie entwickelt und dann sollen sich alle Menschen nach diesen Idealbild leben. Historisch ging es zuerst um die Gleichverteilung von Macht und Rechten (Abschaffung der Privilegien von Adeligen und Fürsten -> hin zu Demokratie). Dann ging es um Einkommen und Vermögen, weil in der europäischen Industrialisierung die Unterschiede zwischen Fabrikarbeitern und Fabrikbesitzern extrem groß wurden. Heute geht es den Linken vor Allem um die Gleichheit im Privaten und gesellschaftlichen Leben: Gleichheit von Männern und Frauen, von Menschen unterschiedlicher Hautfarben und Kulturen, von Ländern, Religionen und sexuellen Orientierungen. Die Linken verfolgen dabei die Strategie von Revolution und Umkehrung der Verhältnisse. Sie definieren „Böse“ bzw. „Täter“ und „Gute“ bzw. „Opfer“.  (Könige versus Untertanen, Kapitalisten versus Arbeiter, Männer versus Frauen, „Weiße“ versus „Farbige“ etc.). Es werden Ungerechtigkeiten aufgezeigt und diese sollen durch einen Kampf gegen die „Täter“ abgeschafft werden. So sollen Monarchen und deren Helfer abgesetzt und getötet werden, um die Demokratie einzuführen. Kapitalisten bzw. reiche Menschen soll ihr Besitz genommen werden, um das Vermögen/Produktionsmittel auf die Bevölkerung zu verteilen (Darum ging es bei Karl Marx). Nicht-Weiße Einwanderer in Europa sollen Privilegien erhalten, um den Kolonialismus wieder gut zu machen. Es sollen Quoten für Frauen in Organisationen und Berufen eingeführt werden, um Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen.
Die Ziele sind für die Menschheit zu begrüßen. Das Problem besteht aber darin, dass die Methoden zur Erreichung von Gleichheit aber auf eine „Umkehrung von Ungerechtigkeiten“ basieren. Wenn man Gerechtigkeit haben möchte führt das schnell dazu, dass man neue Ungerechtigkeiten erzeugt.

Bei den Rechten geht es darum Bestehendes zu Bewahren. Gesellschaftlicher Fortschritt soll durch Wettbewerb und Konkurrenz zwischen einzelnen Menschen und Gruppen erreicht werden. Das „Bessere“ setzt sich gegen das „Schlechtere“ durch, wenn man den natürlichen  Prozessen seinen Lauf lässt. Es wird Ungleichheit akzeptiert, weil es als Folge von unterschiedlicher Leistungsfähigkeit gesehen wird. Es geht um Tradition und Weiterführen von Dingen, die sich in der Vergangenheit als gut gezeigt haben. Neuerungen werden eher abgelehnt, wenn sie Altes bedrohen. Wenn etwas sich aber als besser zeigt, dann wird es gerne angenommen (z.B. Fortschritt in der Technik). Es werden die eigenen Eigenschaften als Individuum oder Gruppe betont. Dadurch steht bei Rechten auch die klassische Familie im Vordergrund, während Linke die Verbundenheit der Familie als Egoismus ansehen. Die Bezogenheit auf die eigene Gruppe und das Konkurrenzdenken führt auch dazu, dass man das Eigene als besser ansieht als das Fremde. Es werden aber Unterschiede zwischen Kulturen und Ländern akzeptiert, solange das Eigene dadurch nicht verändert wird. (Beispiel: Unterschiedliche Rollenbilder der Frau werden toleriert und als spezifische Kultur von Völkern, Religionen und Regionen anerkannt. Wenn aber Einwanderer in das eigene Land kommen, dann sollen sie sich daran halten wie es in der Gesellschaft ist, in die sie eingewandert sind.) Unterschiede zwischen Arm und Reich werden als Anreiz zur Anstrengung gesehen (es sollen die Chancen für Alle gleich sein, die Ergebnisse im können variieren, es soll sich der Beste, Fleißigste durchsetzen).
Anders als die Linken mit ihrem Ansatz der „revolutionären“ Änderung der Dinge setzen Rechte eher auf die „Evolution“, dem langsamen Fortschritt dadurch, dass einige Erfolgreiche sich durchsetzen. Der Vorteil dieses Ansatzes ist, dass er ohne Utopien und Bevormundung des Einzelnen auskommt. Es entwickelt sich – wie in der Natur – durch  Versuch und Irrtum das heraus, was am besten funktioniert. Der Nachteil ist aber, dass veraltete Strukturen beibehalten werden und die Weiterentwicklung gebremst wird, wenn einzelne Individuen oder Gruppen nur an den eigenen Vorteil denken und nicht an Andere. Das Allgemeinwohl wird nicht als etwas ganz bestimmtes vorgegeben, deshalb kann es nie für Alle erreicht werden. Allerdings ist dies oft auch gerade gut, denn aufgrund historischer Beispiele ist es fraglich, ob Menschen in der Lage sind eine perfekte Gesellschaft zu erdenken.

Links und Rechts ist eine grobe Einordnung von politischen Standpunkten. Es wird vom politischen Spektrum gesprochen, wobei es so etwas wie „weit rechts“, „mitte-rechts“, mitte-links“ und „weit links“ gibt. Es ist meist ungenau, auch weil es eine lange historische Entwicklung gab und die Gesellschaft heute viel zu komplex ist, um sie mit zwei gegenüberliegenden Polen zu beschreiben. Es bleibt aber immer noch eine effiziente Art politische Standpunkte schnell zu benennen. Mit dieser Einteilung arbeitet man vor allem im europäischen Kulturkreis, die Grundprinzipen sind aber universell.

links mitte rechts

Übrigens: Die „Mitte“ ist nicht eindeutig zu definieren. Inhaltlich lässt sie sich durch ein “sowohl, als auch “ beschreiben. Eine andere Definition wäre aber einfach nur der Durchschnitt der Ansichten aller, was aber einen großen Unterschied machen kann. Wenn z.B. 90% in einem Land Option B einer Option A vorziehen, dann ist die „Mitte“ nach inhaltlicher Ansicht ein Kompromiss aus Lösung A und B. Nach Durchschnitts-Definition wäre die „Mitte“ aber im Prinzip die Option B.

Was ist rechts was ist links? Hier liste ich ein paar Interpretationen und Lösungsansätze auf, mit denen ich aufzeigen will, wie sich heute im 21. Jahrhundert links und rechts unterscheiden. Vor Allem für Personen, die sich wenig für Politik interessieren es oft schwer zu erkennen welche Position „Links“ oder „Rechts“ ist.

Man sollte hier wissen: In Deutschland wird meist ein Kompromiss aus beiden Positionen gebildet und zum Gesetz. Im Parlament sitzen Abgeordnete aus beiden „Richtungen“ und die Regierung muss immer die jeweilige andere Sichtweise berücksichtigen. So ist jedenfalls die Theorie. Die Realität ist Politik…

LinksRechts
Das Hauptziel ist die Gleichheit aller Menschen. Nach linker Sicht bedeutet Gleichheit, dass alle ein gleich hohes Vermögen und Einkommen haben. -> GleichheitDas Hauptziel ist das Wohlergehen des Individuums und der Gruppe. Nach rechter Sicht ist es gerecht, wenn fleißige und intelligentere Menschen mehr haben als andere. -> Gerechtigkeit
Der Staat oder die Gruppe soll das Leben des einzelnen Menschen regeln. Dadurch sollen sich die Menschen richtig verhalten, wodurch es wiederum allen gut gehen soll.Der Mensch soll selbst entscheiden wie er sich verhält. Mit seinem Verhalten darf er aber nicht der Gruppe schaden. Er soll ihr möglichst nutzen. So soll die Gemeinschaft gestärkt bleiben.
Entscheidungen sollen durch möglichst alle Personen einer Gruppe getroffen werden. Dadurch sollen alle Anteil daran haben und das Beste für Alle entschieden werden.Entscheidung sollen durch die Besten Personen in der Gruppe getroffen werden. Ein guter Anführer soll gute Entscheidungen für Alle treffen.
„Die Reichen werden immer Reicher und die Armen immer Ärmer.“ Die Unterschiede wachsen, weil es nach linker Sicht kein Wachstum des Wohlstandes, sondern nur eine andere Verteilung geben kann. Deshalb soll das den Reichen Geld genommen werden, um es den Armen zu geben. Somit sollen dann die Reichen weniger Geld haben und die Armen mehr. Dadurch sollen alle gleich viel haben.Wer Geld verdient hat, weil er eine gute Idee hatte, ein Unternehmen gut geführt hat und fleißig war soll auch ein Vermögen haben. Jeder soll die Chance haben auch reich zu werden und dann zu bleiben. Solange es zur Stärkung des gesamten Wohlstandes der Gemeinschaft/des Volkes beiträgt.
Beispiel: Um die Situation von Arbeitslosen zu verbessern soll höheres Arbeitslosengeld gezahlt werden.
Sie sollen nur arbeiten müssen, wenn Ihnen die Arbeit gefällt.
Beispiel: Durch Förderung der Wirtschaft sollen Arbeitsplätze geschaffen werden (weniger Abgaben, weniger Bürokratie). Arbeitslose sollen jede normale Arbeit annehmen, wenn sie Ihnen angeboten wird.
„Die Nationalstaaten müssen abgeschafft werden, alle Menschen gleich sein können..“


konkret:
Es sollte keine Einschränkungen für Einwanderung geben. Jeder, der nach Deutschland kommen will soll einwandern dürfen und sofort die gleichen Rechte haben wie die Deutschen (Wahlrecht, Recht auf Aufenthalt, Leistungen des Sozialstaats).
„Die Nation soll zentrales Element sein, um die Vielfalt der Völker zu erhalten.“

konkret:
Die Einwanderung sollte auf ein Minimum begrenzt werden.
Es sollte nur erlaubt sein, wenn es dem Aufnahmeland Vorteile, aber keine Nachteile bringt.
Aufnahme aus humanitären Gründen sollte nur für Menschen aus dem gleichen Kulturkreis erlaubt sein.

Stile, Methoden und Ausprägungen

Hier geht es darum, in welcher Art und Weise Organisationen und einzelne Menschen ihre politischen Ziele durchsetzen wollen.

Radikalismus und Extremismus

Mit den Adjektiven radikal und extrem beschreibt eine hohe Steigerung. Im politischen Kontext kennzeichnet man Meinungen und Wünsche, die sehr hart und rücksichtslos sind. Es spielt auch eine Rolle welche Mittel zur Erreichung der Ziele angewendet werden. Vor Allem geht es um politische Ziele, aber auch andere Bereiche (z.B. extrem religiös). Das Gegenteil von radikal und extremistisch ist gemäßigt bzw. moderat. In der deutschen politischen Sprache werden -radikal und -extrem gerne an Worte angehängt: Rechtsradikal, Linksextrem.

„Radikal“ bedeutet, dass Überzeugungen und Ziele grundlegend und ohne Rücksicht auf andere Meinungen formuliert und verfolgt werden. Beispiele: „Allen Millionären soll ihr Geld weggenommen werden.“ „Alle Ausländer sollen das Land verlassen.“ „Alle Menschen sollen nach den Gesetzen der Religion leben.“ „Alle Menschen sollen blaue Hüte tragen!“

„Extrem“ hat die gleiche Bedeutung. Der Unterschied ist, dass Extremisten zur Umsetzung ihrer politischen Ziele auch Gewalt anwenden oder sie zumindest befürworten. Beispiel: „Bedrohung mit Waffengewalt, Verletzung oder Mord, wenn die Menschen sich weigern blaue Hüte zu tragen.“

Die meisten Menschen kennen den genauen Unterschied zwischen radikal und extrem gar nicht und verwenden beides synonym. Das gilt leider auch für die meisten Medien. Oft wird es benutzt, um zu sagen, dass eine Person sehr kontroverse Positionen vertritt.

Welche politischen Positionen radikal sind ist oft schwer zu sagen und wird immer wieder diskutiert. Bei Extremismus gibt es aber eine Gefahr für Menschenleben und die Demokratie. In Deutschland ist es Aufgabe des „Bundesamt für Verfassungsschutz“ bei Organisationen, Vereine oder Parteien einzuschätzen, inwieweit sie die Verfassung (Grundgesetz) gefährden. Auch wird ihr Potenzial für Gewalt eingeschätzt. Wenn sie als eindeutig verfassungsfeindlich eingestuft werden, wird eine Empfehlung weitergegeben diese Vereinigungen zu verbieten. Dieser Inlands-Geheimdienst erstellt einen jährlich aktualisierten Bericht für die Öffentlichkeit.

moderat, radikal und extrem

Populismus

Populismus ist keine politische Ausrichtung, sondern eine Methode, um Wählerstimmen zu werben. Alle Parteien oder Bewegungen benutzen die Methode, mal mehr, mal weniger. Der Begriff ist aber negativ besetzt, deshalb werfen politische Gruppen/Parteien meist den anderen vor „populistisch“ zu sein. Ich erkläre es an 3 Aspekten:

  1. Vom Konflikt „Volk vs. Eliten“ sprechen
    Der Begriff Populismus kommt vom griechischen „populus“ = „Volk“. Populisten sagen, dass es einen starken Gegensatz zwischen dem „Volk“ und den „Eliten“ gibt. Die Eliten sind dabei die sozial und finanziell besser höherstehenden, die Macht und Einfluss haben (in Wirtschaft, Politik und Medien). Das Volk sind dabei die Mehrheit, die normalen oder armen Leute. Sie sagen, dass die Eliten eine ganz andere Meinung und Interessen als das  Volkes haben und diese mit ihrer Macht durchsetzen, und dabei die Interessen des Volkes ignorieren. Populisten stellen sich dabei als diejenigen dar, die die Interessen des Volkes vertreten und dabei den Kampf mit den Eliten aufnehmen. Der Gegensatz zwischen den Interessen von Volk und Elite wird mit einer Abgehobenheit (kennen Leben der einfachen Leute nicht), mit Geldgier (nutzen Macht für Geld) oder Machtkreisen (man bleibt unter sich) erklärt.
    Beispiele: „Politiker in Deutschland kümmern sich mehr um Flüchtlinge als um Deutsche!“ , „Unternehmer denken nur an Profit und beuten ihre Angestellten immer aus!“, “ Alle Politiker sind korrupt – Sie wollen die die Probleme der Menschen nicht lösen!“
  2. Vereinfachung von Problemen, Ursachen und Lösungen
    Populisten präsentieren für komplizierte Themen einfache, schnelle und leicht verständliche Lösungen. Auf den ersten Blick wirkt es logisch, aber wegen der Vereinfachung werden viele Aspekte weggelassen. Die einfachste Art die Ursache für ein Problem zu präsentieren ist es einem Menschen, einer Gruppe etc. die dafür Schuld zuzuweisen (z.B. „Ausländer“ oder „Reiche“). Diese werden dann auch pauschalisiert und negativ dargestellt. Es wird suggeriert, dass das Problem gelöst wird, wenn man gegen diese Gruppe vorgeht („Wenn weniger Ausländer ins Land gelassen werden gibt es weniger Kriminalität“, „wenn wir den Reichen das Geld wegnehmen, dann verschwindet die Armut in der Welt“). Es wird also nicht nur eine einfache Ursache, sondern auch eine einfache Lösung präsentiert. Auch wenn das Thema in der Realität viel komplexer ist. Einfache Antworten sind einfach leichter verständlich und eingehender.
    Beispiele: „Reiche Menschen und Konzerne sind Schuld an der Armut der Welt!“,
    „Es gibt islamistischen Terrorismus in Europa, weil es so viele muslimische Einwanderer gibt.“,
    „Wenn keine Waffen mehr exportiert werden, dann wird es Kriege auf der Welt geben.“
  3. Stimmungen in der Bevölkerung aufgreifen und verstärken
    Populisten greifen eine gewisse Stimmung in der Bevölkerung auf und machen es „begreifbar“. Dabei ist das Gefühl der Menschen wichtig. Menschen nehmen wahr, dass etwas falsch läuft. Dass etwas ungerecht ist oder dass es Gefahren gibt. Beim Populismus werden für diese unbestimmten Gefühle leicht verständliche Erklärungen und Lösungsvorschläge angeboten.
    Beispiele: „Du siehst in den Nachrichten so viele Nachrichten über Krieg: Das ist die Schuld von böswilligen Mächten im Hintergrund!“ „Probleme werden nicht gelöst, weil die Regierung es nicht will!“

Wer sind Populisten in Deutschland?

„populistisch“ ist ein Begriff mit negativen Klang. Er wird meist benutzt, um anderen (politische Konkurrenten) vorzuwerfen, dass sie „Vereinfacher“ sind und falsche Lösungen haben. Der Begriff ist dadurch bekannt geworden, weil die AfD als Partei so benannt wurde. Vorher wurde er nicht häufig gebraucht. Die Partei war neu und man wusste noch nicht so richtig sie einzuordnen. Dadurch wird es meist mit Rechtspopulismus in Verbindung gebracht. Wie bereits am Anfang gesagt ist es aber eine Methode in der Politik. Sie wird nicht von bestimmten Richtungen benutzt, sondern von einigen Parteien mehr und leichter erkennbar, und von anderen Parteien weniger.

Beispiel Linkspopulismus:„Die Konzerne regieren die Welt! Die kleinen Leute haben keinen Einfluss.“(Verstärkung von Gefühlen)
Beispiel Rechtspopulismus:„Die Einwanderer aus armen Ländern kommen nur nach Deutschland, um Sozialleistungen zu erhalten“(Vereinfachung)
Beispiel Ökopopulismus: „Die Industrie verdient mit Umweltverschmutzung ihr Geld und nimmt Einfluss auf die Gesetze“ (Volk versus Eliten)

Zusammensetzen der Worte

Oft reicht kein einzelnes Wort aus, um die Realität zu beschreiben. Man kombiniert Begriffe, um zu beschreiben was genau gemeint ist.

Steigerung

Wenn etwas moderat, oder gemäßigt ist, dann braucht man kein Zusatz-Wort. Radikal oder extrem werden oft mit links oder rechts verknüpft, um zu zeigen wie stark die Ausprägung ist. Manchmal wird als noch weitere Steigerung „ultra-“ genutzt. Praktisch gibt es aber keinen Unterschied zu „extrem“.

links, mitte, rechts kombiniert mit radikal und extrem
Die Kombination von „links“, „rechts“ und „radikal“ und „extrem“

Die Bezeichnungen „radikal“ und „extrem“ werden von den Vertretern dieser Haltungen meistens abgelehnt.

Veränderungen in der Zeit

Politiken und Strömungen verändern sich mit der Zeit. Wenn sich die Gesellschaft ändert, ändern sich auch die Themen, die wichtig werden. Das beste Beispiel ist die Sozialdemokratie, die sich entwickelt hat, um die Lebensbedingungen der Arbeiter im 19. Jahrhundert zu verbessern. Früher ging es um die Einführung von Urlaubstagen und Schutz vor gefährlicher Arbeit und willkürlichen Entlassungen. Heute haben Arbeiter in Deutschland dagegen Rechte, von denen die Sozialdemokraten vor 150 Jahren nie geträumt hätten. Sie waren so erfolgreich, dass sie sich „neue Probleme suchen“ mussten. Wie Menschen in ihrem Leben entwickeln aber auch politische Strömungen neue Interessen, Kernthemen oder Stile und Methoden. Um das unterscheiden zu können benutzt man Vorsilben wie „alt“, „neu“ oder „neo“. Speziell die Vorsilbe „neo“ bezieht sich darauf, dass es so etwas wie eine Neuerfindung oder Wiederbelebung ist. Siehe dazu „neoliberal“ (oben). Mit neoliberal ist der Wirtschaftsliberalismus gemeint, der vor Allem in den 1980ern bis 2010ern aufgekommen ist (so sehen es jedenfalls die Gegner dieser Politik).

Kombination

Die politischen Strömungen beziehen sich meistens auch nur auf einen Aspekt der menschlichen Gesellschaft. Wenn jemand z.B. konservativ eingestellt ist, dann kann man mit den Worten „National“ oder „liberal“ die Einstellungen noch genauer beschreiben. Aus den obigen Ausrichtungen werden oft Kombinationen gebildet. Theoretisch kann man alles beliebig kombinieren. Aber nur ein Teil wird wirklich benutzt und eine eigene Bedeutung bzw. Sinn.

Gängige Beispiele sind:

links-liberal
Denkweise, die im Bezug auf die Wirtschaft links ist (Gleichheit, gleiche Verteilung) und im Bezug auf die Gesellschaft liberal (Vorrang des Individuums vor der Gemeinschaft)

rechts-konservativ
Denkweise, die vor Allem auf die Bewahrung und die Funktion der Gemeinschaft fokussiert ist, wobei in der Wirtschaft meist die Freiheit für den Einzelnen wichtig ist.

Es gibt noch viele andere mehr wie liberal-konservativ, links-national (in Deutschland aber wenig verbreitet) oder rechts-national. Das alles aufzulisten führt hier aber zu weit…


Beim Zusammensetzen der Begriffe spielen auch oft die Farben der Parteien eine Rolle. Dazu aber mehr im entsprechenden Beitrag.

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Deutschland für Anfänger Sprache

Nachnamen in Deutschland

Hier werde ich über Nachnamen in Deutschland schreiben. Dass das interessant sein kann habe ich mehrere Male bemerkt.  Zum Beispiel, als mir ein Freund aus Äthiopien gesagt hat, dass er sich immer fragt welche Eigenschaften die Vorfahren einer Person mit dem Namen „Stein“ gehabt haben müssen. Oder als ich mit einem Portugiesen über die Regelungen in Deutschland gesprochen habe, die sich ja von Portugal oder Spanien, wo man ja mit 2 Nachnamen arbeitet, unterscheiden. Oder aber als ich von einem Syrer erfahren habe, dass es in arabischen Ländern üblich ist, dass bei einer Heirat die Frau ihren Namen behält, die Kinder aber den Nachnamen des Vaters erhalten. Oder mit einer Koreanerin über das Voranstellen des Nachnamens, was in Deutschland in einer Region vom Dialekt her auch existiert. Weil ich also gemerkt habe, dass es auf der Welt ganz unterschiedliche Konzepte gibt möchte ich hier einen Überblick verschaffen.

Allgemeines

Ganz allgemein wird zwischen Vor- und Nachnamen unterschieden. 

Robert Behrendt -> Robert ist der Vorname, Behrendt der Nachname

Den Nachnamen erbt man von den Eltern. Der Vorname wird von den Erziehungsberechtigten ausgesucht. Bei beiden gibt es in Deutschland genaue Gesetze.

Sie sind auch sehr festgelegt. Namen kann man in Deutschland nicht so einfach ändern. Es muss bei der staatlichen Verwaltung beantragt werden und wird nur in Ausnahmefällen genehmigt. Bei Nachnamen zum Beispiel wenn sie sehr anstößig oder lächerlich klingen (Zum Beispiel „Fick“), Oder wenn sie extrem lang und schwierig auszusprechen und zu schreiben sind. Manchmal auch wenn sie sehr leicht verwechselt werden können.

Herkunft der Familiennamen in Deutschland

Die Nachnamen stammen meistens aus dem Mittelalter. Bis vor etwa 500 bis 800 Jahren gab es praktisch nur die Vornamen. Die Personen wurden meist mit ihrem Beruf (Bauer, Fischer, Müller), einer persönlichen Eigenschaft (klein, groß, schön, alt, braunhaarig), ihrem Wohnort (am Bach, am Berg) und Anderem näher benannt. Ab dem Mittelalter wurden diese Nachnamen aber langsam festgeschrieben, also in Dokumenten vermerkt und an die Kinder vererbt. Schon seit langer Zeit gibt es sehr viele slawische Namen, also von Vorfahren aus Ost-Mittel- und Osteuropa. Das sind Namen wie Nowak oder Kowalski, die man vor Allem daran erkennt, dass sie sehr kompliziert zu schreiben sind, In den letzten hundert Jahren sind natürlich Namen aus Europa und seiner Nachbarschaft, also italienische, türkische, französische, griechische Namen dazugekommen. In Zukunft wird wohl auch der Anteil an arabischen, persischen und afrikanischen Nachnahmen an Bedeutung gewinnen.


Berufe

Mit der Festschreibung der Nachnamen wurden typische Berufe aus früher Zeit konserviert. Seit der Industrialisierung gibt es viele Berufe aber gar nicht mehr. So zum Beispiel „Böttcher“ oder „Köhler“. Andere kennt man noch – obwohl es nicht mehr viele gibt (z.B. „Schmidt“). Wieder andere sind sind zeitlos (z.B. „Koch“).

„Der Fassbinder“ von Christoph Weigel, 1698
NameBedeutung (von vergessenen Berufen)
Müller
Schmidt
Schneider
Bauer
Fischer
Koch
Böttcher, Schäffler, FassbinderHandwerker, die Fässer bauten
KöhlerHersteller von Holzkohle
Vogt, Meier, Schulz, ScholzVerwalter, Beamte
Beispiele von Nachnamen, die auf Berufen basieren

Persönliche Eigenschaften

Um Menschen zu beschreiben, beschreibt man auch deren Körper. Auch wenn die Nachfahren dieser Menschen ganz anders aussehen, sind diese Namen sehr verbreitet.

NameBedeutung
Groß, Lang, Langebesonders große Körpergröße
Kleinkleine Körpergröße
Jung
Altman kann nur vermuten, dass die Person sehr alt ausgesehen hat
Schwarz, Braun, Krausehier waren üblicherweise die Haare gemeint
(sehr dunkles, braunes oder krauses Haar)
stark
Beispiele von Nachnamen, die auf Körpereigenschaften basieren

Wohnstätten, Wohnort

Namen, die auf den Ort hinweisen, wo die Leute gewohnt haben. Das hat man vor Allem gemacht, weil der Beruf Bauer war so häufig war. Deshalb hat man zur besseren Unterscheidung der Leute einfach den Wohnort angegeben. Wer an einem Bach gewohnt hat wurde so „Bachmann“ genannt.

NameBedeutung
Berg, Bergeram Berg
Steinauch Berg/Felsen. Stein ist ein anderes Wort für einen Felsen
Becker / Bachan einem Bach wohnend
(Bäcker mit „ä“ kommt meist vom Beruf,
Becker mit „e“ vom Wort Bach/oder auch „Beck“)
Beispiele von Nachnamen, die auf dem Wohnorten eines Vorfahren beruhen
Wer hier wohnt, „wohnt am Berg“ und kann als „Berger“ bezeichnet werden.
Wer hier wohnt, wohnt „am Bach“ und kann als „Bachmann“ bezeichnet werden.

Vornamen als Nachnamen

Es sind auch einige Vornamen auch zu Nachnamen geworden. Damit wurde die Person als der Sohn des „…“ benannt.

„Behrendt“ ist z.B. eine Ableitung des Vornamen „Bernard“. Bernard ist aber eigentlich ein Vorname. (die Bedeutung des Vornamens ist: „Hart/stark wie ein Bär“.)

Herkunft einer Person

NameBedeutung
Pohlmannaus Polen
Böhmaus Böhmen
Frankeaus Franken
Deutschmannein Deutscher
Beispiele von Nachnamen, die auf der Herkunft eines Vorfahren beruhen

Slawische Namen

Durch die enge Verbindung in en ostmitteleuropäischen Raum (vor Allem heutiges Polen) gibt es auch schon seit Jahrhunderten viele slawische Namen. Ca. 8-9% der Familiennamen in Deutschland haben einen slawischen Ursprung. Sie enden üblicherweise mit -ak, -ow oder -ski.

Beispiele: Nowak, Noack, Pietsch, Koslowski, Kowalski, Lewandowski

Hugenotten-Namen (französisch)

Hugenotten waren französische Protestanten, die durch die Katholiken in Frankreich vertrieben wurden. Das war vor etwa 300 Jahren. Sie haben in vielen protestantischen Gegenden Europas, auch in den protestantischen Ländern Deutschlands eine neue Heimat gefunden.

Beispiele: Dumont, Boué, Godeffroy, de Maizière, Sarrazin

Einwanderung der letzten 70 Jahre

Aus der Einwanderung des 20. Jahrhunderts stammen viele türkische Namen. „Yilmaz“, „Öztürk“ oder „Erdogan“ zum Beispiel kommen auch in Deutschland relativ oft vor. Bei etwa 3 Millionen Türken und türkeistämmigen Deutschen kann man von etwa 3 – 3,5% türkischen bzw. kurdischen Familiennamen ausgehen. Daneben gibt es noch nennenswerte Zahlen von italienischen, griechischen, spanischen und englisch-amerikanischen Familiennamen.

Spezialfall: Adelsnamen

Der Adel war lange Zeit die weltliche gesellschaftliche Führungsschicht in Deutschland. Es gab Adelstitel, die aus bestimmten Funktionen entstanden sind, wie z.B. „Graf“, „Freiherr“ oder „Ritter“. Die Titel sind später vererbt worden. Mit dem „von“ oder „zu“ wird meistens der Herkunftsort der Familie angezeigt.
Seit dem Ende der Monarchie in Deutschland 1919 haben die Mitglieder des Adels keine Privilegien mehr. Die Adelstitel und -Namen, die vorher Rang und Stellung anzeigten wurden einfach zu festen Nachnamen.

Paul „von Hindenburg“
Otto „von Bismarck“
Ursula „von der Leyen

Es gibt aber eine Besonderheit. Bei den Adelstiteln gibt es die Ausnahme, dass die männliche und weibliche Form weiterhin verwendet werden darf.

Mann -> „Freiherr von…“ | „Graf von…“
Frau -> „Freifrau von…“ | „Gräfin von…“

Das jemand einen Adelsnamen hat zeigt heute also nur etwas aus der Historie der Familie. Rechtlich ist jemand mit einem adeligen Namen ein ganz normaler Bürger.

Denkmal Valentin Becker

Denkmal für Valentin Becker. Jetzt weiß der Leser woher „Becker“ kommt.

Regeln für Familiennamen beim Heiraten

Bei der Heirat ist der klassische Fall, dass die Frau den Nachnamen des Mannes annimmt. Das ist auch die jahrhundertealte Tradition, die bis in die 1960er/1970er Jahre gesetzlich vorgeschrieben war. Heute kann man sich aussuchen, ob ein Partner den Namen des Anderen annimmt, oder ob beide ihren eigenen Nachnamen behalten. Einer der beiden Partner kann auch einen Doppelnamen tragen. Nach einer Scheidung hat man in der Regel das Recht seinen alten Namen wieder anzunehmen. Eigenkreationen, also Mischungen von Namen sind nicht erlaubt. Für Ausländer, die in Deutschland leben kann bei Heirat auch das Namensrecht des Heimat-Staates angewandt werden.

Wenn zum Beispiel Martin Müller und Anne Schmidt heiraten, haben sie nach deutschem Recht folgende Möglichkeiten:

Variante (nach Häufigkeit)Namen nach der HochzeitHäufigkeit (2016)
1. die Frau nimmt Namen des Mannes anMartin Müller + Anne Müller74%
2. beide behalten ihren NamenMartin Müller + Anne Schmidt12%
3. ein Ehepartner
(meistens die Frau)
nimmt einen Doppelnamen an
Martin Müller + Anne Schmidt-Müller
oder
Martin Schmidt-Müller + Anne Schmidt
8%
4. der Mann nimmt Namen der Frau anMartin Schmidt + Anne Schmidt6%

Dreifachnamen sind übrigens nicht möglich! Das hat das Bundesverfassungsgericht am 5. Mai 2009 festgelegt. Man kann also nicht durch mehrere Ehen „Namen sammeln“ und dann z.B. „Schmidt-Müller-Stein“ heißen.

Beispiel einer bekannten Person
Angela Kasner wurde 1954 geboren. 1974 heiratete sie Ulrich Merkel. Sie änderte ihren Namen auf Angela Merkel. 1981 ließen sie sich scheiden, Angela Merkel behielt aber den angenommenen Ehenamen. 1998 hat sie Joachim Sauer geheiratet. Sie behielten aber beide Ihre jeweiligen Namen und sind nun das Ehepaar Angela Merkel und Joachim Sauer.


Geschichtliche Entwicklung Ehenamensrecht (für besonders Interessierte Leser)

Am Ende des 19. Jahrhunderts, im Kaiserreich 1875 wurde die Zivilehe eingeführt. Seit diesem Zeitpunkt kann man von allgemeinen Regeln in ganz Deutschland sprechen. Mit dem BGB von 1896 war zum gesetzlich geregelt, dass (der Tradition entsprechend) der Name des Mannes bei Eheschließung automatisch der Familienname wird.

Eine Änderung daran gab es 1966 in Ostdeutschland (DDR) und ab 1976 auch in Westdeutschland (BRD):
Entweder der Name des Mannes oder der Frau wurden zum Familiennamen bestimmt, den auch die Kinder bekommen. Wenn es gewünscht war konnte einer der beiden Ehepartner seinen bisherigen dem neuen Ehenamen verbinden. Doppelname, z.B Schmidt-Müller. Dass beide ihren Namen behalten war aber nicht möglich. Zu beachten ist, dass die Gesetze in den beiden deutschen Staaten mit 10 Jahren Unterschied geändert wurden. Bei der Gleichstellung der Frau war das sozialistische Ostdeutschland schneller als das freiheitliche Westdeutschland.

1991 wurde im wiedervereinigten Deutschland beschlossen, dass beide auch ihre eigenen Namen behalten durften. Auch war damit ein Doppelname für beide Personen möglich. Schon 1993 wurde aber die Möglichkeit der gemeinsamen Doppelnamen für Verheiratete und auch für Kinder wieder zurückgenommen.
Seit 1993 gelten die oben genannten Regeln.


Weitergabe der Familiennamen bei Kindern

Wenn die Eltern verheiratet sind: In einer Ehe kann ein Familienname bestimmt werden. Diesen erhalten auch die Kinder. Wenn es keinen vorher bestimmten Familiennamen gibt, wird einer der Namen der Eltern gewählt.

Wenn die Eltern nicht verheiratet sind: Bei Kindern, die nicht in einer Ehe geboren werden erhalten die Kinder normalerweise den Namen der Mutter. Das Kind kann aber auch den Namen des Vaters annehmen, wenn beide Eltern das Sorgerecht haben.

Ein Doppelname kann nicht an die Kinder weitergegeben werden. Das war nur in einer Zeit von 1991 bis 1993 möglich. Lena Meyer-Landrut, die für Deutschland den Eurovision Song Contest 2010 gewonnen hat ist einer dieser Ausnahmen, sie ist 1991 geboren und hat den Doppelnamen von ihrem Vater.

Anne und Martin bekommen eine Tochter, Leonie. Je nachdem wie die Eltern heißen gibt es folgende Möglichkeiten für Leonies Nachnamen:

Name der ElternName der Tochter
Anne Schmidt und Martin Schmidt Leonie Schmidt
Anne Schmidt und Martin Schmidt-Müller Leonie Schmidt
Anne Schmidt und Martin Müller
(egal ob Anne und Martin verheiratet sind oder nicht)
Leonie Schmidt
oder
Leonie Müller
Karl Schmidt

Herr Schmidt hat nicht den Beruf seines mittelalterlichen Vorfahren gewählt.

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