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Deutschland für Anfänger Politik und Gesellschaft

Schrebergarten-Phänomen

Schrebergärten“ oder „Kleingärten“ sind für manche Ausländer, aber besonders für nichteuropäische erklärungsbedürftig. Davon habe ich nicht nur gelesen, sondern diese Erfahrung auch persönlich gemacht.

Scheinbar ist es für Beobachter von außen nicht ganz klar, ob es dauerhaft bewohnte kleine Häuser sind oder etwas anderes. Dabei sind keine Wohnungen für Arme und auch nicht einfach Wochenendhäuser. Es steht dahinter ein Phänomen, dass es Mitteleuropa weit verbreitet ist.

Entwicklung

Um sie zu verstehen muss man in die Vergangenheit gehen. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert, zur Zeit der Industrialisierung, zogen viele Leute vom Land in die Städte. Diese waren vom schnellen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum geprägt. Überall entstanden neue Fabriken, die aber das Leben in den Städten schmutzig und unangenehm machten. Zumindest in den Vierteln der Arbeiter. Die Massen von Fabrikarbeitern wollten frische Luft, konnten sich aber keinen Urlaub leisten. Bis auf die Sonn- und Feiertage hatten sie gar keine freien Tage. Die Leute waren auf ihre engen Stadtwohnungen beschränkt. Außerdem wuchs die Bevölkerung sehr stark – das führte auch zu großer Armut. Die Ernährung der Armen war ein Thema.

Die Lösung waren kleine Gärten, in denen man sich erholen konnte und auch Obst und Gemüse für die eigene Ernährung anbauen konnte. Dafür musste nur eine geringe Miete (Pacht) bezahlt werden. Die einzelnen Gärten waren wie heute noch umzäunt und nebeneinander gestellt. Auf dem Grundstück befinden sich meist kleine Häuschen („Lauben“). Die Kleingärtner organisierten sich in Vereinen. Die Kleingartenanlagen entstanden am Stadtrand. Später, durch das Wachstum der Städte wurden einige aber auch von ihr umschlossen.

Diese „Kolonien“ oder „Siedlungen“ waren viele nebeneinander liegende Gartenparzellen, mit gleicher Größe, Form und das Ganze war organisiert (in Vereinen). Sie passten also zur Moderne bzw. zur Industrialisierung. Man ist in der Masse aufgegangen – das war eine Entwicklung der Zeit. Gleichzeitig aber auch eine Art Gegenbewegung. Man hat ein Stück gesundes Landleben in der Industriestadt bekommen.

In der Mitte des 20. Jahrhunderts waren sie auch noch mal wichtig. Vor Allem nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Wohnungen knapp waren, durch Zuzug und Zerstörung, wurden manche Gärten auch dauerhaft genutzt. Die Phase des Wiederaufbaus war von großen Gebäuden für viele Bewohner geprägt. Auch da gab es ein Bedürfnis nach ein wenig Natur in der Großstadt…

Mit der Entwicklung der Wirtschaft/Gesellschaft und erweiterten Möglichkeiten wurden die Satzungen der Vereine immer wichtiger, denn mit der Individualisierung bestand auch die Gefahr, dass jeder sein eigenes Ding macht. Durch den Verlust der Gleichheit bestand die Gefahr, dass der Charakter der Siedlungen verloren geht. Dadurch werden die Satzungen streng durchgesetzt. Es mutet heute manchmal absurd kleinlich an die ganzen Regelungen durchzusetzen und aufrecht zu erhalten – Höhe von Hecken (damit man sich nicht abschottet…) und der Zwang Gemüse anzubauen (um den Charakter zu halten).

Die Bezeichnung „Schreber“-Gärten und andere Namen

„Schreber-“ kommt vom einem Arzt aus Leipzig, „Moritz Schreber“. Der hat Mitte des 19. Jahrhunderts eigentlich allgemein mit körperlicher Betätigung im Sinne der Gesundheit zu tun gehabt. Erst nach seinem Tod entwickelte sich aus seinen Ideen das Konzept des Schrebergartens. Kleingärten etc. Auch manchmal Datscha?

Gartenlaube -> das Haus darauf, manchmal aber auch Synonym zum Kleingarten.

Regeln

  • Kleingärten werden üblicherweise verpachtet und nicht verkauft.
  • man muss in einen Kleingartenverein eintreten. Dieser stellt Regeln auf
  • Man darf nicht dauerhaft darin wohnen.
  • Es gibt genaue Vorschriften wie groß das Garten-Haus ist, das man bauen darf.
  • auch ist oft vorgegeben wie viel Fläche mindestens mit Gemüse angepflanzt werden darf. Auch die Höhe der Hecken ist streng geregelt.

Manche Siedlungen haben sich gewandelt. Die Leute haben (trotz Verbot) ihre Häuser immer mehr ausgebaut, so dass sie eigentlich kleine Wohnhäuser sind.

Besonderheiten

Manchmal liegen sie dort wo man überhaupt keine Entspannung vermuten würde: direkt an Bahngleisen oder Schnell-Straßen etc. Ich vermute der Grund der Platzmangel in den Städten.

Mit Fahnenmasten kann man sich ausdrücken. So sieht man Deutschland-Fahnen oder andere Fahnen mit denen die Leute sich verbunden fühlen.

Bedrohungen der Kleingarten-Kultur

Als die bestehenden Kleingärten-Kolonien vor Jahrzehnten gegründet wurden lagen sie meist am Stadtrand. Die Städte sind oft um sie „herumgewachsen“ und liegen oft innerhalb der bebauten Flächen. Siedlungen in solchen Lagen sind heute oft begehrtes Bauland.

Früher, als Lebensmittel gemessen am Einkommen noch teurer waren hat das Selbst-Anbauen von Gemüse einen Vorteil gebracht. Heute kann man allerdings jedes Gemüse zu günstigen Preisen im Supermarkt kaufen. Auch ohne Gartenarbeit. Das Anbauen von eigenen Lebensmitteln ist heute also nicht mehr nötig, sondern ein Hobby. Es geht hauptsächlich um Erholung in den Gärten. Dadurch geht in manchen Regionen etwas von der ursprünglichen Kleingarten-Kultur verloren.

Allerdings muss man dabei bedenken, dass diese Kleingarten-Kultur eng mit der beschriebenen Industrialisierung verbunden ist. Die Kleingärten sind also ein Phänomen, das sich langsam wandelt.

Wie viele gibt es?

Es gibt in Deutschland fast 1 Million Kleingärten. In Ostdeutschland sind sie auf die Einwohnerzahl gerechnet aber 3 Mal so häufig wie in Westdeutschland. Das hat historische Gründe. Während der Teilung Deutschlands in zwei Staaten wurden in der DDR viele Wohnblöcke gebaut und für deren Einwohner wurden auch gleich Kleingarten-Kolonien angelegt. In den neuen Bundesländern gibt es rund 500 000 Gärten. In den alten Bundesländern genauso viele, obwohl dreimal so viele Menschen dort leben.

Weitere Infos:

https://www.gartenhaus-gmbh.de/magazin/schrebergarten-die-10-wichtigsten-zahlen-und-fakten/

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Deutschland für Anfänger Sprache

Kleines Lexikon der Beleidigungen

Beleidigungen oder Schimpfwörter – das sind oft die ersten Worte, die man in einer Sprache lernt. Ich bin nicht weit von der deutsch-polnischen Grenze aufgewachsen. Die ersten Worte, die ich auf polnisch gelernt habe waren „Kurwa“ und „spir dalay“. Mit einem türkischen Freund habe ich darüber diskutiert welche Gruppen unter „Kanaken“ bezeichnet werden. Nur Türken, oder auch Araber bzw. Perser?

Hier möchte ich ein paar geläufige Schimpfwörter bzw. Beleidigungen aufschreiben. Ich selbst benutze so gut wie keine davon. Ich kenne sie aber und schreibe die Wörter ohne Beschönigungen auf.

Stellt euch vor: Eine Französin, eine Dänin, ein Araber und ein Deutscher sitzen zusammen und tauschen sich über Beleidigungen aus. So bin ich einen Entwurf für dieses Lexikon durchgegangen. Erwachsene Leute haben kein Problem darüber zu sprechen.

Die Worte sind immer Kontextabhängig. Es gibt welche, die nach dem Wörterbuch neutral sind. Je nach Situation haben sie aber eine abwertende Bedeutung.

Diese Aufzählung ist rein wissenschaftlich und bildet nur die Realität ab.
Sie wird von mir subjektiv kommentiert und bewertet.

Diese Einteilung (Skala) zeigt den „negativen Respekt“ an.

Schwach Kann man mal benutzen. Ist in der Öffentlichkeit nicht als persönlich zu sehen.
MittelSchon böse. Menschen könnten daraufhin aggressiv werden.
StarkJe nachdem wer es hört kann das großen Ärger geben…

Beleidigungen von Personen bezogen auf:

Beleidigungen lassen sich in Kategorien einteilen. Übrigens: Ich verwende immer die männliche Form. Es gibt oft nur eine männliche Form des Wortes.

kognitive Fähigkeiten

„Idiot“Man kennt es in vielen Sprachen. Idiotie war ursprünglich ein medizinische Diagnose für Leute mit Denkstörungen. Heute benutzt, um jemanden als dumm zu beleidigen.
„Depp“Wie Idiot, aber etwas schwächer. Mit ironischem Unterton kann man auch einem Freund sagen „Du bist ein Depp!“, wenn man ehrlich sagen möchte, dass er etwas dummes getan hat.
„Trottel“Betont, dass jemand ungeschickt ist und Fehler macht.
„Hirni“
„Knallkopf“, „Knaller“im Sinne von „sehr auffällig dumm“. Knaller kann auch ironisch positiv sein.
„Heini“

soziale Gruppe

Wort/Varianten Info
„Horst“, „Vollhorst“Bezieht sich auf den Vornamen „Horst“, der aus der Mode gekommen ist.
„Bauer“(dieses Wort kann neutral oder als Beleidigung genutzt werden). Bezieht sich auf den Beruf Bauer oder Landwirt. Wird im Bezug darauf genutzt, dass Menschen aus ländlichen Gebieten ungebildet seien.
„Proll“, „Prolet“Von „Proletarier“, bezieht sich auch auf soziale Gruppen, denen man unterstellt sie seien ungebildet. Anders als beim „Bauer“ hat der Begriff seinen Ursprung bei einfachen Arbeitern (in der Stadt).
„Bonze“Genutzt für Menschen in höheren Positionen, um sie als arrogant und weit entfernt vom einfachen Menschen darzustellen. Z.B. „Parteibonze“
„Schnösel“Ähnlich wie „Bonze“. Aber eher für einen selbstgefälligen, reichen, arroganten Menschen. In anderen Sprachen: Google übersetzt es ins Englische als „prig“
„Penner“Das klassische Schimpfwort für obdachlose Menschen. Von „pennen“, einem umgangssprachlichen Begriff für schlafen. Ein Penner ist jemand, der auf der Straße pennt/schläft. In anderen Sprachen: Google übersetzt es ins Englische als „jerk“
„Hartzer“Ein dauerhaft Arbeitsloser. Meist im Kontext von ungebildeten Leuten, die zuhause sitzen, evtl. tagsüber trinken und rauchen. Kommt von „Hartz4“, dem umgangssprachlichen Begriff für das Arbeitslosengeld 2, welches Langzeitarbeitslose zur Unterstützung bekommen. „Einen auf Hartz IV machen“ ist die abfällige Umgangssprache für „Von Hartz 4 leben“. Kann aber auch selbstironisch genutzt werden.

sonstige Eigenschaften

Wort/Varianten Info
„Weichei“Wie ein weiches Ei… D.h. schwach, ängstlich, also jemand der sich etwas nicht traut. Man kann jemanden sagen „Du bist ein Weichei!“ wenn man jemanden dazu bringen möchte sich etwas zu trauen.
„Pussy“auch jemand „weiches“. Weich wie eine Frau, oder besonders weiche Frau
„Muttersöhnchen“Jemand Unselbstständiges. Jemand, der davon abhängig davon ist was die Mutter sagt. Gilt für Kinder und auch für erwachsene (Männer).
„Alki“Kurzform und Umgangssprache für „Alkoholiker“. Bei unteren soziale Schichten genutzt.
„Suffkopp“, „Suffi“Wie „Alki“, aber nicht in allen Regionen genutzter Ausdruck. Bezieht sich auf „Saufen“ als vulgäres Wort für „(Alkohol) trinken“. Aus dem hochdeutschen Sauf-Kopf (was niemand nutzt) wird Suff-Kopp.
„Schisser“Jemand, der besonders viel Angst hat. (Jemand, der sich vor Angst „in die Hose scheisst“)
„Bastard“Ursprünglich ein unehelich geborenener Sohn. Diese eigentliche Bedeutung spielt heute keine Rolle, denn in der deutschen Mehrheitsgesellschaft sind Kinder, die nicht in einer Ehe geboren wurden nichts moralisch Verwerfliches mehr wie noch vor vielen Jahren. Das Wort wird aber noch benutzt, weil es mit „minderwertig, verkommen, ehrenlos“ verbunden wird.

Vergleiche mit Tieren

Wort/Varianten Info
„Schwein“, „Sau“Auch als Beleidigung genutzt. Geht auf das Klischee zurück, das Schweine sehr unsauber sind (Was aber tatsächlich nicht stimmt). Mit einer Verbindung mit Schwein oder Sau (weibliches Schwein) damit kann man aus einem neutralen Begriff eine Beleidigung machen: „Bayern-Schweine“ (Fussball, FC Bayern), „Schweine-System“ (meist von Linksextremisten gebraucht)
„Kuh“„Kuh“ als schwerfälliges Tier wird auch als Schimpfwort für Frauen benutzt. Oft wird es dann von Frauen für andere Frauen benutzt.
„Affe“Wenn man jemand als „leicht Verrückten“ bezeichnen möchte. Kann auch rassistisch genutzt werden, um jemanden zu entmenschlichen.
„Ratte“Um Jemanden als hinterlistig und schmutzig zu beleidigen.
„Ungeziefer“für Gruppen
„Bulle“Beleidigung und abfälliges Wort für Polizisten. Im Englischen „cop“ oder „pig“
„Hund“Vorrangig durch türkisch/arabische Migranten benutzt. „Du Hund!“
(falsche) „Schlange“eine hinterlistige Frau
„Brillenschlange“hauptsächlich durch Kinder benutzt, um andere Kinder abzuwerten, die eine Brille tragen
(Köter)„Köter“ ist eine „Beleidigung“ für Hunde. Für Menschen wird sie üblicherweise nicht genutzt.

Sau-…, aber auch Schweine-… sind Verstärker, also positiv oder negativ (saugeil, saugut, schweinekalt, saukalt)

Sexualität

Wort/Varianten Info
„Wichser“
„Schlampe“, „Nutte“, Hure
„Hurensohn“
„Fotze“abfällige Bezeichnung für das primäre weibliche Geschlechtsorgan, das auch als starkes Beleidigung für die ganze Frau genutzt wird.
„Tunte“, „Homo“, „schwul“verliert langsam beleidigenden Charakter
„Schwuchtel“abfällige Bezeichnung für Schwule/ homosexuelle Männer. Wird allerdings oft auch für nicht-homosexuelle Männer benutzt und hat eine ähnliche Bedeutung wie „Weichei“ oder „Pussy“
„Arschficker“besonders abfällige Bezeichnung für Schwule/ homosexuelle Männer.

Schmutz / Fäkalien

Wort/Varianten Info
„Arsch“, „Arschloch“eine häufig benutzte Standard-Beleidigung, die auf den Vergleich mit dem „schmutzigsten“ Körperteil abziehlt
Scheiße, bzw. Scheiß-„…“Als direkte Beleidigung nutzt man Stück, also: „Du Stück Scheiße!“. Man nutzt es auch als Adjektiv, also „Du bist scheiße!“ oder „XY ist scheiße“. Man kann auch etwas beliebiges als „Scheiß-…“ bezeichnen. Oft auch als Zusammensetzung mit normalen Worten. Beispiel 1: „Auto“ ist ein neutrales Wort. Mit „Scheiß-Auto“ drückt man aus, dass es ein schlechtes Auto ist. Beispiel 2: „Ausländer“ oder „Deutscher“ ist auch neutral. Wenn man „Scheiß-Ausländer“ oder „Scheiß-Deutscher“ sagt, dann beleidigt die Herkunft. (siehe dazu die nächste Kategorie)
Drecks…selbes Prinzip wie „Scheiß…“ (Drecks…) Verstärkung wie Sau/Schwein Für …Schlampe, …sau, …schwein Beispiel: Drecksfotze. Aber auch Dinge wie „Drecksauto“, „Dreckstür“, Dreckssoftware etc.
Mist, Mist…, Miststück„Mist“ ist funktioniert genauso wie Dreck oder Scheiß. Ist aber etwas schwächer. Sehr verbreitet ist das Wort „Miststück“ – eine typische Beleidigung von Frauen für Frauen.

Herkunft / Ethnie / Rasse

Wort/Varianten Info
„Kanake“Beleidigung für Einwanderer aus dem vorderasiatischen Raum, besonders für Türken in Deutschland. Wird von Türken aber auch als identitätsstiftende Selbstbezeichnung benutzt (ähnlich wie „Nigger“ in den USA). Das Wort hat seinen Ursprung als Selbst-Bezeichnung von Südsee-Völkern und ist wohl durch die europäische Kolonisierung dort nach Europa gekommen. Wie das Wort genau verbreitet wurde und wie es zur Beleidigung wurde ist unbekannt.
„Kartoffel“ / „Hans“Deutsche (von Türken und Türkeistämmigen für Urdeutsche benutzt)
„Alman“Ähnlich wie „Kartoffel“ / „Hans“. Bedeutet eigentlich nur „Deutscher“ auf türkisch bzw. arabisch. Es wird von Türken, Türkeistämmigen und Arabern aber auch so benutzt, dass Urdeutsche abfällig/verächtlich/respektlos benannt werden. In den letzten Jahren wird er aber manchmal auch von Deutschen ohne Migrationshintergrund genutzt, um eine bestimmte Gruppe von Deutschen zu bezeichnen. Für „verweichlichte, über-tolerante, nette Deutsche, die sich nicht wehren, wenn man sie angreift oder beleidigt“. Also die Gruppe, die tatsächlich dem Klischee entspricht, das viele Einwanderer aus dem Nahen und Mittleren Osten von Deutschen haben.
„Bimbo“für Schwarze, „Nigger“ als englisches Wort ist selten. Das Wort „Neger“ (engl. „negro“) ist schwer zu beurteilen. Es erlebt gerade einen Wandel. Früher allgemein und heute bei einem Teil der Bevölkerung (meist Ältere) ist es nicht als Beleidigung gemeint, sondern (wenn auch leicht abfällig) als Wort für Schwarze. Mehr und mehr wird es aber als Beleidigung definiert.
„Jude“Neutrales Wort, das als Schimpfwort benutzt werden kann. „hinterhältig“, sehr politisch unkorrekt. Wird aber noch benutzt, oft von Türken/Arabern oder Staatsbürgern mit arabisch/türkischem Hintergrund
„Nazi“eigentlich für Neonazis und Rechtsextreme, wird aber oft benutzt um jemanden zu diffamieren oder anzuschuldigen. Unterstellung von Rassismus (von Europäern)
„Polacke“für Polen
„Schlitzauge“für Asiaten. Daneben gibt noch das Wort „Fidschi“, das in Ostdeutschland genutzt wird.
„Spaghetti“ / „Itacker“Italiener
„Froschfresser“, „Franzacke“Franzosen
„Schluchtenscheisser“Österreicher
„Piefke“In Österreich ein beleidigender Ausdruck für Deutsche. („Piefke“ war ein deutscher Komponist?!)
„Saupreiß“In Bayern für alle Nicht-bayerischen Deutschen. Früher ernst, heute eher ironisch
„Gelbfüssler“für Baden-Würtemberger (nur Badener?) -> historischer Ursprung. Heute aber keine starke Beleidigung.

Behinderungen und Aussehen

Wort/Varianten Info
„Krüppel“
„Mongo“bezieht sich ursprünglich auf das Down-Syndrom, das bis in die 1960er „Mongolismus“ genannt wurde
„Spast“, „Spasti“Aus dem medizinischen Bereich: Spastik/Spastiker (Gehirn oder Rückenmarksschädigung). Diese Bedeutung ist aber kaum noch bekannt. Das Spast oder Spastiker wird wie das Wort „Idiot“ genutzt
„behindert“Neutrales Wort, das als Schimpfwort benutzt werden kann. „Du bist doch behindert!“
„Missgeburt“selbsterklärend?
„hässlich“selbsterklärend
„Hackfresse“bezieht sich auf ein hässliches Gesicht (Fresse, vulgäres Wort für Mund)
„Fettwanst“, „fett“auf Aussehen bezogen, „fette Kuh“

Ursprünglich religiöse Wörter und Sonstiges

Wort/Varianten Info
„Sack“
„Teufel“religiöser Ursprung, heute veraltet
„Gesochs“, „Pack“, „Abschaum“für Gruppen

Es gibt noch so viele mehr, aber für die einen bin ich zu alt, andere sind regional und andere habe ich noch nie gehört.

Beleidigende Ausdrücke

Die Beleidigungen, die ich hier aufgezählt habe werden genutzt, indem man sagt dass jemand … ist. Genauso wie für Menschen gilt das auch für Tiere und Dinge.

Z.B. „Du bist ein Arschloch!“

Daneben gibt es noch „beleidigende Ausdrücke“

  • „Fick dich!“ (Kurzform von „Fick dich selbst!“) -> Wie das englische „Fuck you!“ (auch die Englische Version wird in Deutschland genutzt, gefühlt noch häufiger)
  • „Ich ficke Dich!“, „Ich ficke… deine Mutter/Freunde/etc.!“, so wie „Ich mache dich fertig!“-> im Sinne von jemanden etwas Schlechtes antun (z.B. schlagen)
    -> hier gibt es aber unzählige Ausdrücke, die das gleiche meinen, die aber mehr oder weniger vulgär sind
  • „Verpiss Dich!“ -> vulgär für „Geh weg!“ oder „Verschwinde!“. Wenn man über andere redet („Er hat sich verpisst“) dann bedeutet dass, dass die Person sich still/heimlich/aus Angst entfernt hat. (Dieser Ausdruck kommt aus der Militärsprache -> dazu mehr in einem anderen Beitrag), Englisch „piss off!“

Straftatbestände, Urteile und Strafen

Beleidigung (von Einzelpersonen)
(Paragraf 185 des Strafgesetzbuches)
In diesem Paragrafen steht nicht viel, auch wird dort nicht definiert was eine Beleidigung ist. Man kann es erkennen wenn man sich Gerichtsurteile ansieht. Ob etwas eine Beleidigung ist (oder nicht) wird also vor Gericht, von Richtern festgestellt. Wer sich beleidigt fühlt muss also erst einmal eine Anzeige erstatten.
Der Paragraf 185 StGb besagt, dass eine festgestellte Beleidigung mit Gefängnis bis maximal einem Jahr oder mit einer Geldstrafe bestraft werden muss. Wenn bei einer Beleidigung auch eine körperliche Handlung (Ohrfeige, Anspucken etc.) dazukommt wird das Strafmaß höher. Dann sind es maximal 2 Jahre Gefängnis. (Eine Strafe wegen Beleidigung läuft aber immer auf eine Geldstrafe hinaus, ich habe noch nie von einer Gefängnisstrafe wegen Beleidigung gehört)

Volksverhetzung (Beleidigung von „Minderheiten“)
(Paragraf 130 des Strafgesetzbuches)
Gegen Beleidigung von Personen und ganze Bevölkerungsgruppen (Herkunft, Rasse, Ethnie, Religion). Zum Beispiel wenn jemand alle Schwarzafrikaner beleidigt.
Der Artikel bezieht sich aber ausdrücklich auf Minderheiten-Gruppen. Deutsche fallen nicht darunter, so dass der Paragraf auch kritisiert wird. Es gibt zum Beispiel ein Gerichtsurteil in dem gesagt wird, dass eine Beleidigung von Deutschen nicht unter diesen Artikel fallen kann. Im „Köterrasse“-Fall hat ein Türkeistämmiger in einem Twitter-Post alle Deutschen als „Hundeclan“/“Köterrasse“ (anders gesprochen Rasse von dreckigen Hunden) bezeichnet. Dies wurde in Hamburg nicht als „Volksverhetzung“ gewertet. Würde aber ein Deutscher türkischstämmige Bürger so beleidigen, also im umgekehrten Fall wäre es eine Straftat.

Zusätzlich werden damit positiver oder relativierende Äußerungen zu bestimmten Verbrechen im Nationalsozialismus (1933-1945) abgedeckt. So auch, wenn man den Holocaust leugnet – d.h. zu behaupten dass er nicht stattgefunden hat. Viele Straftaten bezüglich dieses Paragrafen beziehen sich auf dieses Themenfeld.

Ausdruck von Ärger

„Scheiße!“, „Verdammt!“, „Mist!“, „So ein Scheiß…“ sind Ausdruck von Ärger. Sie sind keine Beleidigungen gegen Personen, sondern so etwas wie „Beleidigungen von Situationen oder Dingen“.

„Verflixt!“ oder „Kruzifix!“ sind Beispiele für Ausdrücke, die heute veraltet sind. Sie werden meistens nur noch ironisch benutzt.

Diese Ausdrücke führen uns aber schon in ein anderes Thema. Das allgemeine Thema der „vulgären Sprache“. Dies werde ich aber in einem anderen Beitrag behandeln.

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